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Rezensionen zu
Der Biograf von Brooklyn

Boris Fishman

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Aufmachung: Das Cover gefällt mir wirklich sehr gut. Zwar erinnert diese Art der Darstellung immer ein wenig aus Erpresserbriefen aus Sitcoms, aber ich finde die Idee, den Titel so zu präsentieren, echt lustig. Und es passt auch irgendwie zu dem, was der Protagonist macht. Weiterhin positiv finde ich das ansonsten eher schlichte Cover - zumindest was die Schutzhülle angeht. Nimmt man diese nämlich ab, strahlt einem Giftgrün entgegen. Nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe, sieht aber dennoch echt cool aus. Der Titel passt ebenfalls wie die Faust aufs Auge. Meine Meinung: Ja, also eigentlich sind solche Bücher nicht so mein Genre, aber der Klappentext klingt ganz interessant, also hab ich es mal gelesen, in der Hoffnung auf eine lustige Geschichte. Der Protagonist ist sympathisch und man kann sich gut in ihn hineinversetzten, selbst wenn man keine Ahnung von Russen und ihren Angelegenheiten hat. Meine weißrussische Freundin (hallo) hat sich das Buch von mir ausgeliehen, und sie hat mir hinterher gesagt, dass sie es sehr lustig fand. Sie habe vieles wiedererkannt, was sie selbst schon erlebt hat, der Autor scheint also tatsächlich aus Erfahrung zu sprechen. Wie gesagt, ich kann das nicht wirklich beurteilen, aber wenn sie das so sagt, dann wird das wohl stimmen. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass die Charaktere alle sehr lebhaft und sympathisch sind, was dazu beiträgt, dass sich das Buch sehr leicht lesen lässt. Dazu ist es wirklich humorvoll geschrieben, meine Hoffnung, ein lustiges Buch zu lesen, hat sich also erfüllt. Hin und wieder jedoch kamen dann einige Witze auf, die ich leider nicht verstanden habe, höchstwahrscheinlich liegt das an der anderen Kultur. Das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem Spaß hatte, aber manchmal hatte ich das Gefühl etwas zu verpassen. Das Buch ist für "Outsider" so eventuell teilweise etwas langweilig, vermutlich macht es mehr Spaß, wenn man diese Situationen selber kennt, wie meine Freundin. Dennoch, wie gesagt, kann man auch als jemand, der solche Dinge noch nie erlebt hat, durchaus Spaß haben, was vor allem an dem schönen, leichten Schreibstil des Autors liegt, aber eben auch an dem humorvollen Protagonisten. Eben eine leichte Lektüre für zwischendurch. "Der Biograf von Brooklyn" findet einen wirklich schönen Abschluss. Fazit: Kurzum: Beim Lesen kann man zwischendurch eindeutig mal ganz gut lachen, noch besser wahrscheinlich sogar, wenn man die Situationen richtig nachvollziehen kann. Schöner Schreibstil, tolle Charaktere und guter Wortwitz machen "Der Biograf von Brooklyn" zu einem netten Buch für zwischendurch. 3,5/5 Lesehasen.

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Slava kam als Kind mit seiner Familie über Umwege aus Weißrussland nach Amerika. Eine Genehmigung für eine problemlose Ausreise gab es ausnahmslos für Israel. Amerika war nur über mehrere europäische Stationen erreichbar. Im Gegensatz zu seiner Familie versucht Slava seine Herkunft aus dem Gedächtnis und damit aus seinem Leben so weit wie möglich herauszuhalten.Zwar wohnen alle Familienmitglieder in New York, doch trennen Slava und seine Eltern und Großeltern mittlerweile Welten. Während seine Familie ihr weißrussich-jüdischen Wurzeln eher pflegt, führt Slava ein amerikanisches Leben. Er arbeitet als Jungredakteur, im Grunde möchte er aber mehr als die "zum Piepen" benannte Kolumne füttern, die Stilblüten anderer Zeitungen kommentiert. Eigentlich fühlt er sich als Schriftsteller. Kurz nach dem Tod seiner Großmutter, die als junge Frau im Minsker Ghetto lebte, trifft ein Brief der „Konferenz für jüdische Schadensersatzansprüche gegen Deutschland“ ein. Da die eigentlich zu entschädigende Person keine Ansprüche mehr geltend machen kann, hat der erfinderische und clevere Großvater eine Idee: Auch wenn Großmutter Sofias Schicksal nicht ganz den Voraussetzungen entspricht, die gegeben sein müssen, um eine Entschädigung zu erlangen, so hätte sie doch nach humanen Maßstäben jedes Recht auf eine Zahlung. Slava will sich Geschichten ausdenken? Hier bekommt er die Gelegenheit. Zunächst soll er nur für den Großvater einen Antrag "aufhübschen", doch dabei bleibt es nicht ... Boris Fishmans Geschichte um den leicht betrügerisch veranlagten Großvater, der seinen Enkel zur Fälschung anstiftet, liest sich zunächst witzig, locker und unterhaltsam. Doch nach einem rasanten Einstieg gerät die Lektüre - analog zu den Lebensumständen des Hauptprotagonisten - ein wenig ins Schlingern. Slava wird zwischen den unterschiedlichen Personenkreisen, zwischen den verschiedenen Lebenswelten hin und her geworfen - seinem Innenleben ist das nicht eben zuträglich und der Leser sieht sich mit einer Reihe von Personen konfrontiert, die teilweise kurz auf der Bühne des Geschehens erscheinen, um rasch wieder zu entschwinden. Die Darstellung einer bestimmten Lebensweise scheint dieses Vorgehen zu erfordern, verwirrt aber leider ein wenig. Wohin die Reise gehen mag, die so zügig in eine Richtung zeigte, ist zunächst fraglich. Auch das kann spannend sein, gewisse Bezüge aber muss man sich erarbeiten. Glücklicherweise enthält der Roman einen kurzen Anhang, der Anspielungen erklärt, die man als nicht aus dem russischen Kulturkreis stammender Mensch, nicht eben parat haben muss. Die Struktur des Roman, die sich Fishman gewählt hat, steht ganz offensichtlich in der Tradition der großen russischen Erzähler. Dennoch gelingt es sowohl Slava als aus dem Leser aus der Verwirrung wieder aufzutauchen. Das Spiel mit Lüge und Wahrheit bringt ihn seiner Familie wieder näher. Dabei entdeckt er etwas ganz wesentliches für sein weiteres Leben: die Vergangenheit gehört zum Leben. Wie Fishman seinen Hauptprotagonisten diese Erkenntnis finden lässt ist durchaus beachtenswert. Denn obwohl Slava seine Großmutter geliebt hat, hat er sie nie nach ihren Erlebnissen während des Zweiten Weltkrieges befragt. Wie in vielen Familien wurden diese prägenden Erlebnisse verschwiegen, um ein neues Leben beginnen zu können. Doch letztendlich ist dieses Schweigen ein Fehler - auch wenn die Erinnerung schmerzhaft ist - beraubt es die Nachkommen doch einer Facette von Identifikation von Verständnis, die wichtig ist, um einen eigenen Platz zu finden. Glücklicherweise stellt Fishman Slava aber einen äußerst pragmatischen und gewieften Großvater an die Seite, der den Enkel nur allzu gerne in die eigene kulturelle Enklave in Brooklyn zurück holen möchte. Ob es ihm gelingt? Das sollte sich jeder selbst erlesen. Eine besondere Beziehung zwischen Enkel und Großmutter, die das Versäumte nicht ungeschehen machen kann, aber dennoch versöhnlich stimmt, bildet ein denkbar gutes Ende, das nicht unbedingt ein glückliches sein muss. Aber lest selbst.

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