Dieses Buch über das Schreiben spielt in einem Museum.Leila Slimani hat in der Punta della in Venedig zwischen modernen Kunstwerken eine schlaflose Nacht verbracht, und was ihr dabei in den Sinn kam, während sie zwischen Skulpturen von Tatiana Trouvé , Objekten von Ethel Adnan oder Photographien von Berenice Abbott wandelte, sind Gedanken über Kunst und Künstler, über das Leben, das Schreiben und ihre Familie und damit über sich selbst.
Sie zitiert Autor*innen von Baudelaire bis Woolf und reflektiert das eigene Schreiben. Ihre Rückzugstendenzen lassen sie an ihre Kindheit in Rabat denken, wo sie als Mädchen niemals allein das Haus verließ, bis sie alt genug war, diese Verbote zu übertreten und wie der Nachtjasmin in der Dunkelheit zu erblühen. Es ist das Mäandern zwischen drinnen und draußen, Rückzug und Auftritt, innerer Klausur und Veröffentlichung, das ihrem Leben die Spannung zu verleihen scheint.
„Und ich träumte davon, eingesperrt zu sein. Nur noch dort, auf diesen paar Quadratmetern, zu leben, in den Büchern, den Worten, dem Duft meiner Träume. Meinen Rhythmus selbst zu bestimmen. Entschieden frei zu sein.“
Ihre Rolle als moderne Frau und Mutter reflektiert sie ebenso wie die der ungläubigen Marokkanerin und französischen Schriftstellerin, die als Teenager für Marylin Monroe schwärmte und nichts mit moderner Kunst anfangen kann.
„Das Museum bleibt für mich ein Ausdruck westlicher Kultur, ein elitärer Raum, dessen Codes ich noch immer nicht erfasst habe.“
Sie lässt uns nahe an sich heran in diesem Werk, das eine Sammlung persönlicher und kluger Gedanken und Erinnerungen an ihre Kindheit, ihre Heimat, ihren Vater enthält, zwischen denen wir uns ebenfalls wie durch ein Museum hindurch bewegen.
„Ist das vielleicht die Aufgabe des Künstlers?Auszugraben, dem Vergessen zu entreißen, den diabolischen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu führen. Sich der Verdrängung entgegenzustellen.“
Ein wunderbares Buch (nicht nur) für eine schlaflose Nacht, das neugierig macht auf die weiteren Werke dieser vielschichtigen Autorin.
Aus dem Französischen von Amelie Thoma