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Rezensionen zu
Mein Ein und Alles

Gabriel Tallent

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Die 14-jährige Turtle lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater Martin abgeschieden in den Wäldern Nordkaliforniens. Dort kennt sie sich aus, streift durch die Natur, ernährt sich von dem, was sie findet, immer mit ihrer Waffe am Körper. In der Schule hingegen ist sie eine Außenseiterin und schottet sich ab. Nur ihre Lehrerin ahnt, dass irgendetwas in Turtles Familie nicht stimmt. Als dann auch noch der etwas ältere Jacob in Turtles Leben auftaucht, wird selbst ihr klar, dass ihr Leben nicht so ist, wie es sein sollte. Ich danke ganz herzlich dem Penguin Verlag, dass er mir dieses außergewöhnliche Buch zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt hat. Ich kann gar nicht so richtig ausdrücken, wie mich die Geschichte von Turtle berührt und mitgenommen hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich an den Schreibstil erst einmal gewöhnen musste, da er mal ganz einfach, dann aber wieder sehr niveauvoll ist. Außerdem fehlen manchmal Anführungszeichen, was mich teilweise schon etwas verwirrt hat. Als ich dann aber einmal in der Geschichte drin war, bin ich, soweit ich Zeit zum Lesen fand, förmlich durch die Seiten geflogen. Die Geschichte in diesem Buch dagegen ist einfach nur außergewöhnlich. Gleich am Anfang sei gesagt, dass sie definitiv nichts für Leute mit schwachen Nerven ist, denn es gibt viel Gewalt, Missbrauch und sogar Inzucht. Dies alles wird so nüchtern aus Turtles Perspektive erzählt, dass man förmlich spürt, wie sehr sie dem allem gegenüber abgestumpft ist. Definitiv ist diese Art aufzuwachsen, wie sie es tut, nicht normal. Schon allein, dass Waffen in ihrem Leben eine große Rolle spielen, sie aber dafür so gut wie keinen Kontakt zu anderen Kindern hat, ist sehr auffällig. Auch ihre Art zu Denken ist absolut gewöhnungsbedürftig, aber auch nachvollziehbar, denn sie hat wirklich kein einfaches Leben, mit ihrem Vater, der sie fest in seinen Klauen hält und ihr so einiges antut, was ich hier nicht weiter ausführen möchte. So hat mich die Geschichte, obwohl sie an manchen Stellen etwas kürzer hätte sein können, sehr gepackt. Manchmal fiel es mir aber auch sehr schwer, überhaupt weiter zu lesen, weil diese ganze Gewalt selbst beim Lesen kaum auszuhalten war. Die einzelnen Charaktere fand ich recht gut geschrieben. Eigentlich gibt es auch gar nicht so viele wichtige Personen in Turtles Leben. Natürlich ist da dieses Mädchen, welches unter ihrem besitzergreifenden und gewalttätigen Vater leidet und lernen muss, sich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Dabei ist sie so in ihrer eigenen Gedankenwelt gefangen und trotz ihrer offenbaren Schönheit immer im Widerstreit mit sich selbst. Dennoch ist sie eine kleine Heldin, die tatsächlich hart im Nehmen ist und sich mit ihrer Situation so gut wie nur irgendwie möglich arrangiert. Schon das verleiht der ganzen Geschichte eine kaum auszuhaltende Tragik. Was Martin angeht, so muss ich sagen, dass ich ihn, bei allem, was er seiner Tochter antut, nicht so richtig hassen konnte. Man merkt von Anfang an, dass er tatsächlich krank ist und selbst auch Hilfe bräuchte. Dennoch habe ich ihn und das, was er tut, von ganzem Herzen verabscheut und es tat mir immer wieder im Herzen weh, wie sehr Turtle leiden muss. Dazu kommen noch Turtles Großvater, der zwar merkt, dass etwas nicht stimmt, aber selbst dem Alkohol verfallen ist, Anna, Turtles Lehrerin, die so gern helfen würde, aber keine Beweise hat und Jacob, der es irgendwie schafft, dass Turtle selbst auch begreift, dass das, was ihr Vater mit ihr anstellt, nicht normal ist. Ich muss auf jeden Fall sagen, dass dieses Buch mich total gefordert hat und obwohl es nicht die volle Punktzahl von mir bekommt, ist es doch eines, welches mir noch lange im Kopf bleiben wird. Jedenfalls ist es absolut lesenswert, wenn man sich auf harte Geschichten mit viel Leid einlassen kann.

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Ich sag es besser gleich - das hier wird keine meiner üblichen Buch-Besprechungen, weil ich echt kurz vor der Eskalation bin!!! Für die Ausdrucksweise, derer ich mich gleich bedienen muss, entschuldige ich mich schon mal, aber dieser saufende, fluchende Dreckskerl von einem Vater macht mich echt rasend! Stephen King bezeichnete diesen Roman als "Meisterwerk" und wenn der Altmeister des Horrors und der Fraktion der wirklich durchgeknallten Romanhelden das sagt, da schau ich mal genauer hin, hab ich mir gedacht. Der Titel Mein Ein und Alles könnte einen zunächst vermuten lassen, das wird ein Liebesroman. Gut in gewisser Weise ist er das auch, aber bevor die ersten, die die Geschichte bereits kennen, jetzt Steine nach mir werfen - diese Liebe ist krank. Da gibt es nicht einen Hauch des Zweifels. So zieht man eindeutig Amokläufer groß, habe ich zu Beginn des Romans von Gabriel Tallent gedacht. Waffenverliebt, menschenverachtend, übergriffig - hat der Autor ein Monster erschaffen, das demütigt und quält. Man könnte schier verrückt werden, bei diesen Szenen wo er sich an Turtle zu schaffen macht! Ich sitze im Auto und schreie laut - Dabei geht es eigentlich um sie, um Julia Alveston, Spitzname Turtle, vierzehn Jahre alt, sie lebt allein mit Vater und Großvater in einer einsamen, aber mit der teuersten Gegend Nordkaliforniens, in der Nähe der Stadt Mendocino. Vierundzwanzig Hektar Land gehören zur eher ärmlichen Behausung des verbohrten, komplett verkorksten Vaters. Das Land ist Millionen wert. Die Nachbarn, zumeist grasanbauende Alt-Hippies sind weit weg und scheinbar auch blind und taub. Turtle kümmert sich gerne um Dinge, pflegt sie, hält sie in Schuss - z. B. ihre Sig Sauer. Jeden Abend zerlegt sie sie, putzt und ölt die Teile, setzt sie wieder zusammen. Wenn das Schießtraining wie heute nicht gut gelaufen war, und ihr Vater sie gerügt hatte, sie hätte nicht genug Angst und würde deshalb in einem Kampf auf jeden Fall drauf gehen, schneller als sie Piep sagen kann, war ihr klar wie schwach sie war und das diese Härte die er zeigte, das einzige war, was sie weiter brachte. Selbst dann, wenn er mit dem Schürhaken auf sie einschlug, verzieh sie ihm, von Flohbissen und Blutergüßen übersäht, das Trommelfell geplatzt! Zumeist war sie barfuß unterwegs und sie kannte sich aus, mit allem was da wuchs und krabbelte in den Wäldern rund ums Haus. Mit gleichaltrigen Mädchen hatte sie so ihre Probleme, in der Schule hing sie mittlerweile so weit hinterher, dass ihre Lehrerin bereits den Rektor und die Schulpsychologin in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Turtle hasste sie dafür, dass sie soviel Aufsehen machte und weil sie doch schließlich nichts sagen konnte, nichts davon erzählen konnte, das sie sich immer in die Zinkwanne setzte, alles an ihr geschwollen schien, nachdem er mit ihr fertig war ... An guten Tagen nannte ihr Daddy sie Krümel, shampoonierte ihr die Haare, gab vor sie zu lieben, sie sei der Grund für den er morgens aufstehe. Übergriffig ist sie diese Liebe. An schlechten Tagen nannte er sie Luder, Ritze. Sich selbst vergessend, rücksichtslos benutzt er sie, demütigt sie, schlägt sie, verlacht sie. Unberechenbar ist er, ein Hüne, ein Bär von einem Mann, wie eine tickende Zeitbombe, impulsiv und gewalttätig. Ein elender Mistkerl. Gabriel Tallent, geb. 1987 in New Mexico lebt heute in Salt Lake City. Nach seinem Universitätsabschluss führte er zwei Jahre lang im Sommer Gruppen mit Jugendlichen durch die Wildnis der Nordpazifischen Küste. Mein Ein und Alles ist sein Debüt-Roman. Nach Verlags-Angaben hat dieser Roman Amerika überwältigt und gespalten, beherbergt er doch eine der unvergesslichsten Heldinnen der zeitgenössischen Literatur. Wie bereits eingangs erwähnt meint Stephen King über Tallents Roman "Der Begriff "Meisterwerk" wird zu häufig benutzt, doch Mein Ein und Alles ist ohne jeden Zweifel eines." Ja, was ist jetzt mein Fazit? Bin ich mit dem guten Stephen King einer Meinung? Nein, ich bin noch immer unentschlossen was mir Tallent mit diesem seinem Werk sagen will. Ich hasse ihn dafür, dass er mir die ungeschminkte, nackte Fratze dieses Wahnsinnigen so vor die Nase hält. Verfluche ihn für die Gewalttätigkeit, für den emotionalen Druck den er mir beim Lesen gemacht hat. Nein, das ist wahrlich kein Wohlfühlbuch. Etwa in der Mitte der Geschichte kommt ein Bruch und man glaubt zunächst, dass es sich beruhigt, das noch alles möglich ist. Dann nämlich als der Großvaters, der ahnte was da zwischen seinem Sohn und seiner Enkelin vorgehen musste, buchstäblich der tödliche Schlag trifft als er es auszusprechen versucht. Julias Vater verschwindet danach spurlos für drei ganze Monate um dann aber mit einem neunjährigen verwahrlosten Mädchen im Schlepptau zurück zukommen. Der Horror erreicht eine neue Dimension - was dann abgeht ist für mich nicht mehr auszuhalten. Ich fluche und will schon abbrechen, dann aber doch wissen ob nicht jemand dieses Scheusal stoppen kann ...

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Zu diesem Buch fehlen mir echt die Worte. Ich war geschockt wie ein Vater so sein Kind großziehen kann. Nicht nur was die verwahrloste Wohn-und Lebenssituationen betrifft, auch die physischen und psychischen Handlungen zwischen Vater und Tochter überschreiten wirklich alle Grenzen.... Mal mehr als liebevoll und dann so abscheulich gewalttätig, nicht mal vor dem Tod des eigenen Kindes zurückschreckend. Krank einfach nur krank. Dieses Buch hat mich wirklich überwältigt. Kopfschüttelnd und die Luft anhaltend bin ich durch die Seiten geflogen. Ich bin von diesem Buch sehr zwiegespalten. Ich fand es so abartig zu lesen und hätte am liebsten die Augen vor der Thematik verschlossen. Aber andererseits passiert so etwas leider wirklich. Das ist mir beim lesen schmerzlich bewusst geworden 😫 Und wahrscheinlich gibt es solche Beziehungen leider viel zu oft. Es tut einem im Herzen weh diesen unendlichen Kampf zwischen Vater & Tochter, zwischen Liebe und Hass zu lesen. An sich wurde die Thematik schonungslos ehrlich rübergebracht aber dennoch gab es für mich viele Kritikpunkte. Zum einem sind es die langweiligen und in die Länge gezogenen Erzählung. Streifzüge durch die Natur mit einer sehr detailreichen und ausufernden Naturbeschreibung. Mehrere Seiten werden nur damit gefüllt, ohne das die Handlung voranschreitet 😫 An machen Stellen wäre ein Biologiestudium hilfreich gewesen 🙈🙊 Ebenso uninteressant war der ständige Gebrauch von Waffen und die Erklärungen wie eine Waffe zu Laden, zu Reinigen und zu Gebrauchen ist. Den Schreibstil empfand ich als schwierig und verwirrend. Auch die Dialoge zwischen Turtle und ihrem Vater, oder die, die in ihrem Kopf stattfinden, enthalten zu viele Flüche und Beschimpfungen. Es hätte auch mit 1x Fluchen im Dialog gut sein können, aber nein, mehrmals fallen die selben Flüche und Beschimpfungen hintereinander, sodass man die einheitliche Handlung des Dialogs gar nicht mehr nachvollziehen kann. Ebenso die selbst durchgeführten „OP‘s“, die mehr als detailreich beschrieben wurden sind nichts für schwache Nerven 😳 Von den teilweise brutalen Sexszenen zwischen Vater und Tochter mal ganz zu schweigen. Da schnürte es mir beim lesen die Kehle zu.....Diese kamen zwar nicht oft vor oder wurden wenn dann nur abstrakt beschrieben. Aber dennoch war es anwidernd zu lesen. Man fühlt sich als Leser ebenso hilflos wie Turtle. Nur mit dem Unterschied, dass ich das Mädchen nicht ansatzweise verstehen und nachvollziehen kann. Turtle hat dank ihres Vaters leider ein total falsches Weltbild. Auch was ihre Vater-Tochter-Beziehung betrifft. Sie gibt sich die Schuld an den Missbräuchen. Leider blieb mir ihr Handeln und Denken bis zu dem Wendepunkt total fremd. Das Ende war so spannend und befreiend das ich am liebsten laut gejubelt hätte. Ich hätte mit diesem Ende nicht gerechnet, ich habe innerlich darauf gehofft das es so ausgeht, aber ich dachte Turtle knickt doch wieder ein wie die ganzen Jahre zuvor. Ich vergebe ⭐️⭐️⭐️⭐️/⭐️

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In seinem bildgewaltigen Debüt beleuchtet Gabriel Tallent detailliert die Abgründe einer toxischen Vater-Tochter-Beziehung. Vor dem Panorama der nordkalifornischen Gebirgslandschaft erzählt er verstörend schonungslos von Inzest, Gewalt und falsch verstandener Liebe. Ein heruntergekommenes Haus in den Bergen Nordkaliforniens. Die Wände sind von Einschusslöchern übersät, in der Küche nagen Ratten am schmutzigen Geschirr. Dies ist das Zuhause der vierzehnjährigen Julia Alveston, genannt Turtle, die hier mit ihrem Vater Martin lebt. Das gemeinsame Zusammenleben gestaltet sich – dies wird schon auf den ersten Romanseiten deutlich – dabei alles andere als idyllisch: geprägt wird es nicht nur durch äußere Verwahrlosung, sondern vor allem auch durch physische und psychische Gewalt. Waffen bilden so einen ebenso festen Bestandteil im Alltag der jungen Protagonistin, wie verschiedene Formen grausamer (Selbst-)Erniedrigung. Während der sadistische Vater seine Tochter tagsüber zu dubiosen Schießübungen und Abhärtungstechniken anhält, holt er sie nachts regelmäßig in sein Zimmer, um sich an ihr zu vergehen. Dass Turtle, die nie etwas anderes kennengelernt hat, ihren brutalen aber charismatischen Vater dennoch keineswegs hasst, sondern im Gegenteil geradezu verehrt, zählt zu den bedrückendsten Aspekten des Romans. So hält Turtle die körperlichen Übergriffe und den Kontrollwahn des besitzergreifenden Martin nicht nur tatsächlich für einen Ausdruck echter Liebe, sondern übernimmt auch dessen frauenverachtende Weltsicht. „Luder“ oder „ungebildete kleine Ritze“ sind dabei nur einige der wenig schmeichelhaften Bezeichnungen, von denen Turtles Selbstbild bestimmt wird. Ein Entkommen aus diesem abgeriegeltem Mikrokosmos aus Gewalt und Missbrauch scheint dabei kaum möglich. Fast völlig isoliert von der Außenwelt aufgewachsen, ist Turtle dem unheilvollen Einfluss ihres Vaters hilflos ausgeliefert. Jegliche Annäherungsversuche und Hilfsangebote von außen werden von ihr vehement abgeblockt, weder Lehrer noch Mitschüler lässt sie näher an sich herankommen. Das ändert sich erst, als Turtle den gleichaltrigen Jacob kennenlernt. Aufgeschlossen, freundlich und gebildet scheint Jacob – behütet aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie – das genaue Gegenteil von Turtle zu sein. Trotzdem – oder gerade deswegen – fühlen sich die beiden zueinander hingezogen. Aus einer ungewöhnlichen Freundschaft entwickelt sich so bald eine zaghafte Liebesbeziehung, die jedoch immer wieder auf die Probe gestellt wird. Denn je näher die beiden sich kommen, desto offensichtlicher wird die soziale Kluft, die sie trennt. Das wird vor allem für Turtle zur Herausforderung, die bei ihren Besuchen in Jacobs Elternhaus – in dem man sich lieber mit Literatur und gutem Wein statt mit Waffen beschäftigt – erstmals eine Ahnung davon erhält, wie sehr sich ihr bisheriges Leben von dem anderer Teenager tatsächlich unterscheidet. Dabei erinnert Tallents Protagonistin in dieser Geschichte einer komplizierten Liebe zwar zuweilen durchaus an eine moderne Aschenputtelfigur – doch wirklich märchenhaft ist hier am Ende natürlich nichts. Denn zuhause wartet schließlich immer noch der übermächtige Vater – und der ist nicht bereit, seine Tochter, sein „Ein und Alles“, ohne Weiteres ziehen zu lassen. Als Turtle jedoch die eigenen Lebensumstände immer stärker zu hinterfragen und sich schrittweise aus der inzestuösen Beziehung zu befreien beginnt, eskaliert die Situation. Als ebenso rasanten wie brutalen Showdown – spätestens jetzt ahnt man, dass eine Verfilmung des Romans nicht lange auf sich warten lassen wird – inszeniert Tallent dabei den Entschluss des jungen Mädchens, sich den Weg in die eigene Freiheit mit allen Mitteln zu erkämpfen. Auch wenn Gewalt und häuslicher Terror die Leitmotive des Erzählten bilden: Zu den Besonderheiten von Tallents Debüt zählt es, dass der Autor nicht nur auf Elemente des Psychothrillers zurückgreift, sondern immer wieder auch Ausflüge in scheinbar eher harmlosere Genres unternimmt. So präsentiert sich „Mein Ein und Alles“ mit seinen detaillierten Landschaftsbeschreibungen mal als ein opulentes Stück nature writing, mal als klassische Coming-of-Age-Geschichte und im nächsten Moment als Abenteuerroman à la Huckleberry Finn. Das ist viel für einen einzigen Roman und nicht immer geht dieses Arrangement problemlos auf. Ebenso wie die zahlreichen Passagen, die sich mit dem Gebrauch diverser (Schuss-)Waffen beschäftigen, geraten die ausufernden Beschreibungen der von Turtle beherrschten Survival-Techniken – vom Fährtenlesen bis zum Feuermachen – dabei schon einmal etwas langatmig. Regelrecht verstörend wirkt Tallents Detailfreude hingegen überall dort, wo es zu Angriffen auf die körperliche Unversehrtheit seiner Protagonisten kommt. Ob es sich dabei um die Amputation eines Fingers oder eine Vergewaltigung handelt: Tallent schont seine Leser nicht. So entwirft er Nahaufnahmen von brutalen Szenerien, deren Zeuge man lieber nicht geworden wäre. Auf dieser unmittelbaren Konfrontation mit dem Grauen, dem latenten Unbehagen angesichts der Zurschaustellung dessen, was sich sonst stets im Verborgenen abspielt, begründet sich dabei auch die ebenso paradoxe wie nachhaltige Wirkung des Romans: Denn während man beim Lesen einerseits selbst instinktiv den Drang verspürt sich abzuwenden, leidet man zugleich mit einer Protagonistin, deren Qualen nicht zuletzt deshalb überhaupt erst möglich werden, weil niemand in ihrem Umfeld bereit ist, richtig hinzusehen.

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Dieser Roman über ein junges Mädchen hat Amerikas Leserschaft überwältigt und gespalten. Denn Turtle Alveston, so verletzlich wie stark, ist eine der unvergesslichsten Heldinnen der zeitgenössischen Literatur. Sie wächst weltabgeschieden in den nordkalifornischen Wäldern auf, wo sie jede Pflanze und jede Kreatur kennt. Auf tagelangen Streifzügen in der Natur sucht sie Zuflucht vor der besitzergreifenden Liebe ihres charismatischen und schwer gestörten Vaters. Erst als sie ihren Mitschüler Jacob näher kennenlernt und wahre Freundschaft erfährt, beginnt die Befreiung aus seinen Klauen. Gabriel Tallents Debut ist von eindringlicher Wucht und zugleich Zartheit, eine neue Stimme, die niemanden kalt lässt. »Als Leser schlägt einem das Herz bis zum Hals und man hofft nichts inständiger, als dass Turtle durchkommen möge. Intensiv und lebendig.« Marie Claire Der Autor: Gabriel Tallent, geboren 1987 in New Mexico, wuchs in der Nähe von Mendocino mit zwei Müttern in einem sehr liberalen Umfeld auf. Nach seinem Universitätsabschluss 2010 führte er zwei Sommer lang Gruppen mit Jugendlichen durch die Wildnis der Nordpazifischen Küste. Gabriel Tallent lebt heute in Salt Lake City. Meine Meinung: Mit enormer Vorfreude habe ich auf dieses Buch gewartet. Die Story hörte sich einfach so gut an und auch das Cover finde ich sehr ansprechend. Ich habe allerdings schnell bemerkt, das der Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig ist. Ich hatte am Anfang wirklich große Probleme in die Geschichte zu kommen und war kurz davor das Buch zu Seite zu legen. Da es aber so viele positive Stimmen gibt habe ich weitergelesen und nach den anfänglichen Schwierigkeiten kann ich sagen es hat sich gelohnt. Die Geschichte ist sehr eindringlich. Sie lässt einen als Leser nicht los, egal was ihr gerade macht. Der Gedanke ist immer beim Buch. Der Autor schafft es eine bedrückende Stimmung zu erzeugen. Man leidet mit, man hat Angst um die Protagonistin. Der Vater war für mich eine grausame Person. Ich habe in diesem Buch so viele Momente gehabt, wo ich es am liebsten an die Wand werfen wollte, weil mich die Handlungen des Vaters so fertig gemacht haben. Das Buch ist bedrückend und absolut nichts für zarte Leser. Auch wenn das Cover so schön aussieht ist die Geschichte es in keinster weise. Man sollte sich wirklich überlegen ob man das lesen möchte. Mich hat das Buch auch nachhaltig beeindruckt. Und man darf am Anfang nicht aufgeben. Irgendwann saugt es jeden Leser ein.

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Nein, dies ist wahrlich kein „schönes“ Buch. Es hat mich verstört, schockiert und angesichts des teilweise abstoßenden Vokabulars an die Grenzen dessen geführt, was ich noch lesen möchte und kann. Trotzdem hätte ich zu keiner Zeit abbrechen können, zu groß war der Sog, zu raffiniert der Spannungsbogen, der sehr lange viele Varianten für den Schluss zuließ. Gabriel Tallent leuchtet die psychologischen Hintergründe einer pathologischen Vater-Tochter-Beziehung so gekonnt aus, dass etwas gänzlich Unbegreifliches allmählich verständlich wird. Die 14-jährige Julia, genannt Turtle, wächst abgeschieden in den Wäldern Nordkaliforniens unweit von Mendocino in einer atemberaubenden, wilden Natur auf. An ihre Mutter, die bei einem Unfall oder durch Selbstmord ums Leben kam, hat sie kaum Erinnerung, einzige Bezugsperson ist – neben dem Großvater, den sie nur selten sieht – ihr Vater. Der ist traumatisiert durch eine lieblose Kindheit und den Tod seiner Frau. Er lässt sein Haus verwahrlosen, lebt als Einsiedler von Gelegenheitsjobs, hegt sein Waffenarsenal und bildet Turtle von Kind an zur Meisterschützin aus, liest Bücher wie Humes „Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral“, glaubt an den bevorstehenden Weltuntergang und ist „vom Gesellschaftsvertrag zurückgetreten“. Seine Tochter ist sein „Ein und Alles“, vollständig sein Besitz. Mit einer perfiden Mischung aus Liebe und Drohung setzt er sie unter Druck, demütigt sie durch körperliche Gewalt, unvorstellbaren Sadismus und fortgesetzte sexuelle Übergriffe und zerstört, was ihr wertvoll ist. Obwohl Turtle viele Zeichen dieser Misshandlung zeigt und besonders ihre Lehrerin die drei starken Warnsignale Frauenfeindlichkeit, Abschottung und übertriebene Vorsicht erkennt, greift doch niemand ein. Turtle selbst wiegelt ab und weist alle gut gemeinten Hilfsangebote zurück. Als sie jedoch mit Jacob und Brett erstmals Freunde findet und ein weiteres, jüngeres Mädchen ins Haus kommt, setzt ein Wandel ein, denn nun spürt sie Verantwortung für andere. Ihrem krankhaft besitzergreifenden, brutalen Vater bleibt das nicht verborgen und es kommt zur finalen Konfrontation. Der außergewöhnliche Ton, in dem der 1987 geborene US-Amerikaner Gabriel Tallent diesen Debütroman verfasst hat, und die starke Heldin Turtle machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Als hätte sie den Panzer einer Schildkröte übersteht Turtle die unvorstellbaren Torturen, wächst zu einem toughen jungen Mädchen heran und findet instinktiv ihren Weg. Immer wieder flieht sie vor ihrem Zuhause in die Natur, in den Wald und ins Wasser, wo sie sich lebendig fühlt. Widerstreitende Gefühle von Liebe, Hass und Selbsthass zerreißen sie beinahe, zwanghaft reinigt sie immerzu ihre Waffen, aber ihre ungeheure Kraft und ihr Überlebenswille treiben sie voran. Ähnlich wie Jeanette Walls „Schloss aus Glas“ oder Hanya Yanagiharas „Ein wenig Leben“ lässt mich dieser schmerzhaft zu lesende Roman über eine Kindheit jenseits des Vorstellbaren sprachlos zurück. Die Frage, inwieweit man selbst Zeichen erkennen und eingreifen würde, hat mich während der Lektüre und danach stark beschäftigt. Zurecht stand das Buch 2017 trotz kontroverser Diskussionen monatelang auf US-amerikanischen Bestsellerlisten.

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Turtle lebt zusammen mit ihrem Vater in einer abgeschiedenen Gegend in einer wäldlichen Region, in der Schule ist sie eher eine Außenseiterin und Nichtskönnerin - dafür ist sie jedoch vor allem im Umgang mit Waffen geübt. Dabei erfährt der Leser schnell, dass Turtle in vollständiger Abhängigkeit und sexueller Erniedrigung zu ihrem Vater lebt, aber diesen auch über alles liebt. Der Autor beschreibt das Geschehen sehr detailliert und in einer sprachlich so noch nicht gesehenen Art und Weise. dass man sofort in seinen Bann gezogen wird. Als sie in der Schule einen Jungen näher kennenlernt, versucht sie sich der Gewalt und Erniedrigung zu entziehen... Ein spannendes Buch, welches jedoch für Personen mit schwachen Gemütern eher keine Empfehlung ist!

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Sehr lesenswert

Von: Leseratte

23.10.2018

Bis ich es in den Händen hielt, hatte ich noch nie von dem Buch oder dem Autor gehört und bin nun sehr positiv überrascht. Es ist eine wirkliche spannende, fesselnde Geschichte, bei der man einfach mitfiebern muss und ich kann nur jedem ans Herz legen das Buch zu lesen. Der Schreibstil kam mir anfangs etwas merkwürdig vor, aber er passt sehr gut zur Geschichte und man sollte sich darauf einlassen. Das Buch ist allerdings nichts für schwache Nerven und eher schwerer zu verdauende Lektüre.

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