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Rezensionen zu
Die Seilspringerin

Anna Enquist

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Die niederländische Autorin Anna Enquist hat unter anderem auch Musik studiert, und so wundert es nicht, dass ihre Romane oft von Musiker:innen handeln. So schrieb sie in „Streichquartett“ und in „Denn es will Abend werden“ über eben ein solches Musikensemble und darüber, was sich verändert, nachdem deren Teilnehmer Opfer eines Überfalls werden. In ihrem neuesten ins Deutsche übertragene Werk erzählt sie nun von Alice Augustus, einer erfolgreichen Komponistin. Alice ist knapp 40, und in den vergangenen Jahren hat sie sich ein Renommee aufgebaut, inzwischen ist sie in den entsprechenden Kreisen bekannt und bekommt Aufträge von unterschiedlichen Stellen. Dass sie unter Pseudonym Werbejingles schreibt, ist ein gut gehütetes Geheimnis und hat ihr zudem ein komfortables finanzielles Polster geschaffen. Alice ist mit Mark verheiratet, einem pragmatisch veranlagten Juristen, mit dem sie nach einigen schwierigen Beziehungen endlich angekommen zu sein scheint. Allerdings wurde in den letzten Jahren, die auch die erfolgreichsten ihrer bisherigen Karriere waren, der Wunsch nach einem Kind immer stärker. Alice ist inzwischen Patientin in einer Fertilitätsklinik und der dritte und vorerst letzte Versuch einer künstlichen Befruchtung steht bevor. Alice ist nervös und zunehmend dünnhäutig, während Mark sich zwar über Nachwuchs freuen würde, sich aber auch ein zufriedenes Leben zu zweit vorstellen kann. Als Mädchen und später als junge Frau hatte Alice immer mehr zu kämpfen als ihre zumeist männlichen Kommilitonen. Eine Frau, die Komposition studiert, das war etwas Besonderes. Ihre Unsicherheit trug dazu bei, sie während ihrer Ausbildung oftmals zur Außenseiterin zu machen. Doch es gab diejenigen, die an sie glaubten und sie förderten. Anna Enquist erzählt in „Die Seilspringerin“ von Alices gegenwärtigem Leben, in dem eigentlich alles ziemlich gut läuft, und parallel dazu von ihrem Werdegang, davon, wie sie zur Musik fand und sie schließlich zum Beruf machte. Sie erzählt aber auch vor allem von einer oft unsicheren jungen Frau, einer, deren Elternhaus sie auf ihrem Weg nicht unterstützt, und die sich deshalb an Menschen hängt, Beziehungen eingeht, in denen sie nicht mit ihrem Partner auf Augenhöhe ist. Und in der man ihr schon früh sagt, dass ein Komponist keine Kinder hat. Durch den gesamten Roman zieht sich ein Gefühl der Ambivalenz. So sehr sich Alice auch wünscht, Mutter zu werden, so groß ist auch ihre Angst, ein Leben mit Kind nicht mit ihrem Beruf vereinbaren zu können. Enquist ist immer ganz nah an ihrer Protagonistin, ihren Gedanken, ihrem Erleben, und wir Leser:innen sind das ebenso. Der Roman überzeugt vor allem dort, wo wir hautnah Alices Werdegang miterleben (dass die Autorin sich in der Welt der klassischen Musik auskennt, ist spürbar). Wo sich die Herausforderungen zeigen, denen Alice sich immer wieder stellen muss, wo Enquist herausarbeitet, wie ungleich schwerer ihre Protagonistin es hat als ihre männlichen Mitstreiter. Diese Mitstreiter, die sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen. „Die Seilspringerin“ ist ein gelungenes Frauenporträt. Ich habe es sehr gern gelesen.

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