Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Die Schneekönigin

Michael Cunningham

(6)
(4)
(6)
(3)
(1)
€ 10,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,30 [A] | CHF 15,50* (* empf. VK-Preis)

Das Buch war komplett anders, als ich es erwartet habe. Anfangs mochte ich es tatsächlich überhaupt nicht. Ich habe ständig gesagt, dass mir das Buch nicht gefällt und so weiter. Ich hatte das Gefühl, dass ich bei Seite 50 immer noch dabei war, die Personen kennenzulernen (zu dem Punkt waren es gerade mal zwei). Der Autor hat Anfangs erstaunlich wenig wörtliche Rede verwendet. Dafür beschreibt er aber alles so haargenau wie es nur geht. Später kommt dann viel mehr wörtliche Rede dazu, aber die unglaublich vielen Details bleiben. Gerade da durch gibt es viele wunderschöne Szenen, welche man sich alle gut bildlich vorstellen kann. Das Ganze ist teilweise echt tiefgründig und mit Poesie versetzt. Da ich das Gefühlt hatte, dass der Autor ab und zu mal ziemlich abschweift (gerade am Anfang vermehrt), habe ich den roten Faden des Öfteren verloren. Es geschieht etwas und dann schweift eine Person in den Gedanken ab und nach 3 Seiten ist man wieder beim vorherigen Geschehen… Die Personen sind echt toll ausgearbeitet: Barrett ist einfach zum gern haben. Teilweise hat er mich mit dem, was er sagt verwirrt, aber das kann auch daran liegen, dass das ein bisschen zu “hoch“ für mich war. Tyler war eigentlich ganz okay, aber das mit den Drogen hat irgendwann genervt :) Andrew mochte ich echt gerne. Der Typ ist irgendwie cool drauf gewesen – So verplant und näher an meinem Alter, als der Rest der Personen. Das mit Beth ist meiner Meinung nach alles etwas vorhersehbar, aber dennoch ganz nett zu lesen. Was mir echt gefallen hat ist, dass ein Unterthema, welches immer wieder mal angesprochen wird, die Präsidentenwahl ist. Alle spekulieren darüber, wer der neue Präsident wird, dass Amerika nicht bereit für einen schwarzen Präsidenten (Obama) ist und so weiter. Da wir heute ja wissen, wer Präsident geworden ist, war das ganz amüsant zu lesen. Das mit dem Licht hat mich etwas irritiert. Die Anspielung auf das Märchen von Hans-Christian Andersen ist gelungen, wenn man weiß wie das dort mit dem Spiegel und so abläuft. Aber bis auf den Eiskristall, der ihn im Auge trifft und zum Skeptiker macht, gibt es nur ein paar kleine Anspielungen zu dem Märchen. Alles in einem würde ich das Buch den Leuten empfehlen, die Drama, Tragik und Poesie mögen. Ich denke nicht, dass ich es in nächster Zukunft noch einmal lesen werde…

Lesen Sie weiter

Inhalt In einem etwas entlegenerem und nicht ganz so teuren Stadtteil New Yorks leben die zwei Brüder Tyler und Barrett. Tyler, ein begabter Sänger und Songwriter, der noch immer auf den Erfolg wartet und Barrett, der einer großen Liebe nach der nächste hinterher jagt und eines Abends ein geheimnisvolles Licht am Himmel über dem Central Park sieht. Unmittelbar darauf scheint sich Tylers todkranke Freundin Beth zu erholen. Ein Wunder? Sicher ist sich Barrett nicht, doch Folgen hat es auf jeden Fall und bald wird ihr aller Leben umgekrempelt. Meine Meinung Dem wirklichen Klappentext zufolge erwartete ich eine moderne Umschreibung des berühmten Andersen-Märchens, ähnlich den vielen Cinderella Adaptionen, wie zum Beispiel Die Luna-Chroniken. Meine Vermutungen hätten nicht ferner der Realität liegen können. Doch es soll mir eine Lehre sein. Schon einmal vorab: Was das Buch getan hat, um den Titel Die Schneekönigin zu tragen, ist mir noch immer ein Rätsel. Pulitzerpreisträger Michael Cunningham, Autor des berühmten Romanes Die Stunden, gehört ab sofort nicht mehr zu der gesichtslosen Masse mir-nichts-sagender-Autoren und hat mittlerweile ein Plätzchen bei den "Aha!-Schriftstellern". Ich bin wohl zu jung/dumm/unerfahren (sucht euch was aus) um die Essenz des Romanes richtig zu erfassen, immerhin ist es (verdammt nochmal!) ein Michael Cunningham Buch und gehört auf eine Liste undurchschaubarer Schullektüren, die man bis zur Farbe der Gardinen analysieren kann. Wer weiß, vielleicht werden unsere Kinder in 50 Jahren im Englischunterricht nicht mehr Harper Lee, sonder Michael Cunningham und statt To Kill a Mockingbird Die Schneekönigin lesen. Man weiß es nicht, für möglich halte ich es aber durchaus, so wie der Autor mit Metaphern um sich wirft. Allerdings kann ich mir zugute halten, dass ich überhaupt gemerkt habe, dass ich noch zu unintellektuell für diese Sorte Buch bin und kann somit wenigstens versuchen, eine Rezension für Die Schneekönigin zu schreiben. Die Personenkonstellationen und Charaktere sind wohl das Interessanteste am Buch: Da gibt es zum einen Tyler, der sehr unzufrieden mit sich und seiner Umwelt ist und meiner Meinung nach noch am meisten Bezug zur Schneekönigin findet. Durch ihn erfahren wir mehr über die jeweilige globale Situation, da er manchmal die politische Lage kritisch kommentiert. Gegenstück und gleichzeitig Ergänzung ist sein Bruder Barrett, der etwas zufriedener und ausgeglichener ist. Weniger wertend und auf der Suche nach der wahren Liebe lebt er sein bescheidenes Leben, erfreut sich an kleinen, alltäglichen Dingen und fragt sich seit jener gewissen Novembernacht, ob er im Central Park das Auge Gottes am Himmel gesehen hat. Mit diesem Wunder unweigerlich verknüpft ist Beth, die zum Tode verurteilte Freundin und große Liebe Tylers, die irgendwie mit beiden Brüdern gleichzeitig verheiratet ist und ein heilendes Licht am Himmel bitter nötig hat, da sie schwer krebskrank ist. Neben dieser etwas komplexen Konstellation (ich hoffe, ihr könnt mir noch folgen) zieht die eigensinnige Liz ihre Kreise. Entgegen ihrem fortschreitendem Alter beginnt sie immer wieder Affairen mit viel jüngeren und dümmeren Männern und versucht ihren Platz im Leben zu finden. Ihr merkt, Schwerpunkt des Buches sind sehr menschliche und unterschiedliche Charaktere, die einfach nur ihr Leben nach ihren Philosophien leben und versuchen, längst verblasste Träume zum Bleiben zu überreden. Mit anderen Worten, sie haben eine Midlife-Crisis. Hauptaussage für mich ist, dass das Leben immer weiter geht, egal ob wir mithalten können oder nicht. Manchmal müssen wir alte Träume loslassen um weiter ziehen zu können und uns ein neues Ziel suchen. Außerdem steht die Liebe sehr im Mittelpunkt, in all ihren kunterbunten Formen. Was ist Liebe? Es werden ziemlich viele und unterschiedliche Antworten geliefert, zum Beispiel die scheinbar perfekte Beziehung zwischen Beth und Tyler, welche sich sehr wandelt und durch eine neue mit Liz ersetzt wird. An die, die das Buch bereits gelesen haben: Es ist doch schon sehr verdächtig, dass Liz und Beth beide den gleichen Namen haben, oder? Fazit Ob diese Deutung jetzt "richtig" ist, ist mehr als fragwürdig, doch diese Botschaft habe ich für mich mitgenommen und das ist ja schlussendlich die Hauptsache, right? Ich hoffe, meine kleine Aufdröselung des Romanes kann euch ein bisschen helfen, zu bestimmen, ob ihr nun Lust auf so eine Portion Literatur habt oder nicht. Es versteht sich von selbst, dass man Die Schneekönigin unter 15 Jahren zwar natürlich lesen kann, aber dann wahrscheinlich noch weniger versteht als ich ... behaupte ich jetzt einfach mal. Ansonsten kann ich euch noch sehr die Leseprobe ans Herz legen, da sie einen guten Einblick auf den Schreibstil Michael Cunninghams gibt. Da der Roman nicht meine Erwartungen erfüllte, ich nicht wirklich auf 300 Seiten schwere Literatur gefasst war, aber sowohl Lesefluss als auch Geschichte von mir kaum bemängelt werden können, kann ich ihn an alle Fans des Autoren weiter empfehlen und an die, die nach dieser Rezension Lust auf mehr haben.

Lesen Sie weiter

Kein Märchen

Von: MomoAlice

17.04.2016

Anfangs bin ich nicht so gut in die Thematik reingekommen. Später war ich ein wenig gespalten, weil ich noch immer nicht wusste, was mir der Autor mit seinem Titel Die Schneekönigin sagen möchte ... Auch mit den Romanfiguren konnte ich erst nicht richtig warm werden. Es hat ein wenig gebraucht, bis ich dahinterkommen konnte, woran es gelegen hat. Später durchlebte ich aber eine kleine Wende. In den letzten 150 Seiten entwickelte sich der Roman für mich dermaßen ergreifend, sodass ich von einer inneren Unruhe ergriffen wurde, und ich, am Ende der Geschichte angelangt, jede Menge Kaugummi-Leichen entsorgen musste :-). Dass der Buchtitel Die Schneekönigin nichts mit dem Märchen von Andersen zu tun hat, damit habe ich sehr wohl gerechnet. Ich wollte ja kein Märchen lesen. Ich war daher neugierig, welchen kreativen Weg der Autor mit dieser Schneekönigin wohl eingeschlagen haben mochte. Und diese neue Dame wollte ich kennenlernen. Sie muss eine Metapher sein, wie auch die Schneeflocken metaphorisch gemeint sind. Mir kommt alles in dem Roman tatsächlich recht kühl vor und ich tippe, dass die schwerkranke Beth, siehe unten, mit der Schneekönigin gemeint ist, die den Schnee so sehr liebt, dass sie es bis in die Wohnung hineinschneien lässt ... Die Romanfiguren habe ich alle ein wenig exzentrisch erlebt. Beth ist krebskrank und bettlägerig. Tyler, ihr Mann, ist drogenabhängig. Von Beruf ist er Musiker, der alles für seine kranke Frau tut, weil er sie abgöttisch liebt. Aber er schafft es nicht, ihr einen Song zu schreiben. Nicht, dass Beth dies von ihm verlangt, nein, er ist es selbst, der ihr diese Freude mit einem selbst gedichteten Lied bereiten möchte. Besonders erfolgreich ist er mit seiner Musik nicht. Tylers jüngerer Bruder Barret schafft es nicht, einen eigenen Haushalt zu gründen und lebt bei Tyler und Beth in einer kleinen New Yorker Wohnung, weil er angeblich ein Außenseiter und vom Scheitern bedroht sein soll. Barret ist ein wenig adipös und homosexuell. Sämtliche Beziehungen scheitern und wird schlecht damit fertig. Außerdem hegt Barret jede Menge Vorurteile gegen Menschen bestimmter Nationen, ohne diese Menschen tatsächlich zu kennen. Liz ist Beths beste Freundin und mit Andree zusammen. Sie ist Ende fünfzig und Andree sechsundzwanzig Jahre alt. ... Da ich nicht zu viel verraten möchte, beschränke ich mich auf diese wenigen Personenbeschreibungen der ProtagonistInnen. Nun möchte ich gerne beispielhaft eine Szene festhalten, die deutlich macht, womit ich meine Schwierigkeiten hatte: Beth wird von ihrer Krebserkrankung wider Erwarten geheilt. Ihr Arzt spricht von einem Wunder. Selten gebraucht dieser Arzt, Naturwissenschaftler der Humanmedizin, diesen Ausdruck. Beth macht sich Gedanken über ihr zurückerworbenes Leben und glaubt, dem Universum nun etwas schuldig zu sein ... Ein paar wenige Seiten später fängt eine neue Episode an. Fünf Monate später; man nimmt an einer Schifffahrt teil, an der Tyler, Barret und Liz beteiligt sind. Sie haben eine Dose in der Hand, die sie zu öffnen versuchen. Ich wusste ziemlich schnell, was das für eine Dose ist und was sich darin befindet. Es ist eine Urne und Beths Asche soll in die See verstreut werden. Und damit hatte ich meine Schwierigkeit. Erst ist Beth geheilt und fünf Monate später ist Beth auf einmal tot, und zwar so tot, dass ihr Ableben sich schon in dieser Dose befindet. Mir war das zu abrupt, wobei die fünf Monate nicht in einem Inhalt verpackt wurden, sondern nur in ein paar Worten als eine Auskunft. Nach meinem Geschmack hat der Autor diesbezüglich zu oberflächlich gearbeitet. Mir hat der Prozess von dem einen Zustand in dem anderen gefehlt. Ich habe als LeserIn nicht genügend Zeit bekommen, mich auf diese veränderten Szenen wirklich einzulassen, um mich an diese wichtigen Veränderungen gewöhnen zu können. So richtig gut hat mir das Buch dann schließlich nach Beths Tod gefallen. Man hat viele zusätzliche Dinge über die ProtagonistInnen erfahren können und ich hegte den Verdacht, dass Beth erst sterben musste, um an gewisse Informationen ranzukommen. Mein Fazit? Es hat sich gelohnt, das Buch nicht vorzeitig abgebrochen zu haben. Schließlich fing es an, mir doch noch zu gefallen. Veränderte Lebenssituationen spielten sich bei allen ProtagonistInnen ab, die ich durchaus als lesenswert empfunden habe. Und speziell, was die außergewöhnliche sexuelle Beziehung zwischen Liz und Tylor betrifft. Auch wenn ich im obigen Buch die Kurve wiedergekriegt habe, hat mir Cunninghams Buch Die Stunden deutlich besser gefallen. Dieses Buch hatte ich damals regelrecht verschlungen. Aber ich könnte mir vorstellen, Die Schneekönigin in ein paar Jahren ein weiteres Mal zu lesen.

Lesen Sie weiter

Viel hat der neue Roman von Michael Cunningham nicht zu tun mit dem gleichnamigen Märchen von Hans-Christian Andersen – zumindest so wie ich es in Erinnerung habe. Lesenswert ist er trotzdem, auch wenn er den literarische Tiefgang von “Die Stunden” leider vermissen lässt. Vor der Lektüre hatte ich mich zwar auf märchenhafte Lesestunden eingestellt, bin mit dem New Yorker Realismus, den Michael Cunningham mir stattdessen vorsetzt allerdings durchaus zufrieden. Die Geschichte tritt aufgrund ihrer Gebundenheit an Zeit und Raum ein wenig auf der Stelle, oft scheint Michael Cunningham interessierter an politischen Diskussionen, die sich zu Tiraden auswachsen, als sich etwas einfallen zu lassen, dass der Handlung etwas Feuer unterm Hintern macht und auch das Happy End wirkt auf mich überaus “understated” – was in meinem Fall lediglich eine Beobachtung und keine Kritik darstellt. Denn gerade durch die zäh fließende Handlung bietet “Die Schneekönigin” eine überaus gemütliche Lektüre, auf die man sich trotz allem voll und ganz konzentrieren muss. Michael Cunningham macht stilistisch nämlich keine Kompromisse und schiebt oft Gedanken ein, die über mehrere Zeilen ausgeführt werden, bis man als Leserin schon wieder vergessen hat, was der eigentliche Stein des Anstoßes war – zum Glück kann man im Zweifelsfall ein paar Zeilen zurück gehen und seine Erinnerung an den Anfang des Rahmensatzes etwas auffrischen. Ideal ist diese Art der Lektüre allerdings nicht, denn es unterbricht den Lesefluss und bringt mich persönlich oft raus. Zum Glück nehmen die stilistischen Sperenzchen des Autors jedoch nie Überhand und “Die Schneekönigin” ist insgesamt ein sehr eingängiges Buch. Was dabei großflächig auf der Strecke bleibt ist der Tiefgang, sowohl die Handlung ist oberflächlich – beispielsweise erfährt die Leserin, dass eine der Figuren an Krebs stirbt, ihr Kampf gegen die Krankheit wird jedoch nicht thematisiert. Die verschiedenen Teile des Romans sind lediglich Momentaufnahmen, die mir als Leserin einen Ausschnitt der Handlung präsentieren. Der größte Teil des Lebens der Figuren geschieht jedoch in den Bereichen der Geschichte zu denen mir Michael Cunningham keinen Zugang gewehrt. Das Buch welches entsteht, wenn sein Autor sich nur auf das minimal wesentliche bezieht, ist meines Erachtens jedoch lediglich ein Schatten des Buchs, welches Michael Cunningham hätte schreiben können. “Die Schneekönigin” gibt mir als Leserin nie mehr als das absolute Minimum und damit kann ich mich einfach nicht zufrieden geben. Insgesamt war ich trotz anfänglich anderer, märchenhafterer Erwartungen mit “Die Schneekönigin” durchaus zufrieden. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Michael Cunningham nur einen Bruchteil des Potenzials nutzt, das die Geschichte in sich trägt. Diese Erkenntnis schmälerte oft mein Lesevergnügen, hätte ich doch gerne am Leben der Figuren teilgenommen, anstatt immer nur im Rückblick kurz gesagt zu kriegen, was zwischen den einzelnen Teilen des Romans alles geschehen ist; Chemo, Hochzeit, Plattenvertrag, etc. Letztlich macht das “Die Schneekönigin” nicht zu einem Roman, von dem ich anderen Leserinnen konsequent abraten würde. Doch es ist auch nicht Michael Cunninghams bester Roman, bzw. ein Roman der seine Leserin (also mich) nach der Lektüre vor lauter Begeisterung durch Lesezimmer tanzen lässt.

Lesen Sie weiter

Von Michael Cunningham hatte ich bereits "In die Nacht hinein" gelesen und sehr gemocht. Aus diesem Grund war ich mir ziemlich sicher, dass mir auch sein, an das berühmte Andersen-Märchen angelehnter, Roman gefallen würde. Denn seien wir mal ehrlich: die Wahrheiten der menschlichen Gefühle, gemischt mit Motiven aus der Schneekönigin, angesiedelt im New York des 21. Jahrhunderts? Kann man da nicht neugierig werden? Tyler und Barrett sind keine Helden. Sie nehmen Drogen, hoffen auf das große Los, wünschen sich die wahre Liebe und denken oftmals über sich selbst, ihr Leben und ihre Fehler nach. Sie sind greifbar, echt und so kann man sie manchmal leiden, und manchmal eben nicht. Auch die Geschichte drumherum ist nicht durchzogen von großen Handlungen. Der Roman fängt eher einen Ausschnitt aus dem Leben zweier Brüder ein, die auf der Suche sind. Auf der Suche nach Erkenntnis, nach Wahrheit, nach einem Leben, das es zu leben lohnt. Cunningham lässt uns dabei sehr tief in ihre Köpfe blicken und uns Dinge sehen, die weder wir noch die Protagonisten gerne sehen wollen. Ich kann im Nachhinein aber nicht leugnen, dass ich nicht doch etwas enttäucht bin über diesen vielversprechenden Titel. Natürlich, die Parallelen zum Märchen sind eindeutig, doch der Eiskristall, der sich den Weg in das Auge eines der Protagonisten bahnt und ihn zu einem zynischen Skeptiker macht, war dabei noch der größte und wichtigste Einfluss. Wer hier also auf eine richtige Neuerzählung der alten Geschichte hofft, wird an diesem Buch wohl kaum Gefallen finden. Es sind vielmehr kleine, metaphorische Ähnlichkeiten, die an Andersen erinnern, eingebettet in einen typischen Cunningham. Zwar war dies erst mein zweites Buch von ihm, doch fand ich bereits zwischen diesen beiden einige Gemeinsamkeiten, besonders was die ehrliche Beschreibung der Gefühlswelten seiner Figuren betraf.

Lesen Sie weiter

Warum wollte ich das Buch lesen? Die Umschlaggestaltung und der Titel haben mich sehr angesprochen – als Märchenfreundin war dann schon klar, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte. Inhalt: Barrett und Tyler, zwei Brüder, leben gemeinsam mit Tylers Freundin Beth in Bushwick. Beth ist an Krebs erkrankt und die beiden kümmern sich um sie. Tyler ist Musiker, er wartet noch auf seinen Durchbruch und Barrett hat sein Literaturstudium geschmissen und arbeitet in einer Boutique. Der Lebensinhalt der beiden besteht aus der Pflege von Beth – zumal Barrett auch erst von seinem letzten Freund per SMS ab serviert wurde... Meinung: Schwierig, schwierig. Das was ich mir erhofft hatte, ein kleines bisschen ein modernes Märchen, habe ich hier leider nicht erhalten, auch waren für mich nicht allzu viele Parallelen zum Märchen von Hans Christian Andersen vorhanden und dennoch war die Geschichte nicht schlecht. „Die Schneekönigin“ ist mein erster Roman von Michael Cuningham und seinen Schreibstil konnte ich sehr genießen, man war direkt in der Geschichte von Tyler und Barrett und hatte keine großen Berührungsängste. Cunningham schreibt offen, ehrlich, schonungslos und auch voller Humor. Und auch totgeschwiegen wird hier nichts, egal ob es um Krebs, den Tod, Drogen oder Betrug geht - man lernt den Mensch mit all seinen Facetten und Fehlern kennen. Den Mensch – sagen wir eher eine handvoll Menschen, viele Nebencharaktere haben wir hier nicht, aber diese tauchen immer wieder auf – mal in einem wichtigeren Zusammenhang und dann wieder eher nebensächlich. Und die Hauptcharaktere sind allesamt besonders. Egal ob es sich um Tyler handelt, der in seinem Alter noch an die Musikkarriere glaubt und mit seiner Freundin und seinem Bruder in einer heruntergekommenen Wohnung lebt, Beth, die vor ihrer Krebserkrankung jegliche Fundstücke in ihre Wohnung geschleppt hat oder Barrett, der an eine höhere Macht samt Zeichen glaubt. Alle drei sind nicht grade die typischen Leute von nebenan, dennoch hat jeder sein Päckchen zu tragen und es ist interessant die drei und ihre Freunde näher kennen zulernen. Das Buch ist nicht wirklich in Kapitel unterteilt, aber in drei große Teile gesplittet: Ein Abend, Silvester 2005 und November 2008. Jedem Abschnitt kann man ohne Probleme eine Handlung zuordnen bzw. gewichtige Momente, was ich hier aber nicht tun werde, denn ansonsten habe ich der Geschichte die Spannung genommen. Jetzt möchte ich noch einmal kurz auf den Titel zurück kommen. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten, kann ich wie gesagt kaum eine Verbindung zum Märchen herstellen. Am Anfang wird Bezug darauf genommen, als Tyler eine Schneeflocke (Eissplitter) ins Auge fliegt und am Ende greift er das Thema noch einmal auf. Ansonsten ist Beth für mich ein bisschen die Schneekönigin, aber nicht weil sie unnahbar ist, sondern weil sie den Schnee einfach über alles liebt. Wer eine außergewöhnliche Geschichte, voller Emotionen und unerwarteter Wendungen lesen möchte, sollte sich einmal an „Die Schneekönigin“ versuchen. Ein Buch, dass einen immer wieder überrascht! Dennoch muss ich ein aufgrund von falschen Erwartungen, die in mir geweckt wurden, zwei Punkte abziehen - dennoch bekommt "Die Schneekönigin" von mir gute drei Herzen!

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.