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Rezensionen zu
Wie alle anderen

John Burnside

Das autobiografische Projekt (2)

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Nach dem ersten Teil seiner Lebenserinnerungen, in der Burnside bereits schonungslos mit seiner Herkunftsfamilie, seinem Vater, der Sucht, den „Dingen hinter den Dingen“ abgerechnet hat, bietet nun „Wie alle anderen“ den Blick auf das Leben Burnside selbst. Auf seinen Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik, auf seine Krankheit, die durchaus mit seinem schriftstellerischen Schaffen zu tun hat. Denn er, der „hinter die Dinge schauen will“, was sein Werk angeht, schöpft dabei nicht zuletzt aus der Schizophrenie, seinem ständigen Denken, Vermuten, Nachgehen dessen, was eben „hinter der Realität“ von ihm an „heimlichen“ Mustern verborgen liegt. Und wiederum gelingt es Burnside mit dichter und kräftiger Sprache, die Grenzen zwischen „Normalität“ und „Wahnsinn“, dieses „Ver-Rückte“ seiner Person im Großen wie im Kleinen dem Leser sehr präsent zu vermitteln. „Ich glaube, ich bin bei der Medikamentenausgabe übersehen worden“ „Das haben Sie mir bereits gesagt“. „Das war ich nicht“. „Nun, sie sind nicht übergangen worden“. Auch wenn es Burnside gelungen war, dem väterlichen Einfluss, der Gewalt zu entkommen, die Erlebnisse der Kindheit prägen tief. Tief genug für eine eigene „Drogenkarriere“, an der auch der Beschluss, „wie alle anderen“ werden zu wollen, einfach „normal“ zu sein, nicht einfach so etwas zu ändern vermag. Ausgehend eben von der Psychiatrie und des ständigen „Herum-Irren“ im eigenen Kopf, das Burnside mit einer Mischung aus lakonischer Ironie und schlichter Klarheit erzählt und dem er auf eigene Faust versucht, zu entkommen. Es ist spannend zu lesen und macht nachdenklich, wie Burnside über beide Seiten seiner Person und der vielleicht auch allgemeinen Lebensmöglichkeiten spricht. Die tiefe Langweile und Berechenbarkeit des „normalen Alltags“, den Burnside auf Dauer nicht erträgt und eben nicht „sich einfügen“ kann und die verwirrende Welt voller Fantasien, die verrückt ist, aber auf keinen Fall Langweilig. Einen Mittelweg zu finden, zu akzeptieren, dass man „nicht normal“ ist, dass es „noch anderes“ gibt du geben muss und dies zu suchen (und in Teilen im eigenen Werk auch zu finden), ohne eben ganz die Bodenhaftung zu verlieren, dass ist das eigentliche Thema des Romans und bietet dem Leser genügend Projektionsfläche (trotz der befremdlichen Welt der psychiatrischen Erkrankungen), das eigene Leben auf „Langeweile“ und „Alternativen“ hin zu betrachten. Und es reicht nicht, einfach lapidar zu meinen, dass echte Künstler einfach ein wenig verrückt sein müssen, um genügend Spannung für ihre Werke in sich zu erzeugen. Denn, wer das Buch aufmerksam liest, der spürt, dass tatsächlich im „abgesicherten Modus“ eines „normalen Lebens“ das ein oder andere wertvolle auf dem Altar der vermeintlichen Sicherheit geopfert wird. Und Burnside schildert durchweg von seinen ernsthaften versuchen, sich selbst zu entkommen. Um zu merken, dass man sich doch immer mitnimmt und in dem, was allgemein problematisch erscheint auch Möglichkeiten liegen, auf die Burnside, zum Glück, nicht nur nicht verzichten will am Ende, sondern auch, ehrlicherweise, gar nicht verzichten kann, da ihm eine so grundlegende Änderung seine Person nicht gelingt. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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