Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

Gerhard Jäger

(29)
(11)
(2)
(0)
(1)
€ 9,99 [D] inkl. MwSt. | € 9,99 [A] | CHF 15,00* (* empf. VK-Preis)

Eine verlorene Liebe treibt den jungen Historiker Max Schreiber aus Wien im Herbst 1950 in ein Tiroler Bergdorf. Als er das Gasthaus betritt, in dem er ein Zimmer beziehen wird, verstummen die Gespräche in der Stube. Es bleibt lange bei der feindseligen Stimmung für den Fremden aus der Stadt. Erst allmählich nähert sich Max den Einheimischen, lauscht den alten Geschichten, in denen Hexen bei Bränden und deren Kinder den Lawinen zum Opfer fielen. Nachts schreibt Max alles in sein Notizbuch. Auch die Begegnungen auf einsamen Spaziergängen mit einer jungen Frau mit rotem Kopftuch, die nie ein Wort zu ihm sagt, beschäftigen seine Gedanken. Mehr als fünfzig Jahre später reist ein alter Mann aus Amerika zurück in seine Heimat Österreich. Er will in Innsbruck Nachforschungen zum Verschwinden seines Cousins Max Schreiber anstellen. Was geschah in jenem Winter, als der Schnee ein Dorf von der Außenwelt trennte und viele Menschen unter Lawinen begrub? Der Roman zog mich schnell in den Bann, nachdem ich mich anfangs etwas an den dialogarmen Schreibstil gewöhnen musste. "...schon gießt er die Bilder, die in seinem Inneren aufsteigen, in die Buchstabenform, lässt sie zu Worten erstarren, ordnet sie zu Sätzen, zu Skizzen, zu den Gedanken und Gefühlen..." Doch dann entstand eine bewegende dunkle Geschichte über Schuld und Sühne. Leider wird es keine weiteren Bücher des Schriftstellers geben, denn er verstarb im Erscheinungsjahr des Buches.

Lesen Sie weiter

Würde man im Stehen lesen, wäre dieser Roman eine Gefahr, so umwerfend wie er ist. Poetischer kann man über derart ernste Themen wie Tod und Isolation gar nicht mehr schreiben. Fast lässt das die Dramatik vergessen, die düsteren Gedanken wirken weniger düster und die Ablehnung der Dorfbewohner dem jungen Historiker gegenüber gar nicht mehr so feindselig. Dieser spezielle Roman ist in zwei Zeitebenen gegliedert. Im 21. Jahrhundert reist ein älterer Amerikaner nach Innsbruck und will Näheres über das Verschwinden seines Cousins Max Schreiber ermitteln. Er soll zuletzt in einem Tiroler Bergdorf gesehen worden sein. Dieser Cousin ist jener Historiker, der im Dorf zu einem Verbrechen aus dem 19. Jahrhundert recherchierte und darüber ein Buch verfassen wollte. Dieser Roman ist ein absolut ausgezeichnetes Lesevergnügen – in vielerlei Hinsicht. Über die starken 400 Seiten hinweg schafft es Gerhard Jäger durchgehend, seine unglaubliche Sprachgewalt einzufangen, zu komprimieren, und so die vielen Lesestunden zu einem ganz besonderen Erlebnis zu machen. Und es sind nicht nur viele Stunden, weil das Buch dick oder man wenig Zeit hat, sondern weil man sich bei dieser unglaublich schönen Sprache die Sätze einfach auf der Zunge beziehungsweise im Gehirn zergehen lassen muss, was natürlich das gesamte Lesetempo verlangsamt, aber den Lesegenuss absolut steigert. Ein Lesegenuss, der einem Kinobesuch gleichkommt.

Lesen Sie weiter

Im Herbst 1950 will der junge Wiener Historiker Max Schreiber in einem abgelegenen Tiroler Bergdorf für seine Doktorarbeit Nachforschungen über eine Hexenverbrennung im 19. Jahrhundert anstellen. Auf die Unterstützung der Dorfgemeinschaft kann er allerdings nicht hoffen, denn die Einwohner des Bergdorfs sind Fremden gegenüber äußerst misstrauisch. Trotz der vielen Aggressionen, die ihm entgegenschlagen, versucht sich Schreiber in das harte und arbeitsreiche Leben im Ort zu integrieren. Als mehrere unerwartete Ereignisse eintreten, zwei Morde geschehen und ein gewaltiger und todbringender Winter über das Dorf hereinbricht, verschwindet Schreiber spurlos … Fast 50 Jahre später begibt sich der Amerikaner John Miller auf dessen Spuren. Kann dieser nach so vielen Jahren aufdecken, welche mysteriösen Geschehnisse sich damals ereignet haben und was mit seinem Cousin Max Schreiber geschehen ist? ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ ist ein eindrucksvolles Alpendrama über Liebe, Hass, Wahn und Eifersucht. Geschickt verbindet Gerhard Jäger zwei verschiedene, aber doch miteinander verbundene Erzählstränge aus Gegenwart und Vergangenheit. Trotz der teilweise sehr langen und verschachtelten Sätze, lässt sich das Buch sehr flüssig und spannend lesen. Fesselnd und bildreich beschreibt der Autor ein geheimnisvoll wirkendes Dorf und eine verschworene Dorfgemeinschaft, in die man als „Zugereister“ kaum Zugang findet. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Landschaft, Natur und Emotionen sind so wortgewaltig und intensiv beschrieben, dass man die Geschehnisse hautnah miterlebt. Man hört die Lawine förmlich auf sich zurollen und fühlt die bedrückende und düstere Stimmung, die im Bergdorf herrscht. Ich war absolut begeistert von dieser spannungsreichen und verhängnisvollen Geschichte, die eine unerfüllte Liebe, einen ungeklärten Mord und eine schwierige Spurensuche auf packende Art und Weise miteinander vereint. Dieses Debüt ist das perfekte Lesevergnügen für gemütliche Winterabende vor dem Kamin! Ein außergewöhnlicher österreichischer Schriftsteller!

Lesen Sie weiter

Ein sprachgewaltiges Meisterwerk

Von: Sigismund von Dobschütz aus Bad Kissingen

04.01.2018

Was für ein „gewaltiges“ Werk ist der bereits 2016 im Blessing-Verlag erschienene Debütroman „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ von Gerhard Jäger (51). Voller Sprach- und Bildgewalt schildert der österreichische Autor den mehrwöchigen Forschungsaufenthalt des 25-jährigen Wiener Historikers Max Schreiber in einem kleinen, von der modernen Welt abgeschiedenen Tiroler Bergdorf, dessen Ereignisse während des historischen Lawinenwinters im Januar 1951 in einem dramatischen Höhepunkt enden. Gerhard Jäger lässt uns eintauchen in eine dörfliche Welt, aus Raum und Zeit gefallen, geprägt von Härte, Wortlosigkeit und Misstrauen gegenüber allem Fremden. Die Dörfler hängen noch immer ihren alten Mythen an. Hier herrscht noch die Natur über den Menschen: „Schreiber begann zu laufen, er hetzte, stolperte den steinigen Weg abwärts, Wurzelarme griffen nach seinen Beinen.“ Der junge Großstädter dringt unerwünscht in diese fremde Welt ein. Die ersten Wochen sitzt er allein am Wirtshaustisch. Gespräche verstummen, wenn er den Raum betritt. Es dauert Wochen, bis er sich nach dem Schneeschippen „Schulter an Schulter“ von den Männern des Dorfes endlich angenommen fühlt. Doch schon bald zerstört er alles durch unüberlegtes Handeln: Er verliebt sich ausgerechnet in die stumme Maria vom abseitigen Lanerhof, die als Urenkelin einer vermeintlichen Hexe von den Dörflern gemieden und nur vom Jungbauern Georg Kühbauer umworben wird. Pfarrer, Ortsvorsteher und auch der blinde Seiler warnen den verliebten Historiker: „Deine Welt ist nicht meine Welt“ wird eine alpenländische Sage zitiert. Doch der junge Großstädter hört nicht auf die Ratschläge. So erreicht das Geschehen bald seinen dramatischen und mit tödlichen Lawinenabstürzen auch naturgewaltigen Höhepunkt: „Oben auf den Bergen ein Beben und Zittern. Bewegung, wo keine Bewegung sein sollte, ein langsames Loslassen, ein langsames Nachlassen, ein langsames Drängen abwärts, und dann ist kein Halten mehr, und alles stürzt brüllend in die Nacht.“ Ein Bauer kommt unter ungeklärten Umständen ums Leben, ein Stall brennt lichterloh und die jetzt auf das Dorf herabbrechenden Lawinen sind tödlicher als je zuvor. Für alles Unheil geben die Dörfler dem Fremden aus Wien die Schuld. Zuletzt gerät Schreiber sogar unter Mordverdacht. Seite für Seite hält Gerhard Jäger den Leser mit seiner sprachgewaltigen Formulierungskunst und eindringlichen Beschreibung des dörflichen Lebens in mystischer, unheildrohender Stimmung: Der Leser fühlt sich gleich von zwei Seiten bedrängt – durch das bedrohliche Naturgeschehen, den stürmischen Winter, den Gefahr verheißenden Schneefall, die bittere Eiseskälte, die sich unheilvoll als Gefühlskälte auf die Dorfbewohner überträgt, und durch die Handlung, die in einem dramatischen Höhepunkt sich zuspitzt. Dieser Debütroman ist wirklich lesenswert, allein schon seine sprachliche Ausdruckskraft begeistert.

Lesen Sie weiter

Ein sprachgewaltiges Meisterwerk

Von: Sigismund von Dobschütz

04.01.2018

Was für ein „gewaltiges“ Werk ist der bereits 2016 im Blessing-Verlag erschienene Debütroman „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ von Gerhard Jäger (51). Voller Sprach- und Bildgewalt schildert der österreichische Autor den mehrwöchigen Forschungsaufenthalt des 25-jährigen Wiener Historikers Max Schreiber in einem kleinen, von der modernen Welt abgeschiedenen Tiroler Bergdorf, dessen Ereignisse während des historischen Lawinenwinters im Januar 1951 in einem dramatischen Höhepunkt enden. Gerhard Jäger lässt uns eintauchen in eine dörfliche Welt, aus Raum und Zeit gefallen, geprägt von Härte, Wortlosigkeit und Misstrauen gegenüber allem Fremden. Die Dörfler hängen noch immer ihren alten Mythen an. Hier herrscht noch die Natur über den Menschen: „Schreiber begann zu laufen, er hetzte, stolperte den steinigen Weg abwärts, Wurzelarme griffen nach seinen Beinen.“ Der junge Großstädter dringt unerwünscht in diese fremde Welt ein. Die ersten Wochen sitzt er allein am Wirtshaustisch. Gespräche verstummen, wenn er den Raum betritt. Es dauert Wochen, bis er sich nach dem Schneeschippen „Schulter an Schulter“ von den Männern des Dorfes endlich angenommen fühlt. Doch schon bald zerstört er alles durch unüberlegtes Handeln: Er verliebt sich ausgerechnet in die stumme Maria vom abseitigen Lanerhof, die als Urenkelin einer vermeintlichen Hexe von den Dörflern gemieden und nur vom Jungbauern Georg Kühbauer umworben wird. Pfarrer, Ortsvorsteher und auch der blinde Seiler warnen den verliebten Historiker: „Deine Welt ist nicht meine Welt“ wird eine alpenländische Sage zitiert. Doch der junge Großstädter hört nicht auf die Ratschläge. So erreicht das Geschehen bald seinen dramatischen und mit tödlichen Lawinenabstürzen auch naturgewaltigen Höhepunkt: „Oben auf den Bergen ein Beben und Zittern. Bewegung, wo keine Bewegung sein sollte, ein langsames Loslassen, ein langsames Nachlassen, ein langsames Drängen abwärts, und dann ist kein Halten mehr, und alles stürzt brüllend in die Nacht.“ Ein Bauer kommt unter ungeklärten Umständen ums Leben, ein Stall brennt lichterloh und die jetzt auf das Dorf herabbrechenden Lawinen sind tödlicher als je zuvor. Für alles Unheil geben die Dörfler den Fremden aus Wien die Schuld. Zuletzt gerät Schreiber sogar unter Mordverdacht. Seite für Seite hält Gerhard Jäger den Leser mit seiner sprachgewaltigen Formulierungskunst und eindringlichen Beschreibung des dörflichen Lebens in mystischer, unheildrohender Stimmung: Der Leser fühlt sich gleich von zwei Seiten bedrängt - durch das bedrohliche Naturgeschehen, den stürmischen Winter, den Gefahr verheißenden Schneefall, die bittere Eiseskälte, die sich unheilvoll als Gefühlskälte auf die Dorfbewohner überträgt, und durch die Handlung, die in einem dramatischen Höhepunkt sich zuspitzt. Dieser Debütroman ist wirklich lesenswert, allein schon seine sprachliche Ausdruckskraft begeistert.

Lesen Sie weiter

Gerhard Jäger legt meiner Meinung nach mit „Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ ein fulminantes Debüt vor. Ein vom Verlauf her eher ruhiges Buch, das aber sprachlich zu überraschen vermag und inhaltlich einfach nur unglaublich bildhaft und atmosphärisch ist. Ein 80-jähriger Mann in der Gegenwart. Ein abgelegenes Berg-Dorf in den frühen 1950er Jahren. Dazu ein vermeintliches Verbrechen in der Vergangenheit. Das sind die sehr reduzierten Themen dieses ausdrucksstarken und packenden Romans. In 2 wechselnden Zeitebenen werden 2 unterschiedliche, doch immerzu miteinander verbundene Erzählstränge skizziert. Man kommt schon zu Beginn gut in die Geschichte hinein und erhält einen ersten Vorgeschmack auf das Feingefühl des Autors. Jäger‘s Schreib- und Erzählstil sind sehr eingängig und mit einer wahnsinnig eindrücklichen und bildhaften Sprache versehen. Oftmals gibt es Spitzen mit sehr geradlinig abgestimmten, beinahe schwarzem Humor. Dem gegenüber steht eine bedrückende und düstere Szenerie und Stimmung. Gerhard Jäger versteht es, das abgelegene Bergdorf, seine Bewohner und die sich dort abspielenden Inhalte perfekt darzustellen und aufleben zu lassen. Er schafft nahezu nahtlos eine dichte, intensive Atmosphäre – lediglich stellenweise unterbrochen durch die gegenwärtigen Zwischenepisoden. Inhaltlich wirken die Protagonisten, sowie der Verlauf der Geschichte sehr authentisch, insbesondere durch die markanten anschaulichen Schilderungen. Insgesamt fand ich den Roman extrem gelungen. Er verfügt meiner Meinung nach über die richtige Mischung aus besagtem feinen Humor, Spannung, szenischem Gefüge und Tiefgang. Sprachlich hat Gerhard Jäger mich eh sofort überzeugen können. Deshalb eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Lesen Sie weiter

Die Suche nach der Wahrheit

Von: Arietta aus Traben-Trarbach

11.02.2017

von Arietta Es ist mein erster Roman von dem Autor Gerhard Jäger. Er wurde mir empfohlen. Ich war erst sehr skeptisch, ist dieses Thema doch nicht mein Genre. Aber als ich zu lesen anfing, war ich angenehm überrascht, und mein Lesegenuss steigerte sich von Seite zu Seite. Der Spannungsaufbau und Anspruch ist sehr hoch, ein intelligenter Roman, der einen zum Grübeln und Zweifeln angeregt. Man muss sich mit ihnen auseinandersetzen. Er bedient sich einer sehr klaren, wortgewaltigen und bildhaften Sprache und doch hat sie poetische Anklänge. Sehr gut sind die einzelnen Protagonisten beschrieben. Ihre Verzweiflung, diese unerfüllte Liebe zu Maria. Das schreckliche Lawinenunglück ist detailliert beschrieben, das man das Gefühl hatte, dabei zu sein. Der Schreibstil ist fließend und mitreißend. Er entführt den Leser in eine andere Welt. Ich bin begeistert von diesem Buch … Wunderschön sind die zwei Zeitebenen von John Miller um 2000 in Amerika und Max Schreiber in den Tiroler Bergen 1950 verknüpft. John Miller möchte den Fall um seinen spurlos verschwundenen Cousin unbedingt aufklären, den man eines Mordes an der jungen Maria damals bezichtigte. Er fliegt nach Wien, um im Archiv nach alten Unterlagen über Max zu stöbern und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Es ist seine letzte und einzige Chance. Hier im Archiv begeben wir uns auf die Zeitreise von Max Schreiber, der 1950 aufbrach um in den Tiroler Bergen in einem abgelegenen Dorf über einen Brand zu schreiben, bei dem die als Hexe verschriene Katharina Schwarz starb. Man spürt das Misstrauen der Dörfler dem Fremden gegenüber, einen nicht dazugehörigen, der einen alten Fall aufrollen will und seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen. Man hatte beim Lesen das Gefühl, die Dörfler sind im Mittelalter stecken geblieben, dieser Aberglaube, wenn etwas passiert und es passiert einiges, ein Brand, ein Toter, der viele Schnee. Da ist noch die stumme Maria, um die sich auch noch so einiges an Gerüchten rankt. Ausgerechnet in diese Frau verliebt sich Max, aber da ist noch der Bauernsohn Georg Kühbauer, der ebenfalls Maria liebt. Die beiden werden zu erbitterten Rivalen, als ob dies nicht reichte, versinkt das Dorf im Schnee, Lawinen gehen herab, verschütten das halbe Dorf und fordern viele unschuldige Opfer. Das alles ist sehr beklemmend und real dargestellt. Aber für Max endet es noch dramatischer. Seine Liebe zu Maria bleibt unerfüllt. Er findet sie Tod im Schnee, heimtückisch erstochen. Der Verdacht fällt unwillkürlich auf Max, er flieht bei Nacht und Nebel durch die gewaltigen Schneemassen und bleibt verschollen. Die Frage bleibt offen. Wo ist Max? Ist er Tod, war er doch der Mörder?

Lesen Sie weiter

"Es gibt Momente, Orte, die dir Angst machen. Du weißt, dass da etwas ist, das auf dich wartet, gesichtslos, namenlos, jenseits aller Begriffe, jenseits aller Konturen, und doch, es ist da, du spürst es, und du weißt nur eines: Es ist nichts Gutes." Zum Schreiben hat sich der junge Historiker Max Schreiber 1950 in ein Tiroler Bergdorf zurückgezogen. Einsam ist es hier und die Dorfbewohner voller Misstrauen dem Fremden gegenüber, denn er rüttelt an alten Geheimnissen. Er fühlt sich hingezogen zu einer jungen Frau, doch da ist noch der Kühbauer, der schon lange um Maria wirbt. Jemand stirbt und ein Stall brennt, aber zur Klärung bleibt keine Zeit, denn die Lawinen bedrohen das Dorf und alle bangen um ihr Leben. Fast 60 Jahre später fliegt der achtzigjährige John Miller von Amerika nach Innsbruck, um Recherchen über einen Mörder, seinen Cousin, durchzuführen. Der Schreibstil erinnert an ein Gemälde. Jeder Satz ein Pinselstrich, der emotionsgeladene Bilder entstehen lässt. Gerhard Jäger hat einen besonderen Sprachrhythmus, der fesselt und besondere Gefühle heraufbeschwört. Verschiedene Zeit- und Erzählebenen, lange verschachtelte Sätze, die sich erstaunlich gut lesen lassen und akzentuierte Wiederholungen einzelner Sequenzen, zeichnen den Stil aus. "...aus seinem Mund kommen Berge und Hügel, Gipfel und Grate, Wälder und Schluchten, Wege und Pfade, ein paar rot glühende Sonnenstrahlen wie Farbtupfer auf die Bergspitzen gesetzt, zimmern weitere Buchstaben die kleine Alm, die in einer Senke an einer steilen Bergflanke vor den wütenden Winden des Hochgebirges Schutz sucht und Schutz bietet, seit vielen, vielen Jahren, all den Hirten, die die Sommer hier verbringen, hier, bei den Kühen, die die Hänge und die wenigen Ebenen abweiden, ruhig und bedächtig, denn es ist ein friedliches Leben." Es liegt von Anfang an eine spürbare Spannung in der Luft. Ein Fremder, der in die abgeschnittene harte Welt des kleinen Bergdorfes eindringt. Man sieht förmlich, wie Max Schreiber argwöhnisch beobachtet, jeder Schritt und jedes Wort kritisch bewertet wird. Sagen, Mythen und Aberglaube spielen hier eine große Rolle. Unbewusst schürt Max den Unwillen der Dörfler, als er sich für die stumme Marie interessiert. Sein anfänglich als Roman geplantes Buch wird immer mehr zu einem Tagebuch, dessen Form sich von der Ich-Erzählung zur Betrachtung wandelt und seine Unruhe, Verlorenheit und Ängste widerspiegelt. Dann kommt der Winter, so kalt, brutal und unberechenbar, dass man beim Lesen eine Gänsehaut bekommt. Vom geschichtlichen Lawinenwinter 1951 (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-29192063.html) hatte ich vorher noch nichts gelesen und wurde von der unfassbaren Wucht der Lawinen sprichwörtlich mitgerissen. Man kämpft gegen die Schneemassen, die die Häuser einstürzen lassen und am Ende nur noch ums nackte Überleben. Zusammengedrängt in der Kirche hört man das Donnern der ins Tal krachenden alles zermalmenden weißen Flut. Viele kommen darin um, werden vermisst, so auch Max Schreiber. Nur sein Manuskript taucht später wieder auf. Hier setzt die Rahmenhandlung ein. Im Jahr 2006 fliegt der achtzigjährige Amerikaner John Miller nach Österreich, um am spürbaren Ende seines Lebens der Spur eines Mörders zu folgen. Im Innsbrucker Landesarchiv liest er das Manuskript von Max Schreiber, taucht in dessen Geschichte ein und lässt den Leser am Geschehen teilhaben. Eigene Erinnerungen führen ihn immer wieder fort in die Vergangenheit, wecken Gefühle und Sehnsüchte nach seiner verstorbenen Frau Rosalind: "...Rosalind über eine Kiste mit Büchern gebeugt, Rosalind mit einem alten Schmöker am Fenster sitzend, Rosalind in einer angeregten Diskussion mit einem Kunden, Rosalind die mir mit einem triumphierenden Blick ein seltenes Exemplar reicht, Rosalind, Rosalind." Das Lesen wühlt den alten Herren sichtlich auf und man bangt um dessen Gesundheit. Nach und nach wird ersichtlich, dass auch seine Lebensgeschichte ein Geheimnis birgt, welches bis zum Schluss verborgen bleibt. Mich hat dieser Roman mit seiner poetisch eindringlichen Art schlicht und einfach begeistert. Ein absolut empfehlenswertes Lesehighlight.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.