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Rezensionen zu
Mein Ein und Alles

Gabriel Tallent

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Heute habe ich "Mein Ein und Alles" von Gabriel Tallent aus dem Penguin Verlag beendet. Dabei geht es um Turtle, die im Wald mit ihrem Vater lebt. Dabei spielt insgesamt die krankhafte Vater-Tochter-Beziehung sowie Turtles Wunsch nach Eigenständigkeit und ihre Entwicklung eine wichtige Rolle. Bei diesem Buch hat mich die Story sehr interessiert, da es mal etwas anderes war und es auch ein wichtiges Thema ist. In dem Punkt konnte mich das Buch überzeugen. Was mir persönlich nicht so gefallen hat, ist der Schreibstil. Zwar ist das meistens Geschmackssache, aber dieses Mal hat es mir echt das Lesen erschwert. Auch hat mir die Erzählung aus der dritten Person nicht so gefallen, da ich dadurch emotional nicht ganz nah an Turtle war und sie auch nicht immer verstehen konnte. Dennoch ist die Geschichte sehr interessant und man hofft das Buch über einfach, dass Turtle sich von ihrem Vater lösen kann. Das Ende fand ich dann auch gut und gelungen. Daher gibt es ingesamt 3,5 Sterne. Die Story konnte mich überzeugen, aber leider nicht der Schreibstil. Dennoch interessant zu lesen, da es mal etwas anderes war.

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Wenn Literatur auch immer ein Spiegel ist, in dem gesellschaftliche wie politische Diskurse und Probleme erkennbar werden, dann scheinen das Thema Waffen und Gewalt sowie das Leben der „Abgehängten“ noch immer brisant in den USA zu sein. Denn gleich zwei aktuelle wie auch viel besprochene Romane beschäftigen sich damit – vor allem mit Blick auf die Jugend und die Auswirkungen auf die jüngere Generation. Das sind Jennifer Clements Werk „Gun Love“ sowie das Debüt „Mein Ein und Alles“ des Amerikaners Gabriel Tallent, der dafür sehr viel Anerkennung sowohl in seinem Heimatland als auch hierzulande erhalten hat; für mein Befinden zu viel. Denn noch nie habe ich innerlich bei der Lektüre eines Buches so geflucht und gehadert wie bei Tallents Erstling, war ich so in meiner Haltung zerrissen, da ich die Geschichte von Julia alias Turtle und ihrem Vater Martin, einem sadistischen Ungeheuer, wie in einem Rausch gelesen habe und zugleich von einigen Szenen regelrecht angewidert war. Wie viel Gewalt kann, sollte ein Leser ertragen – das habe ich mich oft gefragt. Dabei geht es mir nicht darum, dass ich generell Gewaltszenen in der Literatur infrage stelle; ich lese oft Krimis und Bücher, in denen die fürchterlichen Ausmaße beider Weltkriege aufgearbeitet werden. Für mich ist das Wie, der Stil der Schilderungen, entscheidend. Allzu sehr detailreich, über mehrere Passagen und manchmal auch einige Seiten hinweg – als Leserin fühlte ich mich an einigen Stellen an einen popcorn-reifen Thriller als an ein seelisches Drama erinnert – berichtet der Erzähler, wie Turtle von ihrem Vater, mit dem sie zurückgezogen in einem heruntergekommenen Haus lebt, missbraucht wird – körperlich wie seelisch. Das 14-jährige Mädchen, das sich besser mit Waffen und der umgebenden Wildnis auskennt als mit dem Schulstoff, ist seine Tochter, seine Geliebte und das Ziel seiner perfiden Gewaltausbrüche, die sich steigern, als Turtle den etwas älteren Jacob kennengelernt. Nur Turtles Großvater ahnt die Ausmaße dieser grausamen Macht seines Sohnes, der seine Tochter als „Luder“, als „Krümel“ und eben als „Mein Ein und Alles“ bezeichnet und in seinem Glauben an den Weltuntergang und Verschwörungstheorien gefangen zu sein scheint. Hätte er seine Tochter nicht, würde er sich wohl an Fremden vergreifen. Bei Psychiatern und Profilern der Polizei ließe dieses grausame und rohe Verhalten die Alarm-Glocken schrillen. Doch weder der Großvater, der nahe dem Haus in einem Wohnmobil lebt, noch die Lehrer können dem Mädchen helfen, das seine innerlichen wie äußerlichen Wunden und Narben versteckt. Es muss selbst seinen Weg suchen. Die Erkenntnis dazu reift, als Turtles Vater nach mehreren Monaten Abwesenheit mit einem Kind auftaucht. In der kleinen Cayenne sieht Turtle wohl ihr jüngeres Ich, das es zu beschützen gilt. Dabei schwankt die Heldin zwischen ihrer Zuneigung zum Vater – die Mutter ist vor Jahren gestorben -, einer düsteren Todessehnsucht sowie dem Wissen und die Hoffnung, dass es ein anderes Leben als ihres geben könnte. Die Familie Jacobs zeigt es ihr. Wie Tallent die Gedankenwelt und die zerrissene Person seiner Heldin schildert, verlangt indes höchsten Respekt ein. Turtle ist eine ungewöhnliche Protagonistin, deren Schwächen, aber auch Stärken deutlich werden, die Kind und Erwachsene in sich vereint. Mit nur wenigen Charakteren, die im Laufe des Geschehens ihren Auftritt haben, liegt der Fokus voll und ganz auf dem Mädchen und der gestörten Vater-Tochter-Beziehung, die sich teils in einer vulgären Sprache äußert. Doch auch in anderer Hinsicht beweist Tallent eine große Erzähler-Gabe: Er lässt die wilde, kraft- wie eindrucksvolle Natur im Westen der USA rund um die Stadt Mendocino, nahe San Francisco gelegen, im Kopf des Lesers entstehen, wenngleich man den Eindruck gewinnen kann, der Autor hatte das Ziel, nahezu jeder Pflanze aus einem Botanik-Buch in seinem Roman einen Platz zu geben. Der raue und weite Pazifik ist nah, die Wälder sind dicht und oftmals undurchdringlich. Wer sich in der Umgebung nicht auskennt oder einen leichtsinnigen Fehler macht, begibt sich in große Gefahr. Zweimal sollen das Turtle und Jacob selbst erfahren. Es sind Szenen wie diese, die dem Roman auch auf einer anderen inhaltlichen Ebene Spannung verleihen. So bleibt am Ende ein recht zwiespältiges Gefühl und die Frage, ob ein Roman über Gewalt auch immer Gewaltszenen in solch einer Präsenz und bildhaften Detailfreude wirklich beinhalten sollte. Auch ohne die brutalen Exzesse hätte Tallents Debüt nichts von seiner Kraft und Besonderheit eingebüßt. Im Gegenteil. Es hätte vielleicht sogar Raum für ganz andere Facetten und Gedanken bieten können. Leider leidet darunter auch der Anspruch, dieses ernste und vielschichtige Thema auf eine nicht-effektheischende Art und Weise zu verarbeiten. Seine Leser, ob nun mit einer ähnlich kritischen Einstellung oder ohne diese, wird das Buch trotzdem finden; und das sagt wiederum viel über den herben Glanz dieses Romans aus.

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In „Mein Ein und Alles“ zeichnet Gabriel Tallent ein zutiefst erschreckendes Bild einer ungesunden Vater-Tochter-Beziehung. Nur auf sich beide gestellt, klammert sich der Vater krankhaft an sein Kind, abgeschottet von der Wirklichkeit, ausgerüstet für den schlimmsten Fall des Weltuntergangs. Ein Schüren von großer Angst, körperliche und schwer zu ertragene sexuelle Misshandlungen verbunden mit der hoffnungsvollen Stärke dieses wilden Mädchens. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Ganz plastisch hat mich Tallent in seine Urwaldähnliche Welt hineingezogen, in die Zerrissenheit von Liebe und Hass und eine trostlose Brutalität. Diese holprige Gefühlswelt der Protagonistin hat mich so mitgenommen, dass ich mich noch immer mit ihr verbunden fühle und meine Gedanken oft zurück zu dem Buch wandern. Scham und Selbsthass, Minderwertigkeitsgefühle und der Wunsch nach Befreiung im Kontrast zu der Angewiesenheit und der natürlichen Liebe zu ihrem Vater. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ „-und es gibt immer wieder stille, einsame Moment, in denen sich dieser Teil von ihr zu öffnen scheint wie eine nächtlich blühende Blume, um die kalte Luft zu trinken, und sie liebt diesen Augenblick, auch wenn sie sich dafür schämt, denn sie liebt auch ihn…“ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Ein krasses und gutes Buch!

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Ist es gesund ein Buch zu lesen, das einen krank macht? Ich habe noch nie ein Buch gelesen, dass mich so mitgenommen hat – überwiegend im Negativen, aber auch im Positiven. Noch nie habe ich mir außerhalb des Lesens so viele Gedanken um Buchcharaktere gemacht und begonnen, meine eigene kleine süße Welt auf diese Weise zu hinterfragen. Noch nie hat mich ein Buch dermaßen beschäftigt! Ich war von Anfang an entsetzt! Auch wenn mir durchaus vorher bewusst war, dass dieses Buch keine leichte Kost wird, waren mir viele Stellen zunehmend unangenehm. Turtle hat einen ganz eigenen Charakter, der besonders durch ihre Beziehung zu ihrem Vater geprägt wurde. Dieser ist so extrem unsympathisch – nicht zuletzt, weil er seine Tochter missbraucht und sie geradezu nötigt, Waffen zu benutzen. Das Ganze rechtfertigt er mit seiner ach so großen Liebe zu seiner Tochter und der Angst, sie zu verlieren, da er ohne sie verloren wäre. Diese Szenen werden von Tallent so detailliert geschildert, dass mir schlecht wurde und ich mich sogar dafür schämte, die Stelle zu lesen. Denn ich als Leser war ja machtlos und konnte nichts dagegen tun, was der Vater hier mit seinem Kind anstellt. Und durch das Lesen habe ich es ja irgendwie geduldet, nicht wahr? Turtle ist jedenfalls eine sehr komplexe Figur, die es schafft, aus ihrem eigenen Gedankenchaos auszubrechen und lernt, abzuschätzen, was richtig und was falsch ist. Nach und nach ist sie mir immer mehr ans Herz gewachsen! Ebenso ihre Lehrerin, die Turtel persönlich hasst – genauso wie jede andere Frau – und die insgesamt betrachtet mein Lieblingscharakter wurde. "Mein Ein und Alle" behandelt ein Thema, mit dem sich wohl niemand gerne auseinandersetzt. Dennoch bin ich der Meinung, dass dieses Buch jeder gelesen haben muss. Denn leider glaube ich nicht, dass alles hiervon nur Fiktion ist. Im Gegenteil passiert das wohl in zu vielen Familien. Wenn ihr also bereit seid, über einen Schatten zu springen, dann lest bitte dieses Buch! 2. Satz: Rosenläufer haben Schindeln losgerissen, die nun zwischen den Trieben festhängen.

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Turtle Alveston – eine 14-jährige Schülerin aus Kalifornien – ist von ihrem Vater Martin das „Ein und Alles“. Sie leben zusammen in einem Haus, umgeben von vielen Wäldern. Freunde hat sie keine, da sie gegen alle Menschen eine große Abneigung verspürt. Turtle sieht ihrer toten Mutter sehr ähnlich, sodass ihr Vater eine körperliche Anziehung verspürt, und seine Tochter nachts häufig zu sich ins Bett holt. Ihm gefällt es und ihr gefällt es, denn sie ist kein Luder, so wie sie es sich immer einreden lässt: „Sei kein Luder.“ Turtles Leidenschaft liegt in der üppigen Natur, die ihr einziger Zufluchtsort ist. Brett und Jacob, die eine Stufe über ihr in die Schule gehen, trifft sie eines Nachmittags im Wald und sie erleben zusammen ein kleines Abenteuer. So passiert es, dass sich Turtle in Jacob verliebt und die Nähe ihres Vaters nicht mehr akzeptieren möchte. Martin greift zu allen Mitteln, um seine Tochter für sich ganz allein zu behalten, sodass Turtle letztendlich zur Waffe greifen muss. • Ich las bereits einige Romane, die sich dem Thema der Vergewaltigung zuwandten, jedoch war keiner wie dieser. Gabriel Tallent erschafft in „Mein Ein und Alles“ ein Mädchen, das nicht zart und zerbrechlich, sondern selbstbewusst und fast männlich wirkt. Sie liebt ihr Leben genau so wie es ist, mit ihrem Vater an ihrer Seite. Dem Leser wird ein großes Spektrum an Gefühlen geboten: Von Liebe bis Hass, von Zärtlichkeit bis Brutalität und von Genuss bis zum absoluten Ekel. Die expliziten Naturbeschreibungen schenken dem Roman einen schönen Kontrast zu dem sonst tristen und dreckig gehaltenen Haus. Die Vergewaltigungsszenen halten sich – zum Glück – in Grenzen, wohin gegen mein Ekel vor allem durch die Gewalt und einer Operationsszene hervorgerufen wurde. • Nach langen Überlegungen möchte ich für dieses Buch eine Empfehlung aussprechen. Es handelt sich zwar um keine „schöne“ Geschichte an sich, jedoch ist es ein sehr wichtiges Thema, dem man viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Auf 479 Seiten kreiert Tallent eine neue Herangehensweise, einen neuen Blickwinkel und fesselt den Leser durch die fortlaufende knisternde Spannung. Ein wirklich gelungener Roman!

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Unangenehm

Von: Klene123

13.01.2019

Ich muss gleich vorweg sagen, dass ich mich während dem Hören eines Hörbuchs noch nie so fehl am Platz gefühlt hatte, mit einem mulmigen Gefühl durch das ganze Buch hinweg. Man begleitet Julia, die sich selbst Turtle nennt, durch ihren außergewöhnlichen Alltag. Zunächst sind es am Anfang nur kleine Dinge, die einem auffallen. Wie zum Beispiel die Sprache zwischen ihr und ihrem Dad, die von Schimpfwörtern beherrscht wird. Dann kommen die Waffen dazu, ihre Eigene die sie sehr gut pflegt, und die Schießübungen, die ihr Dad von ihr verlangt und die wichtiger sind als die Hausaufgaben. In der Schule läuft es nämlich nicht so toll. Stück für Stück deckt sich der Horror auf durch den Julia täglich gehen muss, aber man ist in ihren Gedanken auch gefangen, denn sie meint das alles auch ein Ausdruck von Liebe ist. Als "normaler" Mensch flippt man innerlich aus. Das kann doch nicht sein? Wieso geht sie nicht? Wieso merkt es niemand? Aber Julia öffnet sich eben keinem und falls jemand helfen will, blockiert sie total. Ihr Vater ist sehr gut im Reden und wischt einfach alle Zweifel der Anderen weg. Julia durchläuft eine Entwicklung ab dem Moment als sie Jacob und Brad im Wald trifft. Sie haben sich verirrt und mit ihrem Überlebenskenntnissen hilft sie Ihnen aus der Situation. Kurz darauf verändert sich zeitweise ihre Lebenssituation und sie lernt Neues kennen, kommt Jacob näher und merkt zunehmend in welcher Situation sie sich befindet zusammen mit Martin ihrem Dad. Alles verändert sich, aber Zwefel bleiben dennoch. Ab dem zweiten Teil habe ich unglaublich mit Julia mitgefiebert und fand den Roman packender als zu Beginn. Ganz allgemein berührt Gabriel Tallent die Leser/Hörer auch wenn es oftmals mit negativen Gefühlen verbunden ist von Ablehnung, Scham, Ekel, Wut...Hier und da war mir alles zu detailreich nicht nur bei der Beschreibung der Natur, die in einem wunderschönen Gegensatz steht zur Härte von Julias Beziehung, deren genaue Vorgänge auch ruhig mal einfach so im Raum hätten stehen gelassen werden können. Hier hätte ich auch gerne lieber ein Buch gehabt, denn da kann ich querlesen, beim Hörbuch musste man sich allem aussetzen. Anna Thalbach liest unglaublich gut und verleiht jedem Protagonisten sein eigenes Leben, vielleicht manchmal sogar zu viel Stärke. Fazit: Man muss bei diesem Buch einen starken Magen haben, aber sollte sich ruhig drauf einlassen. Die Geschichte ist erschütternd und bewegend, gleichzeitig ein Appell nicht wegzuschauen und immer wieder Hilfe anzubieten.

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„My absolute darling“ - so der Originaltitel von „Mein Ein und Alles“ – ist die 14-jährige Turtle für ihren Vater Martin, mit dem sie in der toxischen Abgeschiedenheit eines heruntergekommenen Hauses in den nordkalifornischen Wäldern lebt. Bis auf den Großvater ist Turtle isoliert von jeglichem menschlichen, über die Oberflächlichkeit des Alltags hinausgehenden, Kontakt. Was die Beziehung Martins zu seiner Tochter betrifft, ist das „absolute“ des Titel wörtlich zu nehmen ist - „Woran es Dir auch fehlte, was auch immer ich dir nicht geben konnte, du wurdest immer geliebt, innig und bedingungslos.“ Es ist jedoch eine krankhaft obsessive, besitzerergreifende, missbrauchende Liebe. Ein Liebe die physisch und psychisch zerstört. Gabriel Tallent schockiert (und vergrault einige) seine(r) LeserInnen schon auf den ersten Seiten seines Debütromans mit einer sehr expliziten Beschreibung eines sexuellen Missbrauchs – er folgt damit wohl dem literarischen Trend der „Tabulosigkeit“, der sich schon in Romanen wie „Und es schmilzt“ und „Ein wenig Leben“ zeigt. Die Grenzen zwischen für die Story nötiger Konfrontation mit dem Grauen und die Verkaufszahlen ankurbelnden, überflüssigen Voyeurismus sind sicher fließend und werden von jedem Leser anders empfunden. Schwerer auszuhalten für mich waren jedoch die intensiven inneren Monologe der Protagonistin Turtle (von ihrem Vater bezeichnender Weise „Krümmel“ genannt), die zeigen wie „brainwashed“ Turtle durch den jahrelangen manipulativen Missbrauch durch ihren Vater ist. Leider jedoch teilweise auf eine für mich zu platte und plakativen Weise, wenn in den Gedankenmonologen 1:1 dessen degradierenden „Vergewaltigungsjargon“ aufgegriffen wird. Auch stilistisch nervt es irgendwann, wenn sich zwischen jedem Halbsatz der Einschub „denkt sie“ wiederholt. Für mich war „Mein Ein und Alles“ eine kurzweilige Lektüre mit ziemlicher Sogwirkung. Literarisch wechselhaft, jedoch durchaus mit Passagen, die das große erzählerische Potential Gabriel Tallents erahnen lassen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was von ihm noch kommt.

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Gabriel Tallent hat hier eine schockierende, überwältigende und zugleich fesselnde Geschichte über ein 14 jähriges Mädchen geschrieben die mich nicht mehr losgelassen hat. Turtle lebt allein mit ihren Vater unter sehr erbärmlichen und verwahrlosten Bedingungen. Er missbraucht sie psychisch und physisch auf eine schreckliche Weise. Für Turtle ist es der ganz normaler Alltag und sie kennt es nicht anders, denkt es wäre richtig so und sie sei selbst schuld an dem was passiert. Auf eine sehr kranke und abartige Weise lieben und hassen Turtle und ihr Vater sich, bis zu dem Tag an dem sie Jakob und Brett im Wald begegnet und sich mit ihnen anfreundet beginnt ein Wandel und verändert alles. Sehr bildlich beschreibt Tallent den Missbrauch der hier immer wieder auftritt, der schockiert, überwältigt und abstößt. Er erzählt und beschreibt alles auf eine ruhige und wirklich fast zarte aber auch detaillierte Weise die mich bis zum Ende sehr gefesselt hat. Diese detaillegetreue Erzählweise zieht sich aber durch alle Bereiche. Die Natur und Pflanzenbeschreibung und auch die der Waffen, die hier immer Erwähnung finden, werden bis ins kleinste Beschrieben. Das war für meinen Geschmack zu viel und hätte nicht unbedingt so viel Aufmerksam benötigt. Turtle ist trotz der Umstände eine starkes Mädchen das nicht an den täglichen Tortouren zerbricht. Für mich ist sie eine Heldin und ich habe sie von Anfang an ins Herz geschlossen und mit ihr gebangt und gelitten Ich habe bis zuletzt gehofft das sie durchhält und es schafft sich von ihrem Vater zu lösen und zu befreien. Ein fesselnder und schockierender Roman der mich nicht mehr losgelassen hat. Vielen Dank an das Blogger Portal von Random House und den Penguin Verlag für das bereitgestellte Leseexemplar.

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