Im Schwarzsehen bin ich ja Weltmeisterin. Deswegen war ich bei diesem Titel wirklich gespannt, ob mir jemand das Wasser reichen kann. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung dieses Buch sich entwickelt. Aber es war genau das richtige Buch in der richtigen Zeit.
Und nun?
Als Tommy mit seiner Frau Martina bei der Familientherapeutin zur Eheberatung sitzt, ist er eigentlich noch guter Hoffnung, dass sich seine langjährige Ehe noch retten lässt. Aber als seine Frau ihm nach der Therapie eröffnet, dass sie die Scheidung will, fällt Tommy aus allen Wolken. Was ist nur falsch gelaufen? Wie soll der fast 50 jährige denn nun weiter machen? Er hat nun gar nichts mehr, keine Familie, sein Job steht auf der Kippe und von seiner vielversprochenen Karriere als Metal Sänger ist auch nichts mehr übrig.
Als er zum 50. Geburtstag Gesangsstunden von seinem besten Freund und Bandkollegen geschenkt bekommt, kann Tommy nicht daran glauben, dass dies nochmal die Weichen für sein festgefahrenes Leben stellen wird.
Das Leben wartet nicht
Ich werde als Leserin direkt reingeworfen in Tommys verkorkstes Leben und empfinde dirket Sympathie für diesen Mann. Er steht vor den Scherben seiner Existenz und es tut sich nicht nur eine Baustelle in seinem Leben auf.
Flink, gekonnt und empathisch erschafft die Autorin ein Leben, was einen dirket ins Herz trifft. Tommy ist ein starker Hauptcharakter. Mit Ecken und Kanten, aber auch Charme und vielen Selbstzweifeln. Da kommt Gesangslehrerin Gunnel genau richtig. Sie scheint ihren Traum gelebt zu haben und nichts zu vermissen. Tommy und Gunnel können unterschiedlicher gar nicht sein und dennoch sind sie sich ähnlicher, als sie denken.
Mit Protagonistin Gunnel gibt es eine weitere Erzählebene im Roman. In Rückblenden lernt man die Operndiva besser kennen. Dieses gibt dem Buch eine weitere Tiefe und bietet einen Gegenpol zu Tommy.
Die Geschichte spielt innerhalb von 4 Monaten und man glaubt gar nicht, wie gut man eine komplette Familie in dieser kurzen Zeit kennenlernen kann. Zügig und voller Herz erzählt Cecilia Klang die Geschichte, die voller Wärme und Liebe ist. Mit Leichtigkeit gibt die Autorin einem die Weisheit mit, dass das Leben endlich ist und dass man das leben soll, was einem wichtig ist. Dieser moralische ermahnende Zeigefinger ist nicht aufdringlich, sondern voller Charme und Witz. Das Buch trifft einen so ganz nebenbei und ungewollt mitten ins Herz,
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es hat mir gezeigt, dass Schwarzsehen durchaus erlaubt und sinnvoll ist, dass man aber auch die anderen Farben nicht aus dem Blick verlieren sollte.
