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Rezensionen zu
Die leuchtende Republik

Andrés Barba

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Die leuchtende Republik von Andrés Barba ist das verstörendste und gleichzeitig poetischste Buch, das ich seit Langem gelesen habe - so viel vorneweg. In der fiktiven lateinamerikanischen Provinzstadt San Cristóbal am trägen und schlammigen Eré-Fluss leben die Bürger in relativem Wohlstand und relativer Sicherheit (vom gelegentlichen Narcos-Mord einmal angesehen). Armut kennen sie nur von den Indigenen aus dem Eré-Stamm, aber die empfinden sie als pittoresk. Doch der Alltag der Stadt wird empfindlich gestört, als plötzlich fast drei Dutzend namen- und elternlose Kinder in der Stadt auftauchen, die betteln und stehlen und eine unbekannte, unverständliche Sprache sprechen. Niemand weiß woher sie kommen oder wer sie sind. Und warum üben sie eine so große Anziehungskraft auf die wohlbehüteten Kinder San Cristóbals aus? Während die Stadtbewohner zwischen Mitleid und Hass schwanken, schaukeln sich die Ereignisse immer weiter hoch bis zu einem furchtbaren Höhepunkt… Dabei stellt der Roman ganz wesentliche Fragen. Kann man Gewalt mit Gewalt beantworten? Wie verhält sich die Mehrheitsgesellschaft gegenüber Fremden? Wie viel Schuld können Kinder auf sich laden? Welche Schuld trifft die, die wegsehen? Auch die populistischen Reflexe in der leicht korrupten, leicht unfähigen Stadtpolitik sind seltsam vertraut: Aktionismus, härteres Vorgehen, härtere Strafen. Alles ohne positive Resultate. Der Roman des in Argentinien lebenden Spaniers Barba erinnert an die herausragenden Werke des magischen Realismus, an Gabriel García Márquez oder Miguel Ángel Asturias. Allerdings handelt es sich um einem im düsteren Gewand daherkommenden realismo mágico. Ein sprachlich wie inhaltlich anspruchsvolles, glänzendes Buch und daher eine große Leseempfehlung.

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“Die leuchtende Republik” von Andrés Barba erzählt von obdachlosen Kindern im Überlebenskampf und von der Grausamkeit der Erwachsenen. Der Autor ließ sich von dem Dokumentarfilm „The Children of Leningradsky“ inspirieren, der das harte Leben von Straßenkindern in einer Moskauer U-Bahn-Station schildert. In dem atmosphärisch dicht erzählten Roman berichtet ein städtischer Angestellter als Ich-Erzähler über die bizarren Ereignisse in seiner Heimatstadt und beschreibt dabei die Ängste und Verunsicherung der Menschen gegenüber den anarchischen Kindern, die die herrschende Ordnung auf den Kopf stellen, fremd wirken und sich mehr als nur eigensinnig verhalten. Selbst gutmeinende Erwachsene sehen sie bald als Feinde, die man entschieden bekämpfen muss. Dabei vergessen sie, dass auch diese Kinder eben Kinder sind. Andrés Barba versteht sich als philosophischer Autor, der zu Beginn seiner Romane immer eine grundlegende Frage stellt, der er im Folgenden nachgeht. In diesem Fall geht es nicht nur um das Thema der Mündigkeit und der Rechtfertigung von Strafe und Gewalt, sondern auch um die von dem Philosophen Jürgen Habermas begründete Konsenstheorie der Wahrheit. Sie zeigt uns, wie das, was wir als Wahrheit begreifen, erst durch einen Konsens in der Betrachtung zur allgemein akzeptierten Anschauung wird. So gelingt Andrés Barba mit “Die leuchtende Republik” ein großartiger philisophischer Roman, der viel über unsere Gesellschaft und unseren Umgang mit dem Fremden verrät.

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Andrés Barbas Roman "Die leuchtende Republik" spielt am Ende des 20. Jahrhunderts in San Cristóbal, einer kleinen und an den Urwald angrenzenden Stadt. Die Geschichte beginnt, als dort plötzlich eine Gruppe wilder Kinder aus dem Urwald auftaucht. Sie sind alle zwischen sieben und dreizehn Jahre alt, sprechen ihre eigene Sprache, die niemand versteht und gehören bald zum Stadtbild. Als es jedoch in einem Supermarkt zu einer Gewalteskalation kommt, beschließen die Stadtbewohner, gegen die Kinder vorzugehen. Schon der erste Satz verrät, dass die zweiunddreißig Kinder sterben werden. Ihre anarchisch-utopische Form des Zusammenlebens, die ganz eigenen Regeln folgt, ohne Anführer auskommt und manchmal auf Diebstahl und Gewalt zurückgreifen muss, wird somit durch die Erwachsenen zerschlagen. “Die leuchtende Republik” bewegt sich irgendwo zwischen William Goldings Roman “Lord of the Flies” und Verena Güntners Roman “Power”, wobei er letzterem deutlich näher kommt, aber trotz dieser naheliegenden Vergleiche ganz für sich selbst steht, da er andere Schwerpunkte setzt, aus einer eigenen Perspektive und vor allem aus einem anderen kulturellen und historischen Kontext heraus erzählt. Er stellt meiner Meinung nach die kulturell fest verankerte Idee von Kindheit und von kindlicher Unschuld in Frage. Gleichzeitig zeichnet er ein Verhältnis zwischen Erwachsenen/Eltern und Kindern nach, das sich im Handumdrehen von Fürsorge in Misstrauen, Unverständnis und sogar Angst wandelt. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Rebellion der Kinder im Roman für den Bruch mit einer Gesellschaft steht, die Ungleichheiten nicht nur bewusst toleriert, sondern sie verstärkt und dafür sorgt, dass Ungleichheit zwischen Bevölkerungsgruppen (Indigenen und Weißen) zum Kern der Gemeinschaft wird. “Die leuchtende Republik” habe ich als eine reiche und beeindruckende Lektüre wahrgenommen, die teilweise auch etwas Fieberhaftes hat, dicht und dringlich erzählt ist und mitzureißen weiß. Obwohl es für viele Leser wohl nicht die erste Geschichte ist, in der es um den Aufstand einer Gruppe von Kindern geht, vermag der Roman hervorzustechen und auch das ist durchaus bemerkenswert.

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Die leuchtende Republik der Kinder

Von: Lesehummel

27.10.2022

32 Kinder im Alter zwischen neun und dreizehn fallen in die argentinische Stadt San Cristóbal ein. Keiner kennt sie, sie sprechen eine unbekannte Sprache und verschwinden jede Nacht aufs Neue; niemand weiß wohin, aber vermutlich ziehen sie sich in den unwegsamen Regenwald zurück, der direkt vor den Toren der Stadt liegt. Derweil die Kinder anfangs geduldet werden, nehmen Angriffe und Raubüberfälle in Verbindung mit Mord zu: eine Stadt im Ausnahmezustand. Die Gleichgültigkeit der Erwachsenen schlägt in Wut um, während zugleich Panik um sich greift, denn die Anwohner sehen mit Bangen zu, wie ihre eigenen Kinder sich der Meute anschließen und reihum im nächtlichen Nichts verschwinden. Was mit Ignoranz und Lethargie der Erwachsenen begann, dringt schnell in persönliche Sphären und Lebensrealitäten ein, manifestiert sich in Angst und Zorn - und übt zugleich eine unerklärliche Faszination auf alle Beteiligten aus. Erzählt in frischem, prosaischen Duktus ist Barbas Text eine retrospektive, tagebuchähnliche Schilderung fast zu real klingender Ereignisse. Geschrieben aus der Sicht eines Sozialarbeiters, der 20 Jahre später aus einem seiner wohl prägendsten Fälle erzählt, ist die Geschichte ein mystisch-surrealistischer Ritt durch Ängste, Abscheu und Faszination des Menschen. Eine bedrohliche, aber fesselnde literarische Exkursion in eine Mikrogemeinschaft: der leuchtenden Republik der Kinder. Muss man glaube ich mehrfach lesen, um alles zu verstehen, hat mich aber sehr mitgerissen.

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