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Rezensionen zu
Alles, was ich nicht erinnere

Jonas Hassen Khemiri

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„Alles, was ich nicht erinnere“ ist ein Buch, an das man sich erst einmal etwas gewöhnen muss. Das gesamte Buch ist als Interview geschrieben wurden, bei dem verschiedene Personen zu Wort kommen. Jedoch wird nie klar benannt, wer gerade spricht. Es sind auch immer nur kurze Absätze mit ein paar Sätzen und dann kommt schon wieder die nächste Person zu Wort. Also, die ersten ca. 80 Seiten musste ich mich etwas durch das Buch quälen, da es anfangs wirklich schwierig war, den Durchblick zu bekommen. Dann wurde es aber besser. Langsam konnte ich die erzählenden Personen auseinander halten zuordnen und auch an den ungewöhnlichen Schreibstil konnte ich mich dann gewöhnen. Wenn man diese erste Phase durchhält wird das Buch aber richtig gut und interessant. Die zwei Hauptpersonen sind Samuel’s bester Freund Vandad und seine Ex-Freundin Laide. Beide erzählen teilweise von den selben Situationen, aber mit komplett verschiedenen Details. Wirklich interessant. Man muss beim Lesen aber eine gewisse Konzentration aufbringen.

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Alles, was ich nicht erinnere

Von: Thrillertante

21.05.2018

Samuel fährt mit der Auto seiner Großmutter gegen einen Baum und verunglückt tödlich. Selbstmord? Unfall? Das versucht ein Journalist in Gesprächen mit Verwandten und Freunden Samuels ans Licht zu bringen. "Alles, was ich nicht erinnere" ist ein sehr anspruchsvoller und berührender Roman, den man nicht mal einfach so wegliest.Samuel wurde von all diesen Menschen unterschiedlich wahrgenommen, was die Frage aufwirft, wie gut kennen wir einen nahestehenden Menschen wirklich? Der Roman spielt in Stockholm mit seinen Asylproblemen und illegalen Einwanderern. Der Autor hat hier einen komplexen Roman geschrieben, der schon einiges an Konzentration von seinen Lesern fordert. Die Interviewten sind unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Schichten und ob man diesen glaubt oder nicht, muss man selber entscheiden. Fakt ist, dass uns hier ein Bild von einem zerissenen, jungen Mann gezeigt wird, was mich sehr berührt hat. Ich gebe für "Alles, was ich nicht erinnere" eine absolute Leseempfehlung! Man sollte sich einiges an Zeit nehmen für diesen intensiv erzählten Roman, der auch lange nach dem esennoch nachdenklich macht!

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Samuel ist tod. War es Selbstmord oder doch ein Unfall? Das gilt es in diesem literaischen Meisterwerk herauszufinden. Gemeinsam mit einem "Schriftsteller" begeben wir uns auf die Suche nach Schuld und interviewen abwechselnd verschiedene Menschen, die Samuel nahe standen. Und ein Jeder erzählt - über das erste Zusammentreffen mit Samuel - sowie verschiedene prägende Ereignisse - bis hin zu Charakterzügen. Wir skizieren ein Bild. Und werden immer wieder vor Widersprüche gestellt. »Definitiv große Literatur. Ein ausgezeichneter Roman, der lange nachklingt, dessen Protagonistinnen und Protagonisten in den Gedanken des Lesers hängen bleiben. Chapeau!« (sandammeer.at, Roland Freisitzer) Der Autor hat hier ein sehr umfangreiches, besonderes Werk geschaffen. Jedoch muss man sich wirklich darauf einlassen können. Dies ist mir anfangs etwas schwer gefallen. Aber je mehr ich las, desto klarer wurde mein Bild - über die Charaktere - über die Handlung an sich - aber auch über den Aufbau des Romans. Der Roman ist in einer Art "Interviewform" geschrieben - dabei kommen so viele verschiedene Personen zu Wort. Und wir hören zu. Seiner Mutter, einer guten Freundin, Nachbarn und größtenteils seinem Kindheitsfreund Vandad und seine Exfreundin Laide. Anfangs war das alles aber ziemlich verworren. Es wird abwechselnd in kurzen Abschnitten erzählt - untertrennt mit kleinen Sternchen. Somit muss man jedes Mal überlegen, wer da gerade zu Wort kommt. Mit der Zeit ist das aber sehr interessant, es herauszufinden. Man muss schon wirklich längere Zeit am Stück lesen, um sich zurecht zu finden. Ist dies aber erstmal geschehen, erwartet einen ein atemberaubenes Meisterwerk. Und dies ist keine Übertreibung. "Ich glaube nicht, dass man jemanden retten kann, der nicht gerettet werden will." Der Autor erzählt in einem sehr ruhigen und angenehmen Schreibstil eine Geschichte, die ich in dieser Form noch nie gelesen habe. Nach den schleppenden Anfangsschwierigkeiten, konnte ich mich nach und nach immer besser in die Geschichte einfinden. Ein Roman - trotz des Todes - voller Liebe, Freundschaft und Toleranz.

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"Ich glaube nicht, dass man jemanden retten kann, der nicht gerettet werden will." Samuel ist mit dem Auto seiner Großmutter tödlich verunglückt, doch ob es sich um einen Unfall oder um einen Suizid handelt, ist ungewiss. In 'Alles, was ich nicht erinnere‘ versuchen die einzelnen Protagonisten Licht ins Dunkel zu bringen und erzählen die Geschichte um Samuel und sein Leben aus ihrer Perspektive, so dass der Leser nach und nach versteht, um welchen Menschen es sich bei Samuel gehandelt hat, was ihn geprägt und bewegt hat. Dabei zieht sich die Frage der Schuld wie ein roter Faden durch den Roman: Wer trägt die Verantwortung für Samuels Tod? Ist es Laida, mit der Samuel eine Beziehung geführt hat, die schließlich gescheitert ist? Ist es Vandad, mit dem sich Samuel angefreundet hat, obwohl die beiden so unterschiedlich sind, Vandad sich von Samuel aushalten ließ und ihn finanziell ausnutzte? Oder lag es schlichtweg an den maroden Bremsen des alten Autos, um das sich scheinbar nicht angemessen gekümmert wurde? 'Alles, was ich nicht erinnere' ist bereits der vierte Roman Jonas Hassen Khemiris, der als Sohn eines tunesischen Vaters und einer schwedischen Mutter in Stockholm geboren wurde und dort mit seiner Familie lebt. 'Alles, was ich nicht erinnere' ist meine erste Begegnung mit Khemiri, obwohl er als Star der schwedischen Literaturszene gilt, mit seinen Theaterstücken und Romanen internationales Ansehen genießt und 2015 mit dem August-Preis, dem renommiertesten schwedischen Literaturpreis, ausgezeichnet wurde. Mir fiel der Einstieg ins Buch verhältnismäßig schwer, da ich immer nur wenige Seiten am Stück gelesen habe und durch die sich ständig ändernde Erzählperspektive nicht in den Roman gefunden habe. Obwohl mir von Anfang an die einzelnen Erzählstränge gefallen haben, empfand ich den Erzählstil als zerfahren und verwirrend. Durch die immer nur kurz angerissenen Geschichten konnte ich mich nicht auf die Charaktere einlassen und war anfangs eher frustriert von der Lektüre. Schließlich habe ich am Stück gelesen - und zwar fast 300 Seiten am Stück, ohne Unterbrechung. Dies hat sich als die richtige Methode für das Buch erwiesen, denn ab diesem Moment habe ich gut in die Geschichte gefunden und war sehr gefesselt von der komplexen Erzählweise und der komplexen Geschichte um Samuel. Ich empfand ‚Alles, was ich nicht erinnere‘ als sehr eindrücklich und intensiv erzählt, die einzelnen Stränge als sehr lebensnah und lebendig geschrieben und die schlaglichtartige Erzählweise als fesselnd und fast filmisch. Am Ende der Lektüre hatte ich das große Bedürfnis, den Roman nochmals zu lesen, um all die Puzzleteilchen, die ich beim ersten Lesen verworren oder unverständlich fand, zu einem Gesamtbild zusammenlegen zu können. Ich kann ‚Alles, was ich nicht erinnere‘ somit jedem ans Herz legen, solange man am Stück lesen und sich auf diesen ungewöhnlichen Schreibstil einlassen kann. Jonas Hassen Khemiri: Alles, was ich nicht erinnere. Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann. Deutsche Verlags-Anstalt, 2017, 330 Seiten; 19,99 Euro.

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Inhalt Samuel ist tot - doch wer war Samuel? Und warum ist er gestorben? Einige sagen, es war Selbstmord und er hat seinen Tod schon lange im Voraus geplant. Andere sagen wiederum, dass Samuel bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Manche geben seiner damaligen Freundin die Schuld, andere sind der Meinung, Samuel’s bester Freund hätte ihm den Tod gebracht. Doch die größte aller Fragen bleibt: Wer war Samuel? Meinung Dieser Roman war sehr intensiv! Und das auf eine sehr beeindruckende Erzählweise. Als Leser verfolgen wir einen Autor bzw. Journalisten, der Freunde, Familie und Bekannte von Samuel zu seinem Tod befragt. Doch bekommen wir als Leser nie die Fragen mit, die vom Autor/Journalisten gestellt werden, sondern nur die Antworten. Ich finde diese Erzählweise, über einen verstorbenen Protagonisten zu schreiben und sein Leben so in Szene zu setzen, sehr interessant. Es kommen einige Menschen zu Wort, die im ersten Moment nicht wichtig erscheinen. Der größte und damit auch wichtigste Teil ist der, in dem Samuel’s bester Freund Vandad und seine Freundin Laide über ihn erzählen. Schnell merkte ich, dass die beiden getrennt voneinander völlig unterschiedlich von denselben Ereignissen und Situationen erzählen. Und immer fragte ich mich: Wie hat Samuel sich wohl wirklich gefühlt? Was hat er gedacht? Hat er tatsächlich so gehandelt? Oder erzählen Vandad und Laide so unterschiedlich, damit sie selber besser dastehen? Wie weit kann die Wahrnehmung von zwei Personen auseinander liegen? Jonas Hassen Khemiri ist mit „Alles, was ich nicht erinnere“ ein intensives und in meinen Augen wichtiges Buch gelungen! Mit seiner außergewöhnlichen Erzählperspektive hat der Autor mich mitgerissen, in einen regelrechten Sog hineingezogen und mich sehr viel zwischen den Zeilen lesen lassen. Er hat zum Mitdenken angeregt, mich zum Nachdenken gebracht. Er hat mich in einer besonderen Art an das Bewusstsein über das Kennen(Lernen) eines Menschen erinnert. Denn schließlich kann man doch nie sagen, dass wir einen Menschen zu Hundertprozent kennen (können). Und genau das macht das Buch zu etwas ganz Einzigartigem: Noch nie hatte ich das Gefühl und Bedürfnis zuvor, in Zukunft so einiges zu hinterfragen oder manchen Schilderungen blind zu vertrauen. Die abschließende Wahrheit erfährt man doch nur sehr selten… Fazit Eine sehr intensive, aufwühlende Erzählung in einer außergewöhnlichen Perspektive. Das Buch regt zum Mit- und vor allem zum Nachdenken an. „Alles, was ich nicht erinnere“ bekommt volle fünf Sterne von mir! ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ Weitere Informationen Originaltitel: Allt jag inte minns Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt Seiten: 338 Preis: 19,99€ Erscheinungsdatum: 13. März 2017 Gebundene Ausgabe ISBN: 978-3-421-04724-3 Ein riesengroßes Dankeschön an das Bloggerportal und dem DVA-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Klappentext: Samuel hat so viele Gesichter, wie ihn Menschen kennen. Nun lebt er nur noch in der Erinnerung aller, und jeder erinnert sich anders an diesen schmächtigen jungen Mann, der ein fürsorglicher Enkel, großzügiger Freund und hingebungsvoller Liebhaber war – bis zu jenem Tag, an dem er den alten Opel seiner Großmutter in voller Fahrt gegen einen Baum lenkt. War es ein Unfall oder Selbstmord? Die einen sagen, dass Samuel sich hat rächen wollen an seiner großen Liebe Laide, die sich nun immer an ihn erinnern muss. Die anderen sagen, dass das alles nie passiert wäre, hätte sich Samuels bester Freund, der geldgierige Vandad, nicht eingemischt. Was nur ist tatsächlich passiert? ›Alles, was ich nicht erinnere‹ ist wie eine rasante Fahrt durch das heutige Stockholm, bei der Schicksale aufeinanderprallen. Inhalt: Der Autor interviewt Verwandte und Freunde von Samuel, der sich augenscheinlich das Leben genommen hat. Die Mutter von Samuel möchte nicht mit ihm reden, sie schreibt nur kurze Emails. Ausführlich dagegen spricht er mit der Pantherin, einer engen Jugendfreundin von Samuel sowie Vandad, seinem bestem Freund und mit Laide, seiner letzten Liebe. Einige vermuten, dass es ein Unfall war, dass das Auto defekt war, dass Samuel zu schnell gefahren war. Jeder hat Samuel mit seinen Augen gesehen und so entstehen viele Gesichter von ihm, viele Geschichten und Erinnerungen. Seine Oma hat Demenz, lebt nun in einem Heim. Ihr Haus haben Samuel und Laide dafür benutzt, Flüchtlinge unterzubringen, die in Schweden illegal waren, keine Arbeitserlaubnis und keine Unterkunft erhielten. Erst waren es zwei Frauen und ihre Kinder, dann noch eine Frau mit ihren vier Kindern, dann wurden es plötzlich immer mehr Menschen in dem Haus. Bis es plötzlich abbrannte und Samuels Mutter so böse schimpfte, weil sie viel Geld aufnehmen müssten, um es zu sanieren und dann verkaufen zu können. Ausführlich erzählt, erfährt man, wie Samuel Vandad und dann Laide kennenlernt. Ihre jeweilige Beziehung zueinander und ihr jeweiliges Zerbrechen. Meinung: Jonas Hassen Khemiri hat diesem Roman interessant, fesselnd und ungewöhnlich erzählt. Es sind die einzelnen, wechselnden Konversationen mit den Menschen, die der Autor nach Samuel befragt. Man muss sich konzentrieren, um sofort zu wissen, mit wem der Autor gerade spricht, aber das war einfach und nicht störend. Interessant war, dass ich ein Buch nur mit diesen verschiedenen Gesprächen und Interviews noch nie gelesen habe und es hat mir richtig gut gefallen, da es mit vielen Informationen und tollen Erlebnissen verbunden war. Der klare und flüssige Schreibstil hat mir super gefallen, man konnte über die Seiten fliegen. Fazit: Eine toll und ganz anders erzählte Geschichte, um einen jungen Mann, der nach seinem Selbst sucht, um Liebe und Vertrauen, um Gewalt und Enttäuschung. Wunderbar zu lesen, facettenreich, interessant und mitreißend.

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Ein junger Mann ist bei einem Autounfall nahe Stockholm ums Leben gekommen. Das erfahren wir relativ bald in Jonas Hassen Khemiris Roman „Alles, was ich nicht erinnere“, auch, dass hier jemand ist, der dem Geschehen nachgeht, der Fragen stellt, über den verunglückten Simon, über jenen unheilvollen Tag im Jahr 2012, als das Auto in einer Linkskurve geradeaus fuhr und gegen einen Baum prallte. Es sind kurze bis kürzeste Abschnitte, in denen verschiedene Personen zu Wort kommen und ihre Eindrücke vom Geschehen, ihr Verhältnis zum Verunglückten, ihre Beobachtungen schildern. Es sind Nachbarn, eine alte Jugendfreundin, die nun in Berlin lebt, die Mutter, die nur in Emails Auskunft geben möchte, Angestellte eines Altenheims, die ehemalige Freundin Laide und Vandad, ein alter Kumpel und Mitbewohner, die zu Wort kommen. Sehr bald merkt man, dass jeder zweite Abschnitt diesem alten Freund zukommt, dass er wohl eine besondere Rolle spielen wird. Genauso wie Laide, die bald mit diesem alternierend spricht. Laide, das Emigrantenkind, das in Paris gelebt hat, Laide, die Idealistin, die sich für Flüchtlingsfrauen einsetzt, die von meist männlicher Gewalt bedroht sind, Laide, Simons große Liebe im letzten Jahr seines Lebens. Eine Liebe, die aber irgendwann zerbrach. Zu wem aber sprechen all diese Personen? Der tunesisch-schwedische Schriftsteller, der mit Simons Freundin Panther im selben Berliner Mietshaus lebte und den jungen Mann kurz bei einem Besuch kennenlernte, und der sicher nicht zufällig viele Eckdaten mit dem Autor Khemiri teilt, ist es, der die Menschen aufsucht, sie befragt, ihre Berichte sammelt und hier in einem Buch vereint. Der das Geschehen rekonstruieren will. Er wird sich am Ende vom bloßen Zuhörer und Sammler zur zentralen Figur des Romans wandeln. Am Ende offenbart er uns Lesern seine Beweggründe, den Tod eines ihm fast Unbekannten so akribisch zu verfolgen, durch Europa zu reisen, um Stimmen zu dessen Leben und Sterben zu sammeln. Der Schriftsteller hat auch einen Menschen verloren, E., mehr wird über ihn oder sie und seinen/ihren Tod nicht verraten. Nur, dass den Schriftsteller Schuldgefühle plagen, dass ihn dieser Tod nicht loslässt. Und dass er in der Recherche zu Simons Tod eine Art Trost findet. Zumindest, wenn die Menschen sagen, dass es ein Unfall war. Denn da schwebt immer auch ein wenig der Verdacht mit, es könnte sich um einen Selbstmord gehandelt haben. Ein Selbstmord wegen der Trennung von seiner großen Liebe Laide, wegen seiner Enttäuschung über seinen Kumpel Vandad, weil dieser lange Zeit in krumme Geschäfte verwickelt war, aus Sorge um seine demenzkranke Oma, deren Haus zum Zufluchtsort von Flüchtlingen wurde und eines Tages in Flammen aufging, aus Frust über seinen unbefriedigenden Bürokratenjob im Amt für Migration. So tief und hartnäckig der Erzähler auch bohrt, die Wahrheit wird nie ganz zutage treten. Selbst dann nicht, als Simon selbst ein kurzes Kapitel erhält, in denen er die Stunden vor und seinen tödlichen Zusammenstoß selbst beschreibt. Letztlich bleibt die Wahrheit verborgen. Und es bleiben nur Gerüchte. Folgerichtig tauchen gegen Ende Abschnitte auf, die mit „die Leute sagen…“ beginnen. Ist man als Leser zu Beginn noch ein wenig skeptisch, ob die Zerfaserung des Textes in kurze bis kürzeste Abschnitte, die alternierende Anordnung der Erzählenden und die direkte Ansprache wirklich zwingend ist, gerät man sehr bald in einen Erzählsog. Durch die abwechselnden Sichtweisen, die besonders bei Vandad und Laide sehr voneinander abweichen, und die stets gegeneinander, wenn auch meist leicht verschoben, geschnitten sind, bekommt der Text etwas Flirrendes. Wo liegt die Wahrheit? Wie weit liegen Eigen- und Fremdwahrnehmung voneinander entfernt? Wie viel kann man tatsächlich von anderen, auch eng verbundenen Menschen wissen? Wie viel Verantwortung trägt man für ihr Leben? Oder auch für ihren Tod? Das sind Fragen, die sich nach und nach mit aller Eindrücklichkeit stellen und die lange nachhallen. Besonders das Ende, wo der Erzähler selbst, Adressat aller Zeugnisse und hinter ihm ganz schwach verborgen wohl der Autor, ganz nah heran kommt, wird man wohl so bald nicht vergessen.

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Ein Buch mit einem interessanten, außergewöhnlichen Stil. Die Sprache ist recht einfach gehalten, umgangssprachlich und teilweise nicht ganz grammatikalisch korrekt. Aber das macht es gerade so authentisch, schließlich soll der Eindruck entstehen, dass man Aufzeichnungen lauscht, Gesprächen. Das Buch ist in 3 Teile geteilt, diese in Kapitel und diese wiederrum in kurze Abschnitte und nun kommt das außergewöhnliche: Die kurzen Abschnitte wechseln immer wieder die Perspektive, mal kommt der Nachbar zu Wort, mal jemand aus dem Pflegeheim. Nur Vandad erzählt seine Geschichte von Anfang bis Ende. Die Geschichten verlaufen nie ganz parallel, gerade wenn Laide und Vandad erzählen, bekommt man einmal eine grobe Zusammenfassung der Geschehnisse und hinkt mit den Details der anderen hinterher. Außerdem werden Dinge anders interpretiert, anders dargelegt, manches ist widersprüchlich. Und doch ist genau das dieser Lesesog, der sich Seite für Seite ausbreitet. Wer war Samuel, was hat er gedacht, was hat er gefühlt? Und wie unterschiedlich kann ein einzelner Mensch wahrgenommen werden? Laide und Vandad geben sich gegenseitig die Schuld am Tod von Samuel. Scheinbar sind sie sich nicht bewusst, dass sie beide dazu beigetragen haben, dass sich Samuel unverstanden und verlassen fühlt. Aber ob das reicht, um sein Leben zu beenden? Und was ist mit seinen Gedächtnislücken? Vielleicht ist Samuel einfach ein Mensch, der mit dieser Welt nicht zurecht kommt, der jemand sein will, der er nicht ist. Deswegen passt er sich auch immer an seine Mitmenschen an, ist nicht eigenständig präsent, immer angepasst, immer so, wie er denkt, dass andere ihn brauchen. Vielleicht war das alles einfach zu viel. Am Ende findet sich ein Kapitel, in dem Samuel zu Wort kommt. Ich bin mir nicht sicher, ob das, was wir lesen können, wirklich aus Samuels Sicht geschrieben ist, oder ob der Schriftsteller im Buch nur versucht, einen Ansatz in Samuels Gedanken zu bringen. Aber es hat den Menschen ein wenig näher gebracht, auch wenn er immer noch relativ konturlos wirkt. Fazit Ein interessantes, kluges Buch, welches unsere Sicht auf den Menschen versucht zu beleuchten. Wie gut kennen wir jemanden, wie gut kennen wir uns selbst? Absolute Leseempfehlung!

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