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Willibert Pauels: Lachen, leiden, Lust am Leben

Willibert Pauels: Lachen, Leiden Lust am Leben

Aus der österlichen Perspektive kann man sogar Witze über den Tod machen

Einer meiner kölschen Lieblingswitze über Tünnes und Schäl ist folgender:
Tünnes und Schäl stolpern voll wie ein Eimer unter Absingen despektierlicher Lieder durch Köln. »Maria durch Köln-Dünnwald ging ...«, schallt es zur Melodie von Gotteslob-Nummer 224 nicht schön, aber laut durch die Straßen. An Melaten beschließen die zwei Suffköppe, eine Abkürzung zu nehmen. Sie kommen aber nur bis zur Mitte des Friedhofs, wo sie ermattet niedersinken in den seligen Schlaf der Betrunkenen. Am nächsten Morgen wird Tünnes mit dickem Kopf wach. Er weiß gar nicht, wo er ist oder wie er dahin gekommen ist: Filmriss! Das Einzige, was er weiß: Er sieht Gräber. So weit das Auge reicht nur Gräber. Da wird auch Schäl wach, rappelt sich hoch, sieht Tünnes und fragt: »Was ist los?« »Was los ist? Das kann ich dir sagen: Auferstehung! Wir zwei sind die ersten!« Das Grab ist leer, der Held erwacht ...

In diesem Witz erkennt man, was Ostern bedeutet: die befreiendste und radikalste Perspektive über den Dingen. Sehr schön kommt das auch in folgendem Witz zum Ausdruck:

Ein altes Ehepaar hat eigentlich nur noch einen einzigen Wunsch: Es will gemeinsam sterben, damit keiner auf Erden ohne den anderen sein muss. Tatsächlich erleiden der Mann und die Frau eines Tages nahezu gleichzeitig einen Herzinfarkt. Mit Blaulicht und Sirene werden sie ins Krankenhaus gefahren, wo die Ärzte alles daransetzen, ihre Leben zu retten. Doch vergeblich: Die Frau stirbt. Sie kommt in den Himmel und wartet. Wer nicht kommt, ist ihr Mann. »Immer kommt der zu spät«, fängt sie an zu schimpfen. »Nicht einmal kann der pünktlich sein.« Stunden vergehen. Dann endlich kommt auch der Mann in den Himmel. »Wo bleibst du denn so lange?«, empfängt ihn die Frau. »Ich warte hier schon seit Stunden!« Darauf der Mann: »Sei nicht bös, Liebchen, aber mein Arzt hat mich so lang aufgehalten.«

Was für eine Pointe! Nur zu verstehen durch den Perspektivwechsel. Für die Ärzte ist der Exitus zweier Patienten an einem Tag die Katastrophe der Woche. Alles haben sie gegeben, um das zu verhindern – und am Ende den Kampf doch verloren. Ihre Niederlage aber ist für den Mann (und damit auch für den Witz-Erzähler) aus der österlichen Perspektive ein Gewinn: »Sei nicht bös, Liebchen, aber mein Arzt hat mich so lang aufgehalten.«

[...] Wenn man dem Sterben noch einen Witz abringen kann, sagt das eigentlich schon alles. Galgenhumor ist nämlich nur dann nicht zynisch, wenn der Tod tatsächlich nicht das letzte Wort hat. Aber wenn dem so ist, wenn wir im Sterben nur die Räume wechseln, dann kann sich auch die Leiterin eines Hospizes – so habe ich es mal gesehen – eine Postkarte ins Büro hängen, auf der ein Mann im Hausflur auf dem Boden liegt, und seine Frau, in Hut und Mantel offenbar gerade zur Tür hereingekommen, sich über ihn beugt und sagt: »Karl-Heinz, du tot im Flur? So kenn’ ich dich ja gar nicht!«

»Op die Liebe, op et Lävve, op die Freiheit und d’r Dud.«
Kasalla

Die feste Überzeugung, dass der Tod nicht das Ende ist, findet sich auch im rheinischen Liedgut. »Es gibt ein Leben, ein Leben nach dem Tod«, singen die Bläck Föös. »Ob du Christ bist oder Moslem, schwarz bist oder rot, es gibt ein Leben, ein Leben nach dem Tod.« Das Lied ist ein witziges Ufftata-Stück, das sicher nicht als theologische Aussage über das ewige Leben verstanden werden will. »Ja, dort oben hoch im Himmel, da ist jeden Tag ein Fest. Das weiß ich von meiner Oma, die schon da gewesen ist«, heißt es im Refrain. Aber bei allem Spaß ist das Stück meiner Meinung nach doch nicht ganz losgelöst zu sehen von der fest in der rheinischen Seele verankerten Überzeugung, dass es ein Leben nach dem Tod tatsächlich gibt.

Was viele übrigens nicht wissen: Der Föös-Song ist in Wirklichkeit ein Bob-Dylan-Cover. »Death is not the end«, heißt das Original, das 1988 auf dem Album »Down in the Groove« erschienen ist. Sehr empfehlenswert und alles andere als Ufftata:

When the storm clouds gather ‘round you
And heavy rains descend
Just remember that death is not the end

And there’s no one there to comfort you
With a helpin’ hand to lend
Just remember that death is not the end.

Oh, the tree of life is growing
Where the spirit never dies
And the bright light of salvation shines
In dark and empty skies.