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Rezensionen zu
Die Verlassenen

Matthias Jügler

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Ist über die DDR nicht eigentlich schon alles erzählt? Vielleicht. Auf mich übt dieses Kapitel der Geschichte dennoch einen gewissen Sog aus, sodass ich Matthias Jüglers Roman „Die Verlassenen“ gar nicht erst auf meinen SuB wandern lassen, sondern gleich gelesen habe. Johannes wächst bei seinem Vater in Halle auf. Die Mutter ist schon vor einiger Zeit gestorben. Eines Tages bringt ihn sein Vater zu Oma und verschwindet wortlos aus seinem Leben. Als er später einen Brief findet, beginnt er, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die DDR spielt nur eine kleine Rolle, vielmehr geht es um Beziehungen von Menschen. Matthias Jüglers Schreibstil ist sehr eingängig und entsprechend schnell hatte ich das Buch fertiggelesen. Durch gekonnt eingesetzte Zeitsprünge und dezent gesetzte Hinweise, schafft es der Autor Spannung zu erzeugen und so fiebert man bis zum Schluss der Aufklärung der damaligen Umstände in Johannes‘ Familie hin. Genau hier liegt allerdings für mich die Schwachstelle des Romans, denn mir blieben zu viele Fragen offen. Auch die Charaktere, allen voran der Protagonist, blieben mir bis zum Schluss sehr unnahbar, sehr diffus, ihre Handlungen an einigen Stellen nicht nachvollziehbar. Dennoch konnte mich das Buch gut unterhalten. Manchmal muss man eben, wie Johannes, mit offenen Fragen leben.

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Ist über die DDR nicht eigentlich schon alles erzählt? Vielleicht. Auf mich übt dieses Kapitel der Geschichte dennoch einen gewissen Sog aus, sodass ich Matthias Jüglers Roman „Die Verlassenen“ gar nicht erst auf meinen SuB wandern lassen, sondern gleich gelesen habe. Johannes wächst bei seinem Vater in Halle auf. Die Mutter ist schon vor einiger Zeit gestorben. Eines Tages bringt ihn sein Vater zu Oma und verschwindet wortlos aus seinem Leben. Als er später einen Brief findet, beginnt er, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die DDR spielt nur eine kleine Rolle, vielmehr geht es um Beziehungen von Menschen. Matthias Jüglers Schreibstil ist sehr eingängig und entsprechend schnell hatte ich das Buch fertiggelesen. Durch gekonnt eingesetzte Zeitsprünge und dezent gesetzte Hinweise, schafft es der Autor Spannung zu erzeugen und so fiebert man bis zum Schluss der Aufklärung der damaligen Umstände in Johannes‘ Familie hin. Genau hier liegt allerdings für mich die Schwachstelle des Romans, denn mir blieben zu viele Fragen offen. Auch die Charaktere, allen voran der Protagonist, blieben mir bis zum Schluss sehr unnahbar, sehr diffus, ihre Handlungen an einigen Stellen nicht nachvollziehbar. Dennoch konnte mich das Buch gut unterhalten. Manchmal muss man eben, wie Johannes, mit offenen Fragen leben.

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Dieser schmale Band bring mich ins Schwärmen, denn Matthias Jügler hat einen richtig guten Roman geschrieben. „Die Verlassenen“ ist zwar kein sonderlich einladender Titel und das Sujet der DDR-Aufarbeitung auch nicht innovativ, aber es ist sehr gut umgesetzt und das auf knapp 170 Seiten. Ein Mosaik, dass sich so nach und nach zusammensetzt zu einem großen Bild. Der Protagonist des Romans ist Johannes, der zu DDR Zeiten groß wird in Halle an der Saale, ungefähr 1994 mit 13 Jahren wird er bei seiner Oma vom Vater zurückgelassen, wo er doch wohl schon mit 5 Jahren seine Mutter verlor. Als Erwachsener fängt er erst an sich Gedanken zu machen und stößt auf Unerhörtes! Natürlich hatte die Stasi ihre Finger im Spiel. Dies ist eine literarisierte wahre Geschichte, aber nicht die des Autors, sondern einer anderen Familie, die zu DDR-Zeiten von der Stasi überwacht wurden. Matthias Jügler dürfte sie für seinen Roman verwenden und hat es toll umgesetzt. Dieser wahre Hintergrund macht diesen Roman noch erschütternder. Wobei auch noch mal gesagt werden muss, dass die Stasi-Dokumente im Buch auch reine Fiktion sind. Großartig ist wie der Ich-Erzähler Johannes modellierte. Zunächst ein zurückhaltendes Kind, was wenig hinterfragt und still ist. Dann die Entwicklungskurve mit der Neugier über die eigene Vergangenheit. Sprachlich wird auch viel vom Autor zwischen den Zeilen transportiert. Vieles bleibt ungesagt und dieses großes Schweigen der Beteiligten wird deutlich. Matthias Jügler hat diese erdrückende Stimmung, die wie eine Glocke über dem Text hängt aus meiner Sicht sehr gut beschrieben. Eine absolute Leseempfehlung!

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“Mach‘s gut”. Als sein Vater ihn mit diesen Worten bei seiner Großmutter zurücklässt, ahnt der Ich-Erzähler Johannes schon, dass dies kein ganz normaler Abschied ist. Und tatsächlich wird er seinen Vater nie wieder sehen. Johannes ist gerade mal 13, wir befinden uns in Halle an der Saale im Jahre 1994. Es ist nicht Johannes‘ erster großer Verlust. Er ist ein mehrfach Verlassener, denn bereits als Kind hat er seine Mutter verloren. Und so wird der Leser im Laufe der Geschichte nicht nur erfahren, weshalb der Vater aus dem Leben seines Sohnes verschwindet, sondern auch die ungeheuerliche Wahrheit hinter dem Tod seiner Mutter kennenlernen. Die zentrale Frage des kurzen Romans bleibt zunächst jedoch, was mit dem Vater geschah. Gemeinsam mit dem inzwischen erwachsenen Protagonisten begibt sich der Leser auf eine Reise in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit, in der Dinge nicht angesprochen werden. So merkt Johannes zwar, dass alle besonders rücksichts- und verständnisvoll mit ihm umgehen, aber keiner benennt, das Unfassbare, das passiert ist. Keiner thematisiert, dass ein Jugendlicher ganz ohne Eltern aufwächst, als Verlassener aufwächst. Und auch der Ich-Erzähler selbst wird erst durch einen Brief, dessen Inhalt der Leser nur in Andeutungen erfährt, dazu veranlasst, sich auf Spurensuche zu begeben. Ob die Spur, die ihn nach Norwegen führt, ihm endlich die lang erhofften Antworten gibt? Sprachlich nüchtern und auf zurückhaltende Art erzählt uns der Autor Matthias Jügler ein Stück deutsche Zeitgeschichte der näheren Vergangenheit. Und auch wenn man als Leser bereits von Anfang an einen gewissen Verdacht hat, der sich letztendlich auch bestätigt, ist die Lektüre des Romans unglaublich spannend. Besonders interessant fand ich das Ende des Romans, das die Frage aufwirft, ob man mit gewonnen Erkenntnissen immer etwas „anfangen“ muss oder ob es auch Gründe gibt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Als kleinen Kritikpunkt oder besser gesagt Hinweis möchte ich folgendes erwähnen: Ich persönlich habe das Buch auf meinem E-Reader gelesen, würde aber zum Buch raten, da gerade an zentraler Stelle des Romans einige fiktive (?) Dokumente abgebildet sind, die für den Fortgang der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, die aber im E-Reader-Format nicht leicht zu entziffern und leider auch nicht zu vergrößern sind.

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«Schliesslich kam Grossmutter aus dem Wohnzimmer. Sie verlor kein Wort über Vaters Abwesenheit, stattdessen hielt sie eine Tüte Bonbons in der Hand…zum Trost, wie sie sagte. Als ich sie nun sah, die Tüte in der Hand, mitleidig ihr Blick, da begriff ich, dass Vater nicht wiederkommen würde. Ich fing an zu weinen. Viel lieber wollte ich wütend sein, auf Vater, so wütend, wie ich es am Vormittag gewesen war. Aber es klappte nicht.» Johannes hat schon früh seine Mutter verloren. Als auch noch sein Vater von einem Tag verschwindet, bleibt er bei der Grossmutter zurück. Mit ihm bleiben viele offene Fragen, über die aber nie gesprochen werden kann. Auf diesem unsicheren Boden wächst er zu einem melancholischen, an vielem zweifelnden Mann heran, sucht seinen Platz im Leben und kann sich doch nicht frei einlassen. „Dann entdeckte ich den Brief, und kaum dass ich ihn gelesen hatte, wusste ich, dass dies der eine Moment war, der alles änderte, nicht nur meine Zukunft, sondern vor allem meine Vergangenheit, beziehungsweise das, was ich dafür gehalten hatte.“ Als er eine Kiste mit Briefen findet, in welcher auch einer an seinen Vater adressiert ist, sieht er plötzlich einen Weg, doch noch zu Antworten zu kommen. Dazu macht er sich auf nach Norwegen, wo er immer tiefere Einsichten in seine Kindheit in der DDR und das, was damals ablief bekommt. Matthias Jügler erzählt die Geschichte eines Jungen, Johannes, aus dessen Sicht und es gelingt ihm dabei, das Erzählte in Sprache und Denken authentisch und dem Alter entsprechend zu halten. Trotz der tragischen und Johannes erschütternden Umstände verfällt die Erzählung nie in eine zu melancholische Stimmung, das Beibehalten einer Sachlichkeit und Distanz sind die dem Verhalten von Johannes entsprechend Form. Sie bringen es aber auch mit sich, dass es nicht möglich ist, dem Protagonisten und seinem Fühlen wirklich nahe zu kommen. Man bleibt als Leser der Betrachter von aussen, so wie es wohl im wirklichen Leben bei einem Treffen mit Johannes auch gewesen wäre. So begleitet man Johannes durch seine Kindheit, Jugend hinein ins Erwachsenenalter, sieht ihn eine Familie gründen, doch etwas bleibt immer präsent: Die Erinnerung an die Vergangenheit, die Ungewissheit, was wirklich war damals und die Unsicherheit im Leben und in seinem Sein, die daraus entstanden ist. Das Finden des Briefes erscheint da wie ein Weckruf aus einem Schlafzustand. Endlich schreitet er zur Tat, endlich zeigt er den Willen, den Dingen auf den Grund zu gehen. „Die Verlassenen“ ist ein Buch ohne grosse Ereignisse, ohne laute Töne, ohne eindringliche Bilder. Leise und sanft fliesst die Erzählung dahin und nimmt den Leser mit auf eine Reise ins Ungewisse. Was dann ans Licht kommt, hätte man zwar bei dem Setting erahnen können, und doch liegt es nicht so offen da, dass das Weiterlesen sich erübrigen würde. Eine durch und durch gelungene Erzählung, in welcher der Autor es versteht, Inhalt und Form in ein stimmiges Ganzes zu verweben und den Leser durch eine unterschwellige Melancholie zu berühren, die nie zu abgrundtief wird, dass sie bedrückt. Fazit: Ein Buch der leisen Töne, die Lebensgeschichte eines Jungen, der zu früh von den nächsten Menschen verlassen wird, dabei das Vertrauen verliert, und erst zu sich selber findet, als er sein Leben selber in die Hand nimmt und Antworten auf seine offenen Fragen sucht. Grosse Empfehlung!

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