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Rezensionen zu
Schuldig

Kanae Minato

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Subtil, raffiniert, lesenswert

Von: Bookerista

15.04.2020

Mit „Geständnisse“ hat Kanae Minato die Messlatte für mich ziemlich hoch gelegt. Umso gespannter war ich auf „Schuldig“. Ein bisschen enttäuscht wurde ich schon, aber dennoch hat mir das Buch wieder sehr gefallen! 5 Freunde fahren in eine Hütte und wollen dort eine schöne Zeit verbringen. Einer verunglückt tödlich und nichts ist mehr wie vorher. Die Freunde können sich nicht erklären, wie es zu dem Unfall kam, bei dem der Freund in den Abgrund stürzte. Und sie werden von Schuldgefühlen gequält, weil sie es waren, die ihn bedrängt haben, den gefährlichen Weg zu fahren, obwohl er Fahranfänger war und Bier getrunken hatte. Das Buch spielt in der Gegenwart, genauer gesagt sind wir mitten in Fukases Leben. Als mysteriöse Briefe auftauchen, in denen die Freunde als Mörder beschimpft werden, kommt alles wieder hoch. Und Fukase wird zum Detektiv, um herauszufinden, was damals wirklich geschah und wer hinter den Briefen steckt. In ruhigem, fast sachlichem Tonus erzählt die Autorin die Geschichte abwechselnd in Rückblenden und aus dem Jetzt. So ergibt sich ein rundes Bild über die einzelnen Charaktere und die Freundschaft, die sie verbindet. Minato strickt eine Geschichte über Moral, die Frage nach Schuld und gesellschaftlichen Konventionen. Und mit dem Ende haut sie einen wieder um. Ähnlich wie sie es schon bei „Geständnisse“ getan hat. Leider fehlt bei „Schuldig“ etwas der Spannungsbogen und daher ist es nicht ganz so fesselnd. Dennoch ist es wieder ein subtiler fast perfider Roman, der einen am Schluss sehr zum Nachdenken anregt. Klare Leseempfehlung von mir und 4 ⭐️

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REZENSION – Der neue Roman der Japanerin Kane Minato, die seit 2014 mit ihrem Debüt „Geständnisse“ auch international auffiel und seitdem vielfach als Thriller-Autorin bezeichnet wird, ist gewiss kein typischer Thriller. Es steht folgerichtig auch kein Ausrufezeichen, nicht einmal ein Fragezeichen hinter „Schuldig“, dem Titel ihres kürzlich bei Bertelsmann erschienenen Romans. Es ist eher ein äußerst subtiler Psycho-Krimi. Auch in Minatos zweitem Roman geht es wieder um einen tragischen Unfall und die Frage der Schuld. Doch darf man tatsächlich von Schuld sprechen? Ist es nicht vielmehr Unkenntnis und Gedankenlosigkeit unseren Mitmenschen gegenüber, die uns am Unglück anderer mitschuldig werden lässt? Fünf Studenten aus Tokio wollen in den Bergen abseits eines Bergdorfes einige Ferientage verbringen. Vier sind bereits im Chalet eingetroffen, nur Gastgeber Murai verspätet sich. Als er in stürmischer Nacht vom Bahnhof abgeholt werden will, wird ausgerechnet Fahranfänger Hirosawa gebeten, trotz leichten Bierkonsums Murai mit dem Auto abzuholen. Auf dieser Fahrt stürzt Hirosawa mit dem Auto von der kurvenreichen Bergstraße ins Tal und kommt im brennenden Fahrzeug ums Leben. Drei Jahre später erhalten die vier Freunde anonyme Briefe, in denen sie des Mordes an Hirosawa beschuldigt werden. Fukase übernimmt die Aufgabe, den Absender ausfindig zu machen, mehr über den Charakter und das Leben seines verstorbenen Studienfreundes herauszufinden und eine Antwort auf die Frage nach ihrer Schuld zu finden. „Schuldig“ ist ein psychologisch tiefgehender Krimi ohne Blut und Schrecken. Minato schildert das Geschehen asiatisch zurückhaltend, fast schüchtern, so wie auch ihr Protagonist seiner Umwelt gegenüber auftritt. Wir lernen den introvertierten Fukase in seinem Arbeitsalltag als Außendienstler eines Büroartikelhändlers und in seiner Freizeit kennen. Ein junger Mann ohne Freunde, schon seit der Grundschule ein Einzelgänger. In seinem Stammcafé lernt er Mihoko kennen, doch die zarte Romanze bricht abrupt ab, als ausgerechnet sie den ersten anonymen Brief erhält: „Kazuhisa Fukase ist ein Mörder!“ Kanae Minato bietet uns Lesern in den Begegnungen und Gesprächen Fukases mit seinen früheren Kommilitonen sowie mit Eltern und Weggefährten des Verstorbenen mehrere Lösungsmöglichkeiten. Wir lernen die Studienkollegen charakterlich besser kennen und erfahren, in welcher Beziehung jeder zu Hirosawa stand. Es waren Schüler, junge Heranwachsende, charakterlich noch nicht ausgereift, im richtigen Umgang mit anderen noch unerfahren. Aber haben sie sich durch mögliches Fehlverhalten mitschuldig gemacht? Wurden sie letztlich gar zu Mördern? War es denn damals kein tragischer Unfall? Die ultimative Antwort auf diese Frage ist am Ende so einfach wie absolut überraschend. Manches an Minatos Charakterstudien ihrer Protagonisten mag uns Nordeuropäern fremd erscheinen, vielleicht sogar irritieren, wenn zum Beispiel erwachsene Männer im Gefühl möglicher Schuld beginnen zu weinen. Doch genau dies ist neben der eigentlichen Handlung das Empfehlenswerte an diesem ungewöhnlichen, deshalb lesenswerten Roman: Wir lernen einiges über Japan und die Mentalität seiner Bewohner, über uns fremde Moralvorstellungen und manche Zwänge der dortigen Gesellschaft. Sogar über japanische Esskultur erfahren wir beiläufig Interessantes. So mancher Leser wird nach der Lektüre sicher versucht sein, wie Kazuhisa Fukase auch einmal indonesischen Kaffee mit einem Löffel Buchweizen-Honig zu kosten.

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Schulding von Kanae Minato Vier Freunde, ein tragisches Unglück und die Frage nach der Schuld Fünf Studenten aus Tokio wollen in einem abgelegenen Dorf zusammen ein paar Ferientage verbringen. Einer von ihnen, Hirosawa, kommt bei einem Autounfall auf einer kurvenreichen Bergstraße ums Leben. Drei Jahre später holt das schreckliche Ereignis die ehemaligen Studienkollegen ein. Sie erhalten anonyme Briefe, in denen sie des Mordes an ihrem Freund beschuldigt werden. Raffiniert erzählt die japanische Erfolgsautorin Kanae Minato von den zahlreichen Verkettungen, die zu dem tödlichen Unfall geführt haben, lockt den Leser gekonnt auf falsche Fährten, bis schließlich die tragische Wahrheit ans Licht kommt. Meine Meinung: Im Buch lernt der Leser Fukase kennen. Er ist ein eigenartiger Typ, der zurückgezogen lebt und bereits als Kind ein Außenseiter war. Er blickte immer neidisch zu den anderen Kindern, die gemeinsam spielten. Für ihn gab es scheinbar nur seine Bücher.... An der städtischen Universität lernt er Yoshiki Hirowawa kennen, den ersten Jungen in seinem Leben, den er als richtigen Freund bezeichnet. Aber dann kommt es zu dem verhängnisvollen Abend, an dem Hirowawa tödlich verunglückt und fortan müssen Fukase und die anderen drei jungen Männer damit Leben, eine Mitschuld an Hirowawas Tod zu tragen. Denn obwohl er getrunken hatte ließen sie es zu, dass Hirowawa sich ins Auto setzte um einen der Freunde am Bahnhof abzuholen. Was wirklich geschah weiß niemand, bis alle Beteiligten Jahre später einen Brief erhalten..... der alles ändert. Der Schreibstil ist ruhig und sachlich, dennoch flüssig zu lesen. Der Klappentext ließ mich eine andere Geschichte erwarten.... was aber der eigentlichen Story nicht geschadet hat. Szenen werden bunt beschrieben. Auch die Charaktere sind bunt gemischt, vom super Sportler bis zum super Nerd, was mir wirklich sehr gut gefallen hat. Vor allem Fukase fand ich sehr interessant. Er wurde perfekt beschrieben und man konnte sich richtig in seine Lage hineinversetzen. Ein viel zu braver Typ, der alles für seine Mitmenschen tun würde. Die Namen erschwerten mir das flüssige Lesen etwas. Der Einstieg ins Buch war zunächst holprig, aber dran bleiben lohnt sich in diesem Fall wirklich. Ein Buch, das Trauer und Schuld unglaublich ruhig und dennoch schwermütig thematisiert und dessen Ende dem Leser den Boden unter den Füßen wegzieht. 4 von 5 Herzen

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"Schuldig" ist - nach "Geständisse - der zweite Roman der japanischen Autorin Kanae Minato, Fünf Studenten, die eigentlich nur ein Wochenende in den Bergen verbringen wollen. Einer kann nicht direkt mit den anderen vieren aufbrechen, er reist mit der Bahn nach und kommt unverhofft früher an als erwartet. Ein Unwetter tobt. Einer muss ihn abholen. Der, der ihn abholen muss, kommt nie am Bahnhof an. Er verunglückt auf der kurvigen Strecke tödlich. Wer hat Schuld? Die vier Studienkollegen bewahren jahrelang ein Geheimnis.... Sie haben die Jahre danach nur noch sporadisch Kontakt zueinander. Doch dann tauchen anonyme Drohbriefe auf, Mordandrohungen. Sind diese ernst zu nehmen? Minato schildert die Geschichte aus Sicht des eher schüchternen Einzelgängers Kazuhisa Fukase. Die Geschichte beginnt ruhig und auch der Erzählfluss während des Aufrollens der Ereignisse und der Suche nach einer Wahrheit bleibt konstant ruhig. Dennoch ist sie fesselnd. Auch als Leser möchte man mehr herausfinden, mehr über die Personen erfahren und ob es einfach nur Schicksal, ein böser Unfall oder ob mehr dahinter steckt. Nach und nach lernt man die Einzelnen mehr kennen. Besonders natürlich Fukase, aber auch den toten Hirosawa. Fukase begibt sich auf Spurensuche, erfährt dabei auch selbst mehr über seinen toten Freund und dessen Vergangenheit. Schuld- Trauer- aber auch das nicht aussprechen von Wahrheiten, das Vertuschen, das Verdrängen und auch das alle erst aktiv werden, als es an ihren eigenen "Kragen" geht, sind zentrale Themen. Minato zeigt uns gekonnt die Schwächen ihrer Protagonisten. Man fühlt sich beim Lesen hineinversetzt in Fukase, man begibt sich mit ihm auf die Suche. Man möchte ihn das ein oder andere mal schütteln. Das ruhige Fahrwasser der Erzählung, an das man sich gewöhnen konnte, da Minato interessant zu erzählen vermag, endet mit - ja, überraschenden Wendungen am Ende, die den Leser auch nach dem Zuklappen über Tragik und Schuld weiter sinnieren lassen. Auch wenn meines Erachtens "Geständnisse" ihr bisher bestes Buch war, kann ich auch Minatos neuesten Roman für alle, die subtile Erzählungen mögen, sehr gerne weiter empfehlen.

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“Kazuhisa Fukase ist ein Mörder!” (Buchbeginn) Fukase ist dezent schockiert, als er diesen Satz liest. Er steht auf einem Blatt Papier, welches er von seiner Freundin überreicht bekommt. Da sie sich keinen Reim daraus machen konnte, hat sie ihn direkt kontaktiert und damit ungewollt einen Strudel der Zweifel, Ängste und Erinnerungen in dem jungen Mann in Gang gesetzt. Er weiß nämlich ganz genau, auf wen sich dieser Satz bezieht. Es ist tatsächlich jemand gestorben. Vor drei Jahren. Nur war er nicht der Mörder. Was will der Schreiberling also damit bezwecken? Fukase lässt die Beschuldigung keine Ruhe. Gerade war er an einem Punkt angekommen, wo er sich getraut hat, auf Menschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen. Auch zu Frauen. Und nun ist da diese Mauer. Also fängt er an zu recherchieren. Knüpft alte Kontakte neu und besucht unter anderem die Eltern des Verstorbenen. Schließlich war dieser ein Studienkollege von ihm gewesen. Ein Freund. “Ich machte einen Kaffee. Damit kann ich uns etwas Gutes tun, Das Allerbeste, was ich vermag. Der einzige Lichtblick in der finsteren Welt der Schuldgefühle.” (S.63) Was einem sofort auffällt, ist die Liebe zu Kaffee. Fukase hat ein Faible für besonders hochwertige und aromatische Bohnen. Das macht ihn in seinem Bekanntenkreis äußerst beliebt und so mancher Teetrinker wurde von seinem Kaffee verführt. Das geht soweit, dass man als Leser ebenfalls das schwarze Getränk von ihm haben möchte und bereits die gemahlenen Bohnen riechen kann, wenn man seinen Handgriffen folgt. Gleiches gilt für Buchweizennudeln und Curry und und. Die Liebe zu Speis und Trank ist deutlich spürbar. Im harten Kontras dazu stehen die Anschuldigungen, die kontinuierlich an dem Gewissen von Fukase nagen. Er will unbedingt wissen, wer ihm so etwas an den Kopf wirft und warum. Verständlich, man möchte schließlich nicht grundlos als Mörder hingestellt werden. Oder ist er etwa doch nicht so unschuldig, wie er einen glauben lässt? Dass er ein Geheimnis hat, was bisher niemand gelüftet hat? “Fukase sprang ruckartig aus und schüttelte energisch den Kopf. Er ging in die Küche, nahm eine Plastikflasche Wasser aus dem Kühlschrank und trank direkt daraus. Dann klatschte er sich im Spülbecken Wasser ins Gesicht, um die absurden Gedanken zu vertreiben.” (S.167) Im Vergleich zu “Geständnisse” sind die Perspektivwechsel nicht sonderlich extrem. Man wechselt lediglich zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her. Der besondere Touch ist nur, dass Fukase in der Gegenwart aus der Ich-Perspektive berichtet und man somit eine besondere Beziehung zu ihm aufbaut. Man überlegt ständig ob man ihm glauben kann oder nicht. Was stetig für kleine Gefühlschwankungen sorgt. Ansonsten bleibt die Geschichte recht ruhig. Was sicher den ein oder anderen verschrecken mag. Das Hauptaugenmerk liegt wirklich auf der Entwicklung und den Gedanken von Fukase. Erst das Ende. Das haut nochmal ordentlich rein. Dieser Plottwist ist der Autorin perfekt gelungen und hat dafür gesorgt, dass das Buch nicht als Schwächling hinter Geständnisse zurückbleibt. Hinzukommt der Schreibstil von Kanae Minato, den ich einfach wunderbar finde. Daher hoffe ich auch, dass bald noch mehr Werke von ihr nach Deutschland kommen. Abschließend kann ich das Buch jedem Liebhaber japanischer Literatur empfehlen. Wer den Stil der Japaner mag, wird auch mit diesem Buch glücklich werden. Wer allerdings Spannung und spektakuläre Wendungen erwartet, der wird hier nicht zufrieden sein.

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Fukase ist mehr oder weniger ein Einzelgänger. Sein Leben lang war er eher unscheinbar. Nur wenn er Kaffee kocht bekommt er Aufmerksamkeit. Auch als er mit seinem Freund Hirosawa zusammen war, fühlte er sich beachtet. Doch was ist damals in der Nacht passiert, als Hirosawa einen Autounfall hatte? Das Cover ist gut, wobei auf den ersten Blick kann man den Zusammenhang nicht so gut verstehen. Aber nach und nach erklärt sich die Wahl dieses Covers. Grundsätzlich ist das Buch sehr gut geschrieben, denn die Autorin hat einen Stil der einen fesselt und man fragt sich einfach die ganze Zeit, was hat Fukase getan? Bzw. was ist genau in dieser Nacht passiert, als Fukase mit Hirosawa und drei anderen Freunden einen Ausflug gemacht hat? Es bleibt ziemlich ungewiss, obwohl man mit einigen Rückblicken doch etwas erfährt, aber es wird nie zu viel verraten. Man tappt lange Zeit einfach im Dunkeln. Denn genau hier kommt man zu Fukases furchtbarer Eigenschaft, nie alles direkt heraus zu sagen. Klar, das ist in Japan halt so, aber das hat mich schon sehr genervt. Aber nicht nur Fukase hält mit vielem hinter dem Berg, auch einige der anderen Charaktere halten lieber den Mund bevor sie noch jemandem vor dem Kopf stoßen könnten. Dazu kommt, dass Fukase ziemlich häufig in Selbstmitleid badet und sehr oft betont, wie einsam er doch ist und wie gerne er mehr Zeit mit seinen Freunden verbringen würde. Aber er ist das selber schuld, denn wenn man nicht mit den anderen redet, kann der andere auch nicht wissen was in einem vorgeht. Und so wird schnell klar, wie wenig Fukase auch über seinen angeblich besten Freund Hirosawa wusste. Um den sich vieles im Buch dreht, denn er hatte diesen tödlichen Unfall vor drei Jahren und jetzt erhalten Fukase und die drei anderen anonyme Briefe, dass sie Mörder seien. Doch was ist wirklich passiert damals? Kann der schüchterne, zurückhaltende Fukase wirklich ein Mörder sein? Oder gilt die Anschuldigung eher der Unterlassung von Hilfe? Nach und nach erfährt man dann was damals passiert war und wer schuldig ist. Aber dann endet das Buch noch nicht, denn es gilt ja noch herauszufinden, wer diese Briefe an die vier geschickt hat. So begibt sich Fukase auf eine Suche und findet immer mehr heraus, wie wenig er über Hirosawa wusste. Mit wem er befreundet war und was er in seiner Freizeit gemacht hat. Aber das passiert einfach, wenn man nicht nachfragt. Fukase tat mir zunächst leid, weil er in diese Außenseiterrolle gerutscht ist, aber so nach und nach habe ich gemerkt, dass er diese Rolle scheinbar selbst gewählt hat und kaum etwas unternimmt um da raus zu kommen. Im Grunde ist die Geschichte recht geradlinig und man kann schon vieles im Vorfeld erahnen. Mir hat so ein bisschen das geheimnisvolle gefehlt, was Kanae Minato in Geständnisse zum Beispiel so wunderbar gelungen ist. Allerdings muss ich zugeben, dass mich das Ende wieder total überrascht hat und so wurde noch einiges wieder gut gemacht. Mein Fazit: Schuldig ist nicht ganz so gut wie Geständnisse finde ich, aber trotzdem wird man hier gut unterhalten und wenn man bis zum Ende durchhält, wird man da mit einer richtig guten Lösung überrascht. Ich hatte damit gar nicht gerechnet. Ich kann das Buch empfehlen, wenn man einen etwas jammernden Protagonisten aushalten kann.

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Kazuhisa Fugase ist eine „Randerscheinung“. Immer schon gewesen. Auch wenn bei ihm gilt: „Stille Wasser sind tief“, in der arbeitsam ausgerichteten und auf gute Posten hoffende japanischen Gesellschaft gerade was die jungen Leute angeht, hat er wohl von seiner Art her auf den ersten Blick zu wenig zu bieten, um im Mittelpunkt irgendeiner Aufmerksamkeit zu stehen. Da ist es für ihn umso wichtiger, dass zwei Dinge sein Leben stark bestimmen. Zum einen seine Freundschaft zu Hirosawa. Die er, wie er meint, zum einen nicht verdient hat, und zum anderen wird er feststellen, dass diese besondere Art seines Freundes auf den ersten Blick täuscht. Da ist kein gutmütiger und dabei etwas tumber großer junger Mann, sondern da wird er im Lauf seiner Recherchen nach dem Unfall an diesem gemeinsamen Wochenende mit vier Freunden auf erstaunliche Charakterzüge treffen. „Yoshika Hirosawa war kein oberflächlicher und leerer Mensch“! Zum anderen ist Fugase so etwas wie ein japanischer Hobby-Barrista. Kafeesorten, Brühverfahren, Verfeinerung mit diversen Geschmacksrichtungen an Honig, Stammgast im „Clover“, einem wunderbaren kleinen Café eines Kaffee-Verrückten Wirts. Jener Ort, an dem er die bezaubernde Verkäuferin aus der Bäckerei gegenüber kennenlernen konnte. Hinter der ebenfalls viel mehr stecken wird, als Fugase lange Zeit meint. Denn da ist auch dieser Brief: „Fugase ist ein Mörder“. Den just diese Freundin erhält und damit Erinnerungen an das Wochenende vor drei Jahren wachrüttelt und Zweifel in Fugase entfacht. War es ein Unfall, der Hirosawa das Leben gekostet hat? War es Neid und Eifersucht eines der anderen Beteiligten? Die Lösung wird am Ende den Leser und Figase überaus überraschen, aber bis dahin darf man sich in Wuhre der feinen Sprache, dem ruhigen Ton und der ständig sich steigernden Tiefe der Erforschung der Protagonisten zuwenden, die Minato allesamt bestens erzählt auf die Seiten des Buches bannt. Wie da ein einzelner Mensch in alle Facetten betrachtet wird, aus den Augen seines Umfeldes und den Erinnerungen jener, die mit ihm Zeit verbrachten, das ist intensiv zu lesen. Ebenso, wie die Trauer Fugases mehr und mehr fast körperlich fühlbar in den Raum tritt und die Themen der Ziele im Leben, wahrer Freundschaft, der Liebe und einer Haltung dem Leben und den Mitmenschen gegenüber, die wahrhaft edel zu nennen ist, sich eindrucksvoll vor den Augen des Lesers entfaltet. Begleitet natürlich von der durchgehend spannnenden Frage, wer denn jene Briefe verfasst hat, was wirklich in jener Nacht im Landhaus geschah und wie Fugase indirekt an allem zentral beteiligt sein wird, auch wenn er vordergründig nie im Mittelpunkt steht. Eine empfehlenswerte Lektüre.

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Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit das Buch „Geständnisse“ von Kanae Minato gelesen hatte und unglaublich begeistert war, stand für mich von vornherein fest, dass ich auch ihr neues Buch „Schuldig“ lesen möchte. Zum Glück musste ich auf die Veröffentlichung nicht lange warten und konnte direkt mit dem Lesen beginnen. Leider tat ich mich mit dem Anfang dieses Mal deutlich schwieriger als zuvor bei „Geständnisse“ und war dadurch zunächst etwas enttäuscht. Ebenso wie bei der Musik, gibt es auch in der Buchbranche „One-Hit-Wonder“ und ich hatte schon die Befürchtung, dass es sich hierbei um eines handeln würde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verflog der erste Eindruck allerdings und ich kam schnell wieder in den Genuss des Schreibstils der Autorin, der mir so gut gefiel. Zunächst geht man wirklich eine längere Zeit von einem Unfall aus und ich habe mich stellenweise gefragt, ob überhaupt noch etwas in die Richtung Spannung passiert, so wie man es von der Autorin kennt oder es sich lediglich um eine Art Erzählung handelt. Doch dann gerät die Sache ins Rollen, als Fukase und seine damaligen Studienfreunde Drohnachrichten bekommen und immer mehr Fragen und Ungereimtheiten in den Raum gestellt werden. Fukase erklärt sich bereit dem Ganzen auf den Grund zu gehen, denn er merkt zusehends, dass er gar nicht so viel über seinen Kumpel Hirosawa weiß. Der Hauptprotagonist Fukase war mir leider die meiste Zeit sehr unsympathisch und ich konnte keine Bindung zu ihm aufbauen. Er wirkte auf mich wie eine sehr wehleidige, jammernde Person und das hat mich manchmal wirklich genervt, weil es eben nicht immer nur um ihn ging. Wenn ich ehrlich bin, wäre ich tatsächlich nicht gern mit ihm befreundet gewesen. Aber auch diese Gefühle muss man bei einem Leser wecken können und das hat mir durchaus gefallen. Die Geschichte hat nur ganz wenige Kapitel und irgendwie empfand ich dies als ungewöhnlich, da ich es gewohnt bin, am Ende eines Kapitels zu unterbrechen und nicht mitten auf einer Seite. Allerdings habe ich mich hier dann so gut es ging einfach an die Abschnitte innerhalb eines Kapitels gehalten und dort dann pausiert, wenn ich ins Bett musste oder anderweitig beschäftigt war. Ja, dieses Buch habe ich nicht in einem Rutsch durchgelesen, denn leider gab es teilweise Szenen, die mich nicht fesseln konnten. Die Spannung blieb hier des Öfteren leider aus. Auch wenn das Buch etwas anders war als „Geständnisse“ und nicht durchgehend halten konnte, was es versprach, hatte ich bis zuletzt Hoffnung, dass die Autorin wieder ein für sie typisches Ende für einen parat hält. Was das angeht, wird man nicht enttäuscht und das ist auch ein großer Pluspunkt für „Schuldig“, welches ich im Endeffekt doch sehr gern gelesen habe. Hinten im Buch befinden sich kleine Anmerkungen der Übersetzerin, in denen japanische Begriffe erklärt werden, die an einigen Stellen im Buch vorkommen. Da mir die japanische Kultur nicht fremd ist, war für mich nicht viel Neues dabei, dennoch finde ich solche kleinen Gadgets ganz nett, da man sich so das googlen spart und nicht vom Smartphone abgelenkt wird. Eine klare Win-Situation. Fazit: Eine interessant verpackte Geschichte zum Thema Schuld und Reue.

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