Klappentext:
Frankfurt. Elisabeth Kramer, einst eine berühmte Schauspielerin, ist entsetzt als sie von den Plänen ihrer Nichte erfährt. Diese möchte eine Festschrift zum 90. Jubiläum des Lichtspieltheaters Odeon schreiben lassen. Elisabeths Vater gründete das Odeon einst, und die alte Frau fürchtet, dass mit den Recherchen ihre Vergangenheit aufgerührt wird. Eine Vergangenheit, die sie seit Jahrzehnten verdrängt hat - und damit eine lang zurückliegende Schuld … Die Geschichte nahm ihren Anfang im Jahr 1923 als die forsche und doch verletzliche Tonja in Elisabeths Klasse kam. Eine tiefe Freundschaft begann – und sie endete in einer Katastrophe.
Soweit das, was der Verlag an Infos an interessierte Leser*innen rauslässt …
Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hatte, dachte ich sofort: „Ein Frauenbuch“. Das ist natürlich ein Klischee, aber das Cover ließ diese Assoziation in meinen Gedanken aufkommen. Und wenn man dieses Klischee „Frauenbuch“ heranzieht, dann könnte man auch vom Inhalt auf diese Idee kommen. Denn es ist nun mal ein actiongeladener Agententhriller, sondern eher ein „ruhiges“ Buch, ein „emotionales“ Buch. Vielleicht ein "Frauenbuch".
Das heißt jedoch nicht, dass das ein Buch nur für Frauen ist. Ich habe es großteils mit großem Vergnügen gelesen.
Grundsätzlich gibt es zwei Handlungsebenen: Die „Gegenwart“ in Form des Jahres 2013, in dem die Festschrift zum 90-jährigen Jubiläum des Kinos produziert werden soll und die „Vergangenheit“ – größtenteils die Jahre 1924 bis ca. 1933/34 umfassend. Teilweise gibt es auch noch Rückblenden in die 1950er und 1960er Jahre, das sind aber eher Randnotizen.
Haupthandlung ist eindeutig die Handlungsebene „Vergangenheit“ – hier „spielt die Musik“ sozusagen. Hier entwickelt sich der Handlungs- und Spannungsbogen. Die Handlungsebene „Gegenwart“ scheint eher so eine Art Beiwerk zu sein. Als Rahmenhandlung sicherlich geeignet, aber maßgebliche Informationen für die Leserin oder den Leser gibt es aus dieser Handlungsebene so gut wie keine. Teilweise setzt die über 100-jährige Elly Kramer zu einer Erzählung an, die dann aber in der Vergangenheits-Ebene weitergeführt wird. Ansonsten entwickelt sich hier eine etwas kitschige Liebesgeschichte, die jedoch nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt. Dadurch bleibt die Gegenwart relativ blass.
Die Hauptpersonen sind aus meiner Sicht gut herausgearbeitet und entwickelt. Hier merkt man, dass die Autorin einiges an Mühe hineingesteckt hat und das tut dem Buch auch gut. Was mich ein wenig gestört hat, ist, dass man schon recht bald im Buch eine Ahnung bekommt, wie es weitergehen könnte bzw. worauf die Handlung letztendlich hinausläuft. Einen ersten Hinweis bekommt man schon nach zwei oder drei Seiten im Prolog. Trotzdem muss ich sagen, dass es am Ende doch ein wenig anders kommt als ich angenommen habe. Insofern fand ich es überraschend. Letztendlich sind es Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass die Freundschaft tatsächlich in einer Katastrophe endet, wie der Klappentext es beschreibt. Man fragt sich, ob es nicht auch ganz anders hätte laufen können – und die Antwort ist eindeutig: „Ja, hätte es“. Hat es aber nicht – insofern ist es eben so, wie es ist. Es ist okay.
Ich fühlte mich beim Lesen insgesamt gut unterhalten, war zwischendurch aber schon ein wenig enttäuscht, weil ich dachte, ich wüsste, wie es ausgeht. Das nimmt mitunter auch die Lust am Lesen. Letztendlich habe ich es aber durchgelesen und bin zufrieden.
Wenn ich das Buch mit einer Schulnote bewerten wollte, wäre das eine 3+ oder eine 2–3. Äquivalent hierfür sind knappe 4 Sterne, die ich gern vergebe.