Obwohl der Originaltitel im Holländischen „Sloop" = Abriss ist, scheint mir der (überraschende) deutsche Titel „Die Seilspringerin“ dem Geschehen des Romans genau so gerecht zu werden, bzw. einen anderen Aspekt in den Vordergrund zu stellen. Der Abriss ist Programm: mit dem Abriss des Wandgemäldes „Die Seilspringerin“ beginnt der Roman und wird dennoch am Ende - wenn auch nicht als Gemälde - wieder in Erscheinung treten. Der Weg dorthin ist ein immer wiederkehrendes Auf und Ab, wie eben die Bewegung des Seiles... In diesem Fall - und ohne mich hier in inhaltlichen Details zu verlieren, die fasst der Klappentext besser als ich zusammen - gelingt es, das Gemälde quasi wie eine Klammer um das Geschehen zu legen: Anna, als ungeliebtes Kind aufgewachsen und nun, als erfolgreiche Komponistin trotzdem von dem Wunsch, Mutter zu werden gefangen, erlebt einen großen Triumph mit ihrem Auftragswerk für das RCO, „Sloop“ und fast nebenbei erfüllt sich ihrer grosser Wunsch… Neben der vielschichtigen aufwühlenden Handlung ist es die Meisterschaft, mit der es Anna Enquist gelingt, das Personal, besonders die Musiker durch ihre einfühlsamen aber trotzdem genau treffenden Charakterzeichnungen und einzigartig einfachen Stil zu beschrieben, hörbar und durchhörbar zu machen. Und das, obwohl es allenthalben bekannt ist, wie schwierig es ist, auch als ausgebildete Musikerin, glaubhaft ÜBER Musik zu schreiben. Fast könnte man sagen, Anna Enquist schafft einen Roman UND eine Komposition. LESEN!

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