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Rezensionen zu
Die Schwestern von Marzahn

Christiane Tramitz

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€ 15,99 [D] inkl. MwSt. | € 15,99 [A] | CHF 23,00* (* empf. VK-Preis)

vom Schein und Sein

Von: suveti

24.04.2019

Neugierig wurde ich auf dieses Buch durch ein Radiointerview mit der Autorin, das ich während einer längeren Autofahrt hörte. Die Autorin, Christiane Tramitz ist Verhaltensforscherin und beschäftigt sich seit langem schon mit unterschiedlichen Facetten menschlicher Verhaltensweisen. Für „Die Schwestern aus Marzahn“ lebte sie selbst mehrerer Wochen im Berliner Stadtbezirk, der - man möchte es kaum glauben - allein die Einwohnerzahl einer Großstadt beherbergt. Ich habe das Buch in „einem Rutsch“ gelesen. Es lebt von seiner Doppeldeutigkeit, die sich nicht nur im Titel äußert und sich auf zwei seiner Protagonisten-Paare bezieht sondern auch von Worten einer Frau vor dem Suizid, die unter die Haut gehen und mich noch Tage, nachdem ich das Buch gelesen und zur Seite gelegt hatte, beschäftigten Die Schilderung des Aufbaus der ehemalig kleinen Siedlung im Berliner Randgebiet zu einer der größten in Europa, deren Besiedlung und Verfall in den Nachwendejahren ist zum einen bedrückend, zum anderen schärft die liebevolle Charakterisierung seiner Bewohner den Blick hinter die Kulissen und lässt den Leser verstehen, warum viele seiner Bewohner dem Bezirk noch heute so eng verbunden sind. Die Erzählung, die auf wahrend Begebenheiten beruht, ist berührend und erschreckend zugleich. Das Bild der „Cindy aus Marzahn“ tauchte bei der Lektüre kein einziges Mal in meinen Gedanken auf. Vielleicht gerade, um nicht diesem Klischee zu erliegen, empfand ich jedoch die Wahl der Namen etwas störend. Der Vorname Fabian wird erst seit den 1970er Jahren vermehrt vergeben und hat bis heute sichtlich an Beliebtheit gewonnen. Dass linientreue Funktionäre ihren Sohn so nannten halte ich für unwahrscheinlich - ich kenne zumindest keinen Mann mit diesem Namen im Alter des Protagonisten. Auch die Recherche ostdeutschen Vokabulars ist an einigen Stellen etwas mangelhaft: von „Grundschule“ oder „Kita“ (gab es nicht in der Form, wie wir sie heute kennen) war seinerzeit nicht die Rede, das „Personalbüro“ sicherlich eher als „Kaderbüro“ bekannt. Auch die Ausdrucksweise der Ordensschwestern („Lover“, „sich die Kante geben“, „aufgehübscht“) empfand ich als wenig authentisch. In der wörtlichen Rede habe ich den bei Marzahner Urgewächsen sicher stark ausgeprägten Berliner Dialekt vermisst. Kleine Kritikpunkte. Alles in allem aber absolut lesenswert und anregend!

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Die Schwestern von Marzahn"ist eine Geschichte von Christiane Tramitz und 2019 im Ludwig Verlag erschienen. Es wird stellvertretend für viele betroffene, dass Leben und die Biografie des Herrn Krüger und zweier Mädchen mit Migrationshintergrund, in einem der bekanntesten Brennpunkte Deutschlands, Berlin Mahrzahn dargestellt. Zentrales Thema ist das leben in der ehemaligen DDR und wie die Grenzöffnung nach Westdeutschland den sozialen Abstieg vieler DDR Bürger begünstigte, der bis heute in der Gegenwart anhält. Anhand der beiden ausländischen Mädchen wird klar das noch mehr soziale Probleme dazu kommen in Berlin Mahrzahn und sich die Lage für viele Menschen dort noch weiter verschlechtert. Die Nebenerzählung der beiden Ordensschwestern, die immer mal wieder ihre Erlebnisse in Form von Erzählungen einfließen lassen gehen leider unter und wären wahrscheinlich ein eigenes Buch wert gewesen. Leider hat die Erzählung der Biografie von Marie Krüger, Ex Frau von Herrn Krüger einen plötzlichen Spannugsabriss und tritt dann zum Abschluss, als man sie schon fast vergessen hat wieder in Erscheinung. Ein spannend geschriebenes , leicht zu lesendes Sozial und Gesellschaftskritisches Buch. Nicht für die breite Masse geeignet, eher für Personen geeignet die sich beruflich mit dem Milieu auseinander setzen müssen.

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Das Schicksal des Fabian Krüger und das der beiden Mädchen gingen mir beim Lesen nahe. Alle drei verbindet Armut, Tod und Verluste. Die einzelnen Leben wirken trist und oft hoffnungslos. Die Begegnungen der Mädchen und des Herrn Krügers vermitteln dem Leser eine Situation die durch schönere Momente gekennzeichnet ist und einen Hauch Hoffnung transportieren. Die beiden sehr jungen Mädchen sind durch die Krankheit der Mutter im Plattenbau auf sich gestellt und leben unbemerkt alleine in der Wohnung im Plattenbau in Marzahn. Herr Krüger ist ein Opfer der Wende, arbeitslos und Verlassen von seiner Frau. Er hat viele Schicksalsschläge erlitten, so hat er seinen fünf jährigen Sohn vor zwanzig Jahren verloren. Seine von Gewalt gezeichnete Kindheit holt ihn in seinem jetzigen Lebensabschnitt wieder ein. Durch die Begegnungen mit den jungen Mädchen bekommt der Leser das Gefühl,dass Herr Krüger damit seine Vergangenheit beginnt zu verarbeiten. Umrahmt wird die Erzählung von zwei Ordensschwestern die seit Jahrzehnten in Marzahn helfen. Der Erzählstil gleicht sich den behandelnden Personen an. So ist Herr Krügers Geschichte aus seiner Perspektive geschrieben und mit vielen DDR Ausdrücken und Einsichten gefärbt. Der verwendete Stil bei den Ordensschwestern ist gefühlvoll und Wortreich. Mich hat das Buch sehr berührt. Obwohl ich mich gut im Osten von Berlin auskenne hat es mir einige auch erschreckende neue DDR Einblicke gewährt. Es wird klar, wie wahnsinnig tief die Autorin in die DDR Geschichte und besonders in die Geschichte von Marzahn eingetaucht ist. Die Lebenssituation sind berührend aber an manchen Punkten kaum noch auszuhalten. Die Vergangenheit der Hauptperson Herr Krüger und auch damit seiner Frau sind kaum zu ertragen. So werden in dem Buch viele Teile der Vergangenheit angesprochen aber teilweise nicht weiter thematisiert. Die Kindheit des Protagonisten ist von Gewalt geprägt die einerseits durch denn DDR Erziehungsstil herrührt aber auch durch die NSDAP Vergangenheit des Vaters herrührt. Ob man hier auf die Nazi Zeit Verweisen müsste erschließt sich mir nicht. Das Buch zeigt auf wie in Deutschland in den größten Plattenbausiedlungen gelebt wird. Jedoch ist es kaum leben zu nennen. Das Ende hingegen bietet dem Leser fast noch ein kleines Happy End an.

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Als ich den Klappentext diese Buches gelesen hatte, habe ich an ein Schicksal von vielen in einem Plattenbauten-Wohnblock denken müssen, von denen man vielleicht entfernt schon einmal gehört, aber sich noch nie näher mit dem Thema beschäftigt hat. Überall in Deutschland sind soziale Brennpunkte in derartigen Wohnblöcken bekannt, doch die Verbindung der Lebensgeschichten der Menschen aus der ehemaligen DDR, lassen ein noch spezielleres Alltagsleben erahnen. Daher war ich neugierig, in diese persönliche Geschichte einzutauchen. Erwartet hatte ich die Schilderung einer Lebensgeschichte, die schon laut der Buchbeschreibung emotional sein wird, aber dennoch bin ich von einer eher faktischen Berichterstattung ausgegangen. Jedoch schon zu Beginn des Buches erkennt man an der Erzählweise der Autorin, dass dem nicht so sein wird, sondern die einzelnen Charaktere detailreich dargestellt werden. Berichtet wird im Wechsel von drei Hauptcharakteren. Ich fand es sehr gut, dass hier die einzelnen Personen nicht nur oberflächlich vorgestellt wurden, sondern die Personen sozusagen von sich selbst erzählen. Und das nicht nur förmlich, wie in einer Berichterstattung, sondern augenscheinlich in der Art und mit der Ausdrucksweise und den persönlichen Gedanken und Empfindungen, die sie als Person ausmachen. Die „Schwestern von Marzahn“ aus dem Buchtitel, haben entgegen meiner Erwartung jedoch keine ganz so große Rolle in der Erzählung eingenommen. Zwischendurch wurde in kurzen Episoden von den Aufeinandertreffen der Schwestern und Fabian Krüger erzählt, aber leider fanden hier nicht so viele ausführliche Dialoge zwischen den Dreien statt, wie mit anderen Personen. Manches wurde lediglich in einer kurzen Abhandlung in der Vergangenheitserzählform von Fabian Krüger geschildert. Das fand ich etwas schade und ich hätte mir persönlich gern mehr Gesprächsschilderungen von den Dreien gewünscht sowie auch über das Schicksal der Mädchen, welches zum Ende des Buches hin aufgedeckt wird, hätte ich gerne mehr erfahren. Dennoch werden hierzu und auch zu dem ungeahnten Trauma von Frau Krüger, alle notwendigen Informationen gegeben, die vieles erklären und das Verhalten einzelner Personen nachvollziehbarer machen. Leider birgt auch das Ende des Buches, wie von mir persönlich erhofft, kein richtiges Happy End, was jedoch von der Autorin vielleicht gerade so gewollt ist. Denn wie oder ob die Geschichte von Herrn und Frau Krüger gemeinsam weitergeht, soll vielleicht deren Geheimnis bleiben. Erfreulicherweise hat sich das Leben der beiden aber augenscheinlich zum Positiven verändert. Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und ich würde es jedem, der ähnliches Interesse an diesen verschiedenen Themen hat, uneingeschränkt weiterempfehlen. Wie bereits zu Anfang erwähnt, ist das Hauptthema ein Leben in einem Plattenbau im Osten Deutschlands. In diesem Buch werden hierzu aber viele verschiedene Themen bzw. Probleme behandelt. Insbesondere aufzählen möchte ich die Punkte ein Leben mit Hartz IV, die Hoffnungslosigkeit der Menschen, die in diesen Kreislauf hineingeraten sind, hinzukommende Alkohol- oder Drogenprobleme, Isolation und heute leider weit verbreitete Anonymität sowie der wachsende Anteil an Immigranten und der dadurch augenscheinlich im Osten verstärkt aufkommende Zuwachs an Wählern von ausländerfeindlichen Parteien etc. Außerdem werden Schicksalsschläge wie der Tod des eigenen Kindes und ein Missbrauch in der Kindheit behandelt. Beim Lesen des Buches konnte ich viele verschiedene Emotionen bei mir beobachten. Ich habe bei den Erlebnissen der Charaktere ein tiefes Mitgefühl empfunden, konnte an manchen Stellen aber auch schmunzeln und hab mich ebenfalls über das Verhalten oder die Einstellung Einzelner ärgern bzw. diese nicht nachvollziehen können. Letztendlich erzählt Christiane Tramitz in diesem Werk tatsächlich eine berührende und facettenreiche Geschichte, die mich dieses Buch sicher nicht so schnell vergessen lässt.

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