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Rezensionen zu
Die Schneekönigin

Michael Cunningham

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Andersens Kunstmärchen ist komplizierter als viele andere Märchen. Kay und Greta sind Nachbarskinder und Kay passiert ein Unglück: im fällt ein Spiegelsplitter ins Auge, der dafür sorgt, dass Kay die Welt nur noch als hässlich und schrecklich wahrnimmt. Der Spiegel gehörte eigentlich dem Teufel, aber dem rutschte das Ding einfach aus den Händen. Kay ist durch den Splitter in seinem Auge so verblendet, dass er der Schneekönigin hinterherläuft, die ihn in ihrem eisigen Palast erst küsst, so dass Kays Herz zu Eis erstarrt und anschließend gefangen nimmt. Gerda setzt Himmel und Hölle in Bewegung um Kay zu retten. Am Ende sind es ihre Tränen, die Kays Splitter wegspülen und dafür sorgen, dass beide endlich nach Hause können. Happy End. In Michael Cunninghams Roman Die Schneekönigin wird die Andersen Referenz holzhammerartig, aber konsequent durchgezogen. Das Ergebnis ist ein bisschen kitschig und trotzdem sehr berührend. Gerade weil der Roman am Ende sehr viel mehr als ein Märchen ist. Die Geschichte von Cunningham spielt in New York, es ist Winter in Bushwick, Weihnachten ist gerade vorbei. Bushwick ist nicht schick, Bushwick ist sehr hässlich. Der Plot dreht sich um vier Protagonist_innen, die alle auf bessere Tage hoffen, sich selbst als lebende Kunstwerke begreifen und auch ein bisschen Schneekönigin an sich haben. Oder zumindest Schnee. Tyler Barrett versucht seit Jahren sein Glück als Musiker und hofft darauf, den großen Song zu schreiben. Einen Hochzeitssong für seine eigene Hochzeit, aber er hat nicht viel Zeit. Weil das Songschreiben so eine mühsame Angelegenheit ist, muss Tyler regelmäßig mit einer Prise Schnee, äh Koks, nachhelfen. Tylers große Liebe Beth ist an Krebs erkrankt (daher Tylers Zeitdruck) und wenn es ihr gelingt, sich aus ihrem Sterbezimmer aufzuraffen, wirft sie sich in weiße Kleider, denn Buntes erträgt sie nicht mehr. Tylers Bruder Barrett, Lieblingsroman: Madame Bovary, ansonsten hochbegabter Yale-Absolvent (na ja, fast) und eben auch (fast) echter Literaturwissenschaftler, kriegt einfach nichts auf die Reihe und verkauft deshalb überteuerte Klamotten in einem Second-Hand-Designer-Laden. Das bunte Treiben eröffnet ihm ganz neue literarische Anknüpfungspunkte, die ihn innerlich zum Strahlen bringen: "Es ist das in der Praxis abgeschaffte, aber immer noch dankbare Unheil, das alle Impulskäufer begleitet - die verarmte Matrone, den enterbten jungen Grafen - wenn sie sagen: "Ich werde in diesem kunstvoll verwaschenen Freddy-Mercury-T-Shirt (zweihunderfünfzig Dollar) auf Erden wandeln, auf der Party heute Abend trage ich dieses Vintage-Minikleid von Alexander McQueen (achthundert), weil mir der Augenblick mehr bedeutet als die Zukunft. Die Gegenwart, heute Nachmittag, heute Abend, das Gefühl einen Raum zu betreten und tatsächlich, wenn auch nur kurz, zum Schweigen zu bringen, das ist mir wichtig, es ist schon in Ordnung für mich, nichts zu hinterlassen." Es handelt sich, in Barretts Augen, höchstens um eine harmlose Form des Sadismus, immerhin wirft sich niemand, der den Laden mit Einkäufen verlässt, die er sich eigentlich nicht leisten kann, vor den nächsten Zug. Und so kann er ohne Gewissensbisse (ohne allzu große Gewissensbisse) die Vorstellung genießen, dass Madame Bovary und die Buddenbrooks und das Haus der Freude weiterleben." (106) Nebenbei wartet er auf den richtigen Mann für's Leben, allerdings ist das nicht so einfach. Als ihn mitten in der schneebedeckten Landschaft des Central Parks eine übernatürliche Vision ereilt, glaubt der Ex-Katholik Barrett auf einmal doch wieder an das göttliche Moment und sucht regelmäßig die nahegelegene Kirche auf. Denn irgendeine Bedeutung muss das Licht doch haben. "Vielleicht wird er im hohen Alter einer jener Geschichtenerzähler sein, die das Unmögliche gesehen haben; ein UFO-Zeuge, ein Bigfoot-Zeuge, ein komischer Kauz, der einen flüchtigen, wundersamen Blick auf etwas Unerklärliches erhaschen konnte und sich dann wieder dem Älterwerden zuwandte; der die Subgeschichte der Spinner und Paranoiker fortschreibt, jener Heerschar von alten Säcken, die genau wissen, was sie gesehen haben, auch wenn es Jahrzehnte her ist, und wenn du es nicht glauben willst, du Jungspund, ist das in Ordnung, vielleicht wirst du selbst eines Tages etwas sehen, das du dir nicht erklären kannst, und dann, nun, dann wirst du es wohl endlich begreifen." (S. 57) Das Quartett wird durch Liz komplett, eine alternde Punkdiva und Chefin von Barrett, die von Tylers Drogenkonsum weiß und ihn immer wieder gerne tröstet. Doch davon weiß Beth nichts. In diesem Potpourri aus schweren Schicksalsschlägen und verkrachten Existenzen ereignet sich dann ein Wunder, kurioserweise kurz nachdem Tyler ein Eiskristall ins Auge geflogen ist und Barrett seine Vision hatte. Beth scheint sich wieder zu erholen. Oder sind Tyler und Barrett nur von der Schneekönigin verzaubert worden? In Cunninghams Roman geht es um Wünsche, Hoffnungen und natürlich um Wunder. Die Geschichte beginnt im November 2004 und endet im November 2008 und in dieser Zeit kann für Tyler, der die Vision nicht gesehen hat, und Barrett, der eigentlich gar nicht weiß, was er da genau gesehen hat, alles zum Wunder werden. Beth Genesung, Bushs Niederlage - alles ist gleich wichtig und alles hat irgendwie doch noch Potenzial, zu etwas Gutem zu werden. Könnte man denken... Cunningham erzählt manchmal sehr überzeugend, manchmal gewollt konstruiert, über diese merkwürdigen vier Jahre. Irgendwo zwischen Resignation und Aufbruch, zwischen Drogen und Delirium, zwischen märchenhaften Visionen und der harten Realität von Kokainsucht und Krebserkrankung. Das ist glücklicherweise nicht nur deprimierend, sondern auch sehr unterhaltsam. Weil Cunningham sehr gekonnt zwischen E- und U hin- und herspringt, macht die Nebeneinanderreihung vermeintlicher Gegensätze besonders viel Spaß. Kombinationen aus Shoppingwahn und Buddenbrooks oder einfach Zitate wie "Barrett, du verwechselst dich mit einer Figur aus einem B-Movie - oder wo wir einmal dabei sind, mit einer Figur aus einem Roman von Dostojewski" sorgen dafür, dass der Roman Seite für Seite fast zu einem Meta-Märchen wird, dass sehr viel aktueller, aber auch bissiger ist, als Andersen es je sein wollte. Die Geschehnisse sind zum Teil tragisch, der Text sehr poetisch geschrieben, stellenweise komisch und manchmal auch ein bisschen überladen. Aber das macht nichts. Und am Ende muss ich an die Schneeprinzessin des Empowerments schlechthin (ausgerechnet von Disney) denken. "Let it go" - das Ende ist tragisch und schön gleichzeitig und ob Tyler seine Königin findet, bleibt in der Schwebe und verschwindet unter einer Ladung Schnee. Aber das macht nichts. "Ist es wichtig?", fragt Liz. "Was?" "Ein Omen zu haben. Oder etwas in der Art." "Du musst schon zugeben, dass es interessant ist." "Schätzchen. Ich würde eher sagen, ich muss zugeben, dass es bescheuertes Wunschdenken ist." (S.154)

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Die Schneekönigin

Von: Manuela Hahn

19.01.2016

Michael Cunningham, hat einen wunderbaren Schreibstil entwickelt, voller Poesie erzählt er vom Leben der Brüder und dem Freundeskreis, von ihrem Streben nach Glück und Erfolg und das war es leider auch schon, denn die Figuren bleiben trotz aller schönen Worte blass und ihre Dialoge sind teilweise so langatmig, das ich am Ende des Satzes nicht mehr wusste wie er eigentlich begann, geschweige denn was mir der Autor eigentlich sagen wollte, auch die Geschichte ist eher banal und schon tausendmal erzählt,ein drogensüchtiger, erfolgloser Musiker, ein gescheiterter Intellektueller der in einem Second Hand Laden arbeitet, eine krebskranke, herzensgute Frau, mehr oder weniger seltsame Freunde. Nur Auschnittsweise erzählt der Autor von den einzelnen Begebenheiten, da hätte ich mir so manches Mal mehr gewünscht. Ich habe das Buch gern gelesen, es hat Spaß gemacht sich in den Worten zu verlieren, nur sind schöne Worte leider nicht alles, so wird *die Schneekönigin* sicher nicht jedem gefallen.

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Allgemeines: “Die Schneekönigin” ist ein Roman von Michael Cunningham. Er hat 288 Seiten und ist im Februar 2015 im Luchterhand Verlag erschienen. Man hält hier ein Buch in Händen, das eigentlich perfekt im Winter zu lesen ist. Das Cover ist wunderschön, ja fast ein wenig zauberhaft gestaltet. Es sieht einfach stimmig aus und passt zur hochwertigen Aufmachung des Buches. An einem heißen Sommertag wirkt es direkt ein wenig abkühlend auf den Leser. Inhalt: “Der New Yorker Stadtteil Bushwick liegt jenseits von Brooklyn. In dieser Gegend sind die Mieten noch einigermaßen bezahlbar, die Häuser alt und die Leute nicht ganz so schick. Hier teilen sich die Brüder Tyler und Barrett eine Wohnung mit Tylers großer Liebe Beth, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und um die sie sich beide aufopferungsvoll kümmern. […] Als Beth sich wider alle Erwartungen zu erholen scheint, glaubt Tyler umso mehr an die Kraft der Liebe, während der Exkatholik Barrett sich fragt, ob das merkwürdige Licht, das er eines Nachts im Central Park amwinterlichen Himmel sah, nicht doch irgendwie eine göttliche Vision gewesen sein könnte …” (Randomhouse) Meine Meinung: Wie der aufmerksame Leser bemerkt hat, habe ich im Klappentext eine Auslassungsklammer eingebaut. Meiner Meinung nach verrät der originale Klappentext zu viel über das Buch. Mich stört das immer sehr, der Klappentext sollte doch einfach nur einen Überblick geben, die Neugier wecken und nicht schon zu viel verraten. Ich wollte dieses Buch so gerne lesen. Warum? Ich liebe Märchen. Moderne, alte, neu geschriebene – einfach Märchen in all ihren Ausprägungen. Die Schneekönigin hat mich jedoch ein wenig zwiegespalten. Einerseits ist der Roman wirklich zauberhaft zu lesen und andererseits dachte ich beim Lesen manchmal, dass er ein wenig seltsam ist. Diesen Eindruck kann ich nicht wirklich untermauern, ich denke jeder Vielleser weiß, dass man Bücher manchmal einfach ein wenig seltsam finden kann. Cunningham verwendet eine wirklich ausdrucksstarke Sprache, er nimmt den Leser mit zu den Schauplätzen des Romans. Ich konnte mir alles sehr bildhaft vorstellen, das ist ein großes Talent des Autors. Er bringt uns die Protagonisten so nahe, man sieht sie beinahe vor sich und möchte ihnen beistehen. Ich konnte all ihre Handlungen nachvollziehen und nach und nach sind sie mir sehr ans Herz gewachsen. Der Leser begleitet sie und erlebt ihre Träume, Sehnsüchte, Probleme und ihre Glücksmomente mit ihnen zusammen. Es ist beinahe so, als wenn man sie in einer großen Schneekugel beobachtet und sieht, was passiert, wenn ihre Leben durcheinander geschüttelt werden. Eben wie in einem (modernen) Märchen. Fazit: “Die Schneekönigin” ist ein besonderes Buch, ja ein Stück Literatur. Es ist kein Buch zum einfachen Weglesen, sondern ein Buch, mit dem man sich auch hinterher noch auseinandersetzen wird. Es lässt einen nicht mit dem Gefühl zurück, nur ein Zeitvertreib gewesen zu sein. Von mir gibt es für dieses zauberhafte Buch 4 Sterne.

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In dem Buch geht es um das Leben zweier Brüder, welche charakterlich unterschiedlicher nicht sein könnten. Auch ihre Lebenslagen sind oberflächlich nicht miteinander zu vergleichen. Tyler ist ein Musiker, Sänger, der den Durchbruch bisher nicht geschafft hat und all seine freie Zeit mit seiner todkranken Freundin Beth verbringt. Barrett hatte mit dem Literaturstudium begonnen, was er nicht beendete, jobbt nun in einem Secondhand Klamotten Laden und wurde gerade von seinem Freund abserviert. Die Brüder leben zusammen mit Beth in einer Wohnung und darin gleichen sie sich, sie kümmern sich beide liebevoll auf ihre Art um Beth. Beide halten an ihren Träumen fest, jedoch scheitern sie regelmäßig an der Realität. Eines Tages sieht Barrett ein unerklärliches Leuchten am Himmel. Danach erholt sich Beth, entgegen aller ärztlicher Prognosen, von ihrer Krebserkrankung. Tyler glaubt fest an die Genesung durch die Kraft der Liebe. Barrett hingegen überlegt, ob jenes unerklärliches Leuten vielleicht als eine Art göttliches Zeichen zu deuten sein. AUFBAU/STRUKTUR & STIL: Das Buch beginnt in dem Moment, in dem Barrett ein himmlisches Licht über dem Central Park entdeckt. Genau dieses Licht ist wohl auch die einzige Verbindung zu dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Anderson. Es fiel mir schwer im Buch anzukommen. Viele der Szenen und Geschichten sind miteinander verbunden, inhaltlich verschachtelt. Viele Szenen werden angesprochen aber nicht weitergeführt bzw. beendet. Auch wird die amerikanische Politik mit einbezogen. All das erscheint ein wenig verwirrend. Dennoch berührt der Autor mit seiner authentischen, gefühlvollen Art die zwischenmenschlichen Beziehungen und Probleme zu beschreiben. Wenngleich man sich nicht direkt mit den Charakteren identifizieren kann oder soll, so findet sich doch jeder in der Suche nach dem Sinn des Lebens, der Liebe und Geborgenheit, wieder. Sei es durch den Erfolg, das Scheitern oder die Ratlosigkeit, die die Protagonisten teilweise heimsucht. Er bringt den Leser durch viele nicht beendete Szenen und Gedanken zum Mit- bzw Nachdenken. FAZIT: Der Einstieg in das Buch fiel mir wirklich nicht leicht. Die Themen jedoch und der Schreibstil des Autoren haben mich sehr angesprochen. Es ist sicher kein Buch, dass man einfach schnell durch und dann weglegen kann, bei mir "wirkte" der Inhalt nach. Ein beeindruckendes Werk, das zeigt wieviel Glaube an die Liebe, Kraft und die Zuneigung zwischen Menschen doch bewegen kann.

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